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Wolfgang List stellt Buch über Eisenbahn-Läutewerke vor Wenn die Optik versagt, kommen Glocken zu Wort

Von Frank Schmarsow 19.03.2011, 04:27

Mit einem Vortrag "Sprechende Glocken am Schienenstrang", gehalten vom Stendaler Eisenbahnhistoriker Wolfgang List, lud die Kreisvolkshochschule Stendal zum dritten "Treff in der Bibliothek" ein.

Osterburg. Grundlage der Ausführungen von Wolfgang List in der Einrichtung am Großen Markt in Osterburg war sein jüngstes Buch "Elektromechanische Läutewerke der Eisenbahnen", das er gemeinsam mit Hans-Wolfgang Harden verfasst hat. List hatte bereits vor zwei Jahren sein Buch über die Kleinbahn Osterburg - Deutsch-Pretzier in diesem Rahmen vorgestellt und viele Zuhörer gefunden. Dieses Mal fand die Veranstaltung im kleinen Kreis statt.

Er beschäftige sich seit 25 Jahren mit dem Thema, berichtete List im Gespräch mit der Volksstimme. "Schon 1986 hatte ich die Idee zu diesem Buch, um die Frage zu beantworten: Wie entstanden die Läutewerke und wozu dienten sie." Er habe schon damals ein Läutewerk besessen - mittlerweile seien es 22 verschiedene Arten - und Harden habe schon zu DDR-Zeiten entsprechende Unterlagen besorgt, "als Kopien Hunderte von Seiten".

1846 sei bei der Bahn das akustische Signalmittel eingeführt worden, das Telefon war ja noch nicht erfunden. Bis dahin hatte es nur optische Signale gegeben, zum Beispiel Ballonsignale, optische Telegrafen, Signale mit Flaggen oder Zeichen am Zug, die sich aber als unzureichend und witterungsanfällig erwiesen hatten. "Die funktionierten nicht immer, zum Beispiel bei Nebel, starkem Regen, nachts und so weiter. Aber es mussten ja Informationen zwischen den Schrankenwärtern ausgetauscht werden." Da sei man auf die Idee gekommen, Glocken zu benutzen. "Diesen hat man durch Signale - eine bestimmte Folge von Schlägen - eine Sprache gegeben. Es gab im wesentlichen vier Läutesignale mit bestimmten Schlagkombinationen."

Er sei bis 1976 während der Semesterferien als Lokheizer gefahren, ließ List durchblicken. Er ist Diplom-Ingenieur, hatte Verkehrsmaschinentechnik an der Hochschule für Verkehrswesen in Dresden studiert. Er habe viele Hobby-Partner in der Schweiz und für seine Recherche unter anderem auch das Technische Museum in Wien durchforstet. "Dieses Buch über Läutewerke ist das einzige seiner Art weltweit und es wird auch kein weiteres geben. Es ist eben das Standardwerk über Läutewerke", sagte List.