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Hoteliers aus der Region stehen Vision eines neuen Hauses überwiegend kritisch gegenüber "Zuerst war ich entsetzt"

Von Christina Bendigs 24.04.2014, 03:16

Die Übernachtungszahlen im Vergleich zu anderen Regionen sprechen für sich: Salzwedel ist keine Touristenhochburg. Dennoch will Oberbürgermeisterin Sabine Danicke ein großes Hotel für die Stadt. Was halten ansässige Hotelbetreiber davon? Die Volksstimme fragte nach.

Salzwedel/Arendsee l Noch ein Hotel in der Stadt, dem stehen viele einheimische Betreiber von Gasthäusern skeptisch gegenüber. Die Mehrzahl ist dagegen, erachtet das Ziel als "Blödsinn".

Doch es gibt auch eine Hotelbetreiberin, die unter bestimmten Voraussetzungen Vorteile für ihr Haus sieht. Annette Wnuck von Lipinski leitet das Hotel Siebeneichen: "Zunächst war ich entsetzt", erzählte sie von ihrer ersten Reaktion auf den Vorschlag. Als sie sich genauer mit der Thematik befasste, kam sie aber zu der Erkenntnis, dass ein 200-Betten-Haus mit umfangreichem Wellness-, Beauty- und sonstigem Angebot neue Touristen in die Stadt locken könnte. Denn eine große Kette habe ganz andere Werbemöglichkeiten, und davon könnten auch die kleineren Häuser der Stadt profitieren. Mit so einem Hotel könne sich zudem das Angebot für Schlecht-Wetter-Aktivitäten verbessern, glaubt Wnuck von Lipinski, die auch Vorsitzende des Kreisverbandes Salzwedel des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) ist.

Probleme würde hingegen ein weiteres mittelgroßes Hotel mit maximal 20 bis 30 Betten bringen. Denn das wäre ein direkter Konkurrent.

"Die Nachfrage muss erst mal geschaffen werden."

Ihr eigenes Hotel sei im vorigen Jahr sehr gut ausgelastet gewesen. Auch in diesem Jahr seien die zwölf Zimmer vor allem an den Wochenenden sehr gefragt, etwa bei Familienfeiern oder Veranstaltungen wie Klassentreffen oder für Kurzurlaube. Nur unter der Woche sei es derzeit eher ruhig.

"Die Nachfrage muss erst mal geschaffen werden", findet Jens Katzke, Hoteldirektor im Hotel Union, "und die haben wir nicht mal für den Fahrradtourismus." Katzke ist sicher: "Ein großes Hotel wäre zum Bankrott erklärt." Und wahrscheinlich würden auch die kleinen Häuser sterben. Denn: "Ein weiterer Happen vom Kuchen wäre dann weg." Er glaubt nicht, dass überhaupt eine große Hotelkette Interesse haben könnte, in Salzwedel zu bauen: "Salzwedel fällt einfach durchs Raster."

Auch in seinem 57-Betten-Hotel gebe es noch reichlich Kapazität, nur gelegentlich sei das Haus voll ausgebucht. Auch Burghard Bannier, Inhaber des Deutschen Hauses im benachbarten Arendsee, steht der Vision eines großen Hotels in Salzwedel äußerst skeptisch gegenüber. Dass an fünf Tagen im Jahr ein paar Betten fehlen, sei eine Sache.

"Salzwedel als Standort ist tot, wir sterben aus."

Eine andere sei es aber, ein Haus mit 200 Betten das ganze Jahr über auszulasten, sagt er. Den Vorschlag von Sabine Danicke findet Bannier daher "sehr ungewöhnlich". Seiner Ansicht nach sollte sich die Politik besser darüber Gedanken machen, etwa Kinderbetreuungseinrichtungen zu schaffen, die ein ganztägiges Angebot von 6 bis 23 Uhr vorhalten.

Noch krasser formuliert es ein Hotelier, der nicht genannt werden möchte. "Salzwedel als Standort ist tot, wir sterben aus", sagt er. Die Politik habe in den 24 Jahren seit der Wiedervereinigung verpasst, die Altmark durch Infrastruktur zu erschließen. "Die Entwicklung wurde verpennt." Daran wird seiner Ansicht nach nicht einmal mehr der Bau der A 14 etwas ändern.