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Leser schreiben für Leser / Reiseerlebnisse eines Seehäuser Jugendlichen nach dem Abitur / Teil 2 Paris - eine aufregende Metropole mit Historie an fast jeder Ecke

09.01.2012, 04:29

Von Amsterdam nach Barcelona: 1800 Kilometer auf der Schiene durch Westeuropa mit einem Interrail-Ticket. Ein Seehäuser Jugendlicher schreibt über seine Reiseerlebnisse.

Von Hannes Harthun

Seehausen/Paris l Unser Zug hielt am Pariser Nordbahnhof, und gleich am Anfang stand die Hürde, ein Nahverkehrsticket zu erwerben. Während in Amsterdam Englisch weit verbreitet ist, verstand unser Fahrkartenverkäufer kein Wort, sodass ich meine verstaubten Französischkenntnisse aufwärmen musste. Und siehe da: Wenn man gezwungen wird, sich mit der Sprache zu befassen, kommen auch die Vokabeln wieder. Im Verlauf der Reise musste ich einige Male an meine Französischlehrerinnen Frau Mummelthey und Frau Günther denken, die ich während meiner Schulzeit am Markgraf-Albrecht-Gymnasium selten mit guten Französisch-Leistungen erfreut hatte.

Karge Jugendherberge

Unsere karge Jugendherberge lag im Künstlerviertel Bastille und erinnerte stark an alte Plattenbauten. Auch die beklemmende Untergrundbahn entsprach nicht dem Paris, das wir aus Filmen und Berichten kannten. Am Abend machten wir uns auf zur Seine. Langsam wurde es dunkel, und Paris wurde das, was wir uns erhofft hatten: eine aufregende Metropole mit historischen Gebäuden an jeder Ecke.

Vom Rathaus gingen wir auf die Seine-Insel mit Notre-Dame und dann zum Louvre. Zu dieser Zeit war der Innenhof des größten Museums der Welt fast menschenleer und wirkte dadurch umso prächtiger und größer. Bei einer Besichtigung an einem der darauffolgenden Tage wurde uns klar, dass die Menschenmassen, die tagsüber durch die Flure strömten, den Kunstgenuss trübten. Die Mona Lisa und andere berühmte Gemälde bekommt man kaum zu Gesicht, weil tausende andere Touristen den gleichen Wunsch haben. Auch der Eiffelturm stand gleich am ersten Abend auf unserer Agenda. Es war ein beeindruckendes Gefühl an diesem Ort zu stehen, von dem man schon oft gehört hat.

Unser erster Morgen in Paris fiel auf den Tag der letzten Etappe der Tour de France, die auf den Champs-Élysées endete. Vom Triumphbogen, den wir als junge EU-Bürger kostenlos besichtigen konnten, hatten wir einen guten Blick auf das Ende der Rennstrecke und auf ganz Paris. Das gute Wetter ermöglichte uns einen atemberaubenden Blick über "Die Stadt der Liebe". Von dort aus konnten wir auch unser nächstes Ziel, den Invalidendom sehen, in dem die Gebeine Napoleon Bonapartes verwahrt werden. Auch 190 Jahre nach dem Tod des selbst-gekrönten französischen Kaisers finden sich auf dessen Grabmal frische Blumen. Das angeschlossene Militärmuseum gibt einen guten Einblick in die Geschichte Frankreichs.

Entspannung im Künstlerviertel

Entspannung gab es für uns im Künstlerviertel Saint-Germain-des-Près, wo wir viele begabte Straßenmusiker sahen, unter anderem eine Rentner-Jazzcombo, die in der Nachmittagssonne viele Menschen unterhielt. Dort war es ruhiger, und man musste keine Angst haben, überfahren zu werden oder in den Menschenmassen keine Luft mehr zu bekommen. Den Abend genossen wir mit französischem Rotwein auf dem Hügel im Stadtviertel Montmartre vor der Kathedrale Sacré Coeur. Viele Artisten und Musiker treffen sich dort, um den Touristen ihr Können zu beweisen. Man hat einen schönen Blick über die Stadt. Zum Abschluss besuchten wir die Abendmesse in Sacré Coeur. Die Kirche hat einen beeindruckend Innenraum und bietet einen prächtigen Anblick. Bei der Messe verstanden wir nicht viel, doch allein die Atmosphäre dort war atemberaubend.

Multi-Kulti an der Seine

Auch in Paris bemerkten wir viele Menschen aus anderen Kulturen, besonders in den Vorortszügen. Wenn man an Thilo Sarrazins These denkt, die deutsche Kultur würde durch zu viele Einwanderer geschwächt, empfiehlt sich ein Blick nach Frankreich. Auch dort gibt es viele Einwanderer, doch trotzdem hält die "Grande Nation" ihr kulturelles Erbe hoch. Egal ob beim Eurovision Songcontest, oder am Ticketschalter im Pariser Nordbahnhof: Die Franzosen bestehen darauf, ihre eigene Sprache zu besprechen. Sie sind stolz auf ihre Kultur, und das ist auch gut so.

Paris ist im Großen und Ganzen sehr hektisch und laut. Eine ruhige Ecke haben wir trotzdem gefunden. Abends lohnt sich ein Bummel über die kleine Seine-Insel Saint Louis, hinüber ans südliche Ufer. Dort am Quai Saint-Bernard kann man zusehen, wie sich Einheimische zum Tango treffen und bei Käse, Baguette und Rotwein über die Welt sinnieren.

Bevor wir am nächsten Tag mit dem TGV (Train à grande vitesse, zu deutsch: Zug mit großer Geschwindigkeit) nach Lyon aufbrachen, besichtigen wir als Abschluss die Kathedrale Notre Dame. Während sie von außen groß und hell erscheint, ist sie innen eher düster. Bei unserem Besuch ein Chor. Auch hier fanden wir eine Oase der Ruhe in einer aufgeregten und schnelllebigen Stadt. Mit viel Vorfreude auf unsere nächste Station verließen wir die französische Hauptstadt.