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Fashion Week in Berlin: Kathrin Stade fertigte aufwändige Accessoires für österreichische Modedesignerin Lena Hoschek Zwei Frauen mit dem Faible für Retro

Von Heike Liensdorf 25.01.2011, 05:26

Namhafte Designer zeigten bei der internationalen Fashion Week in Berlin die Trends der kommenden Saison. Darunter auch Lena Hoschek. Die Mode der Österreicherin bezauberte – unter anderem mit aufwändig gefertigten Accessoires der Salzwedelerin Kathrin Stade.

Salzwedel. "Die Eintrittskarte in den Händen zu halten und dort gewesen zu sein – das ist schon ein Stück wie Hollywood." Kathrin Stade ist immer noch begeistert und gerät ins Schwärmen, wenn sie von der Fashion Week in Berlin erzählt. Die Salzwedelerin sah Models auf dem Laufsteg, die Mode von Lena Hoschek, einer bekannten österreichischen Designerin, zeigten – und dazu passende Accessoires, die von ihr selbst gefertigt wurden. Haarschmuck, Gürtel, Spangen – 23 verschiedene Kreationen hatte Lena Hoschek in ihre Herbst/Winter-Kollektion 2011/2012 mit eingearbeitet. Alles wirkt bestens aufeinander abgestimmt.

Als "gesucht und gefunden" bezeichnet Kathrin Stade ihr Verhältnis zu Lena Hoschek. "Vom Stil her ist das meins. Die Mode, die sie macht, ist für Frauen, nicht für Hungerhaken. Sie lebt diese Mode auch. Und sie hat echt ein Auge für Farbkombinationen", erzählt die 39-jährige Damenmaßschneiderin.

"Auch ich sammle alte Kleider und Handtaschen"

Für sich "gefunden" hat sie Lena Hoschek vor drei Jahren bei der Fashion Week. Da sei die Österreicherin noch ein Neuling gewesen. Sie hatte von ihr und ihrem Faible für den Retrolook in der Volksstimme gelesen. "Auch ich liebe Retro, sammle alte Kleider und alte Handtaschen", erklärt Kathrin Stade. Als sie im vergangenen September eine Freundin in Wien besuchte, sagte sie zu ihr gleich: "Du kannst mir von der Stadt zeigen, was du möchtest, aber wir müssen in den Laden von Lena Hoschek."

Kurze Zeit später eröffnete die Designerin in Berlin ihren ersten Shop. Und Kathrin Stade wagte den entscheidenden Schritt. Sie fragte im Geschäft nach, ob sie ihre Accessoires für Lena Hoschek zum Anschauen da lassen könnte. Das waren viele Gürtel und ein paar Haarblüten, erinnert sich die Salzwedelerin. Dann der erlösende Anruf. Zwei Wochen später fuhr Kathrin Stade nach Berlin und traf die Designerin persönlich.

Und die Fahrt hatte sich gelohnt. Lena Hoschek fand die Stücke sehr schön. Sie sagte aber auch, dass sie die Stücke, die sie für die Fashion Week brauchen würde, kurzfristig fertig haben müsse. Sie wollte sich vor Weihnachten melden.

Kathrin Stade wartete. Und wartete. Einen Tag vor Silvester kam dann die Nachricht, dass sie eine Woche Zeit habe, 27 Teile zu fertigen – Gürtel, Blüten zum Anstecken und für die Haare. Sie katalogisierte, was sie zum Verarbeiten zu bieten hat: Leder, Filz, Perlen, Leinen, Metall… Lena Hoschek wollte wissen, ob sie leisten könne, was sie verspricht. Und Kathrin Stade kann.

"Beim Katalogisieren habe ich festgestellt, dass ich Leder in 92 Farben habe", sagt sie. Sie fertigte zwei Kataloge – einen für Lena Hoschek und einen für sich selbst. Denn dann liefen die Absprachen nur noch per Kurzmitteilungen. Farbnummern wurden getextet, Bilder von angefertigten Stücken verschickt, Änderungswünsche per SMS angegeben und eingearbeitet.

"Das Arbeiten war unkompliziert und sehr angenehm", sagt Kathrin Stade immer wieder. Sie habe es toll gefunden, dass sie ohne viele Vorschriften kreativ sein konnte. "Sie hat ganz am Anfang gesagt: ,Mach mal, ich vertrau dir‘. Das ist doch toll, oder?", freut sich die Salzwedelerin über das entgegengebrachte Vertrauen. Sie weiß, dass vor einer Fashion Week Stress und Druck enorm seien. Deshalb sei es schön gewesen, der Designerin einen Teil der Arbeit abnehmen zu können.

"Da habe ich gewusst, dass ihr die Stücke gefallen"

Die Woche sei wie im Flug vorbeigegangen. Tagsüber die Arbeit in ihrem Geschäft "Die Sache", abends, teils nachts, und am Wochenende feilte Kathrin Stade an den Stücken für Lena Hoschek. Dann ab damit nach Berlin – und wieder warten. Immer wieder blickte sie aufs Handy. Keine Nachricht. Stattdessen kamen kurz vor dem Beginn der Fashion Week zwei Einladungskarten. "Da habe ich gewusst, dass ihr die Stücke gefallen und sie auch gezeigt werden", erzählt Kathrin Stade. Auf dem Laufsteg entdeckte sie dann 23 der 27 eingesandten Teile. "Das ist schon ein tolles Gefühl."

Und wie geht es jetzt weiter? Die Designerin werde nun entscheiden, ob sie die Accessoires mit in das Angebot in ihre Läden aufnimmt. Entscheidet sie sich dafür, muss Kathrin Stade die geforderte Menge nachproduzieren. Für die Salzwedelerin wäre es ein Traum, die Zusammenarbeit mit Lena Hoschek fortzusetzen.

Neue Ideen für die nächste Kollektion hat sie bereits im Kopf, und ihr Materialien-Fundus ist riesig…