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Hans-Henning Schindler erinnert an einst vielbeachtete DDR-Methode zur Seesanierung Chemie-Einsatz statt Tiefenwasserableitung

05.04.2014, 01:14

Arendsee (hrä) l Die einst sogar weltweit von Fachleuten bestaunte Pilotanlage der Tiefenentwässerung am Arendsee entstand 1976 am Schramper Eck. Wasserwirtschaftler und Wissenschaftler waren auf die Idee gekommen, an der tiefsten Stelle des Sees phosphorreiches Wasser aus der Tiefe statt sauerstoffreiches von der Oberfläche abfließen zu lassen.

Dadurch sollte das durch Graugänse, Badegäste und durch die ungeklärte Einleitung der Abwässer das Seewasser gereinigt werden.

Das funktionierte jahrelang gut, aber nach der Wende wurde die Anlage 1995 abgeschaltet.

Zwar sollen die aus 40 Metern Tiefe kommenden Plastik-rohre noch nutzbar sein, aber nicht die unterirdisch verlegten Zementrohre, die das Wasser weiter in den Landgraben der Lüchower Landgrabengenossenschaft leiten sollen. Aufnahmen von Spezialkameras haben gezeigt, dass die Verbindungen undicht sind. Die Leitung wurde abgeschaltet, nachdem es mehrfach Unterspülungen von Ländereien und Straßen durch austretendes Wasser gegeben hatte.

Eine mehrfach von Naturfreunden geforderte Wiederinbetriebnahme wurde von Forschern und Wasserwirtschaftlern abgelehnt. Das phosphorreiche Tiefenwasser gelte heute als Abwasser und dürfe nicht mehr auf den Feldern verwendet werden, hieß es während einer Frühjahrstagung der Arbeitsgemeinschaft Der Arendsee.

Das ist für Tauchklubchef Hans-Henning Schindler nicht verständlich. Könnte doch so auf relativ unkomplizierte Weise eine Seesanierung erfolgen, die nachgewiesenermaßen damals erfolgreich war.

Die 1995 durchgeführte Seekreideausfällung habe sich als nicht nachhaltig erfolgreich erwiesen. "Und jetzt wird versucht, uns die Phosphorfällung mit Hilfe von Chemie schmackhaft zu machen", kritisierte Schindler die neue Methode. Auch diesmal werde versprochen, dass der See danach glasklar werde und es keine Blaualgenmassenblüte mehr gebe.

Voraussetzung dafür, dass die von Berliner Forschern favorisierte Methode zum Einsatz kommt, ist aber zuvor die Eliminierung der Phosphorquellen von außen, zum Beispiel über das Grundwasser (wir berichteten).