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Schädlingsbekämpfer Thomas Beuter: "Manche sagen sogar, ich soll mein Auto woanders parken" Im Einsatz auf der Rattenautobahn

Von Christina Bendigs 15.03.2014, 02:16

Thomas Beuter aus Peertz ist Schädlingsbekämpfer und sagt derzeit in Salzwedel Ratten den Kampf an. Von einer Plage kann jedoch noch nicht die Rede sein. Dazu fehlen noch Ergebnisse. Die Volksstimme hat ihn bei seiner Arbeit besucht.

Salzwedel l Seit Anfang der Woche ist der Schädlingsbekämpfer Thomas Beuter im Kampf gegen Ratten im Stadtgebiet unterwegs. Etwa 40 Kilogramm Gift wird er in den Bereichen östlich und südlich der Karl-Marx-Straße und der Ernst-Thälmann-Straße auslegen - in der Kanalisation und auch in Rohrleitungs- systemen in Wohnhäusern. Die Rattenpopulation hat in den Einsatzgebieten des Schädlingsbekämpfers sichtbar zugenommen, hatte die Stadt im Vorfeld der Aktion mitgeteilt (wir berichteten).

Doch wie wird man eigentlich Schädlingsbekämpfer? Ein Traumberuf? "Auf der Skala der beliebtesten Berufe würde er nicht gerade die vordersten Plätze belegen", sagt Thomas Beuter schmunzelnd. Auch er wollte den Beruf, den sich sein Vater ausgesucht hatte, eigentlich nie selbst ausüben. Ursprünglich hatte der Peertzer den Beruf des Elektrikers erlernt. Als sein Vater die Arbeit allein nicht mehr bewältigen konnte, half er zunächst mit aus, absolvierte schließlich die Ausbildung und ist seit 1994 im neuen Beruf tätig. 2002 übernahm er die Firma seines Vaters.

Einen Beruf, bei dem sich die Leute freuen, wenn er kommt und hilft, hat er nicht gerade. "Einige sagen sogar, ich soll mein Auto woanders parken", sagt Thomas Beuter. Denn allzuschnell gebe es Gerede unter Nachbarn über die Reinlichkeit des Betroffenen. Ein Schädling werde immer mit Dreck in Verbindung gebracht, weiß Thomas Beuter. Ein Vorurteil. Denn die meisten Schädlinge werden eingeschleppt, aus dem Urlaub zum Beispiel. "Die krabbeln nicht einfach so in eine Wohnung", sagt der Peertzer.

Und wogegen kann so ein Schädlingsbekämpfer nun helfen? "Ich bekämpfe Schädlinge, die leichter sind als 500 Gramm und vier, sechs oder acht Beine haben", sagt er. Ratten seien dabei eigentlich sehr scheue Tiere. Dennoch kommt es vor, dass Thomas Beuter einen Gully-Deckel öffnet und dort Ratten sitzen, "die mich groß angucken". Die seien dann aber relativ schnell in der Kanalisation verschwunden, der Rattenautobahn, wie Thomas Beuter sie nennt. Dennoch bekommt dann auch der Schädlingsbekämpfer schon einmal einen Schreck. "Das ist eklig", sagt er.

Ratten würden sich überall dort ansiedeln, wo sie Nahrung finden. Sie sind Kulturfolger. Und wer häufig Essenreste in der Toilette entsorgt, dem kann es passieren, dass er auf dem stillen Örtchen beim nächsten Mal Gesellschaft hat. Dass Ratten aus dem Klo kommen können, sei kein Aberglaube. Erlebt habe Beuter das aber auch erst einmal. Heute gebe es in vielen Häusern Rückstauklappen. Das Abwasser kann raus, die Ratte aber nicht hinein. Trotzdem sollten Essenreste nicht ins Klo geschüttet werden. "Da können sich die Ratten auf den Rücken legen und müssen nur warten, bis die Nahrung vorbeigeschwommen kommt", begründet Beuter.

Die meiste Arbeit hat der Schädlingsbekämpfer im Sommer. Dann rückt er zum Beispiel auch Insekten zuleibe. Eigentlich nimmt die Schädlingsbekämpfung jedoch nur 30 Prozent seines Arbeitspensums ein. "Die Gesetze werden immer konsequenter umgesetzt", begründet der Familienvater, der die anderen 70 Prozent seiner Arbeitszeit auch Serviceleistungen im landwirtschaftlichen Bereich und in der Altbausanierung erbringt. Und wer mit Giften arbeitet, hat auch im Büro allerhand zu tun. "Ich muss alles genau protokollieren", erzählt er.

Dass eine seiner beiden Töchter in den Beruf einsteigt, hält er für nahezu ausgeschlossen. Auch sein Sohn absolviert bereits eine Lehre, will Industriekaufmann werden. "Aber man weiß ja nie", sagt Thomas Beuter an sich selbst zurückdenkend.

Sicher sei auch noch nicht, ob in Salzwedel von einer Rattenplage gesprochen werden kann. "Jetzt werden erst einmal die Köder ausgelegt, und in einer Woche komme ich wieder und kontrolliere, wo etwas weggefressen wurde."