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Ein Mosaik kündet am Fuchsberg vom Leben in der DDR Sozialistischer Alltag an neuer Stätte

Jahrzehntelang hing es im Kulturhaus, dem ehemaligen "Klubhaus der
Erdgasarbeiter". Jetzt hat das Mosaik aus DDR-Zeiten mit Szenen des
Salzwedeler Stadtlebens einen neuen Platz gefunden: bei einem
Unternehmen am Fuchsberg.

Von Alexander Walter 19.06.2014, 03:20

Salzwedel l Für Bernd Steinmetz ist ein kleiner Traum in Erfüllung gegangen. Am Montag haben der Vorsitzende des Erdöl-Erdgas Traditionsvereins und Mosaikleger Sven Strauß ein Bild an die Wand gebracht, das dem Blick der Öffentlichkeit seit Jahren verborgen war. Und das zuletzt sogar ganz zu verschwinden drohte: Es handelt sich um das Mosaik der Halberstädter Künstler Pia und Walter Ebeling, das ab 1978 im Kulturhaus, dem einstigen "Klubhaus der Erdgasarbeiter Wilhelm Pieck" hing.

Das Bild aus Tausenden Fliesen und Steinen zeigt die Silhouette Salzwedels und Szenen aus dem DDR-Alltag mit den für die Stadtentwicklung so bedeutsamen Bergarbeitern. Mehr als zwei Jahrzehnte hat das vom Künstlerpaar im Stil des Sozialistischen Realismus geschaffene Werk das Foyer des Kulturhauses geprägt. Erst 2003 wurde es abgebaut.

Dass es sich bei der Arbeit um ein Bild handelt, das der DDR-Regierung zumindest gefallen haben dürfte, stört Bernd Steinmetz nicht. "Das Mosaik enthält keine politischen Symbole, es ist einfach schön", sagt er. Die Herkunft des Bildes war dann auch keineswegs Anlass für seinen Abbau, versichert auch Michael Tunger vom Kultour-Betrieb Salzwedel. "Die Demontage ist bei der Neugestaltung des Kulturhauses allein aus bautechnischen Gründen erfolgt", sagt er.

Bild am 6. Juli zu sehen

Nach dem Abbau drohte das Bild dennoch aus der Öffentlichkeit zu verschwinden. War es zunächst bei einem Privatmann in Dähre eingelagert, so sicherte sich später ein Unternehmer aus Salzwedel die Einzelteile des ursprünglich 10,5 mal 3 Meter großen Werkes.

"Wir vom Traditionsverein sind dann darauf gestoßen, dass das Bild bei ihm ist", erzählt Bernd Steinmetz. Mit Hilfe der Stadt gelang es dem Verein schließlich, das Mosaik zurück zu bekommen.

Die erste Idee, das Bild im Raum der Stadtinformation im neu entstehenden Salzwedeler Kunsthaus unterzubringen, scheiterte. Nach einem Aufruf meldete sich dann aber die Firma Krampitz - ein glückliches Ende für das Werk, findet Bernd Steinmetz. "Es ist schön, dass wir es jetzt wenigstens zeitweise wieder der Öffentlichkeit zeigen können."

Zu sehen sein, soll das Bild erstmals wieder am Tag des Bergmanns am 6. Juli, der in den Räumen des Unternehmens stattfindet.

Bis dahin ist allerdings noch eine Menge zu tun. Denn die Jahre in den Lagerräumen haben dem Bild zugesetzt.

Damit es am Festtag wieder in alter Pracht erscheint, bessert Sven Strauß derzeit die schadhaften Stellen aus. Der 35-jährige gebürtige Salzwedeler macht das ehrenamtlich, nach Feierabend. Schafft er es, das Mosaik bis zum Tag des Bergmanns tatsächlich ganz zu restaurieren? "Ich hoffe es, aber ich bin zuversichtlich", sagt er. Bernd Steinmetz hört`s gern und lächelt.