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Klein Schwechtener Pfarrer Thomas Vesterling verlässt die Altmark / Verabschiedung am Sonntag in Eichstedt "Habe das Gefühl, etwas erreicht zu haben"

Von Andreas Puls 18.03.2015, 02:26

Der Klein Schwechtener Pfarrer, Thomas Vesterling, verlässt in Kürze die Altmark. Am 22. März wird der 38-Jährige während eines Gottesdienstes in Eichstedt verabschiedet. Im April tritt er eine Pfarrstelle in der Börde an.

KleinSchwechten l Erst seit gut drei Jahren ist Thomas Vesterling als Pfarrer in der Altmark tätig. 2011 übernahm er die Pfarrstelle in Klein Schwechten. Aber nun kehrt er der Region wieder den Rücken. Er hat sich erfolgreich um die Pfarrstelle in Weferlingen (Börde) beworben. Im Mai beginnt dort für ihn die neue Pfarrtätigkeit.

"Mein Entschluss beziehungsweise auch der meiner Frau und Familie wegzuziehen, ist kein übereilter Schritt. Die ersten konkreten Vorbereitungen begannen im Juli vergangenen Jahres. Es war ein längerer Prozess, der zu der Entscheidung geführt hat", sagt Thomas Vesterling gegenüber der Volksstimme. Der gebürtige Harzer stellt voran, dass es völlig normal sei, sich nach drei Jahren Tätigkeit als Jungpfarrer noch einmal woanders hinzubegeben, seinen Horizont zu erweitern. Der Umzug nach Weferlingen sei keine Entscheidung gegen die hiesige Pfarrstelle, sondern für eine andere.

Von der Domgemeinde Merseburg in die Altmark

Vesterling hat nach seinem Theologiestudium in Greifswald, Tübingen, Amsterdam und Halle, seinem Vikariat in der Domgemeinde Merseburg sowie einem einjährigen USA-Aufenthalt als Pfarrer 2011 die Pfarrstelle in Klein Schwechten übernommen. Die Gemeinde, der ganze Pfarrbereich, sei ihm seither sehr ans Herz gewachsen. Er habe vieles anschieben und aufbauen können und er habe hier sehr viel gelernt. "Darum verlasse ich die Altmark mit einem tränenden Auge, aber auch mit dem Gefühl, hier etwas erreicht zu haben."

Zur Wahrheit gehöre allerdings auch, so Vesterling weiter, dass er sich in seiner Arbeit nicht frei genug gefühlt habe. Aus seiner Sicht habe es von übergeordneter Stelle an Vertrauen gemangelt. Als Beispiel nennt er das von ihm auf den Weg gebrachte Jugendprojekt, für das er sich mehr Unterstützung, auch finanzieller Art, seitens des Kirchenkreises gewünscht hätte. Denn das Projekt sei ein großer Erfolg gewesen. "Es war weitaus mehr als ein Jugendaustausch. Es hat die Gemeindearbeit belebt", ist Vesterling überzeugt. Die Kritik, die aus diesen Anmerkungen zu entnehmen sei, resultiere allerdings aus seiner ganz individuellen Wahrnehmung. Es gebe noch eine Reihe weiterer Gründe für seinen Weggang, auch private Gründe.

Pfarrbüro hatte anfangs keinen Fußboden

Gegenüber der Volksstimme blickt der Pastor zurück auf seine Zeit in der Altmark. Er habe als unerfahrerner Jungpfarrer unter schwierigen Bedingungen in Klein Schwechten seine Arbeit aufgenommen. 2011 gab es kein Pfarrhaus vor Ort, keinen Telefonanschluss, keinen Computer. Das Büro habe anfangs keinen Fußboden gehabt, beschreibt Thomas Vesterling seine Startphase. Trotzdem sei es gelungen, die Gemeindearbeit neu anzuschieben. Anfangs habe es nur eine Seniorengruppe gegeben, in letzter Zeit waren es derer vier. "Es ist Neues entstanden. Dazu zähle ich unter anderem den Gesprächskreis mit jungen Erwachsenen, die Angebote für Kinder", nennt der Pastor einige Beispiele.

Drei Chöre hat Vesterling weiter betreut und geleitet. Die Pfarrbereichs-Gottesdienste hätten sich zu Höhepunkten für die Christen in der Region entwickelt. Grundsätzlich sei es ihm wichtig gewesen, "frischen Wind" in die Gottesdienste zu bringen. "Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben aktiv mitgewirkt. Sie waren die wichtigste Zielgruppe, aber die Senioren waren trotzdem da, weil sie interessiert daran waren", beschreibt Vesterling.

Vor allem mit dem Jugendprojekt hat sich der Klein Schwechtener Pfarrer über die Region hinaus einen Namen gemacht. Höhepunkte dieses Projektes war ein Gastaufenthalt amerikanischer Jugendlicher 2013 in der Altmark und ein Gegenbesuch 2014 in den USA (wir berichteten). Die jungen Leute lernten sich bei Arbeitseinsätzen, sozialen Projekten und vielen anderen gemeinsamen Unternehmungen kennen. "Aber der wichtige und von mir beabsichtigte Nebeneffekt war, dass sich durch diese Jugendarbeit der Kontakt und die Zusammenarbeit der einzelnen Gemeinden im ganzen Pfarrbereich intensiviert hat. Das Vertrauen unter den Generationen ist gewachsen. Aber auch Kontakte und Zusammenarbeit über die Kirchengemeinden hinaus sind durch das Projekt entstanden. Es hat finanzielle Unterstützung von verschiedensten Seiten gegeben", freut sich der Pastor.

Heute: "Feedback-Abend" in Klein Schwechten

Seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin wünscht Thomas Vesterling auf diesem Wege einen guten Start. Zum heutigen Mittwoch lädt der Pastor alle Interessenten aus dem Pfarrbereich zu einem "Feedback-Abend" ins Pfarrhaus Klein Schwechten ein. In einem offenen Gespräch soll Bilanz gezogen werden. Beginn ist um 18.30 Uhr. Am Sonntag, 22. März, wird Vesterling ab 14 Uhr während eines Gottesdienstes in der Kirche Eichstedt als Pfarrer aus der Altmark verabschiedet. Am 3. Mai findet in der Kirche Weferlingen der Einführungsgottesdienst in Vesterlings neuem Pfarrbereich statt. Beginn: 14Uhr. Auch dazu sind Leute aus der Altmark willkommen.