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Aktuell keine Kaufinteressenten Waldheim: Todesstoß durch Brand

Einst war er das touristische Aushängeschild der Altmark. Doch Urlauber werden den Komplex am Arendsee vermutlich nie wieder betreten. Im zweiten Teil der Serie "Vergessene Orte" besuchte die Volksstimme das Waldheim.

Von Marco Heide und Eckehard Schwarz 28.11.2014, 01:14

Arendsee l Der fünfgeschossige entkernte Neubau des Arendseer Waldheims wird vermutlich noch in 100 Jahren stehen. Doch der Brand im Altbau des Komplexes im Januar 2012 hat den Sterbeprozess des Gebäudes, das 1928 eröffnet wurde, enorm beschleunigt. Bereits von außen ist die Zerstörung, die das Feuer angerichtet hat, deutlich zu sehen. Der Dachstuhl über dem Gebäudeflügel, der in Richtung Arendsee zeigt, ist komplett eingestürzt. Die Teile sind von der obersten Etage bis ins Erdgeschoss durchgekracht. In dem runden Erkerzimmer liegen verkohlte Dachbalken und Ziegel.

Decke durch Wasser aufgeweicht

Über das Treppenhaus ist das oberste Geschoss noch erreichbar. Der Boden ist aber vom Lösch- und Regenwasser aufgeweicht. An einigen Stellen hat die Decke bereits nachgegeben. Wer diesen Bereich betritt, muss höllisch aufpassen. Eine Absperrung des Hauses mit Zäunen gibt es trotz der Gefahr nicht.

Die momentane Eigentümerin des Waldheims ist die Stadt Arendsee. "Wir versuchen, einen Käufer für die Anlage zu finden. Aktuell gibt es aber keinen Interessenten", erklärt Bürgermeister Norman Klebe.

Die Initiative für den Bau des Ferienkomplexes ging einst vom Stahlhelm-Bund, einer paramilitärischen Organisation in der Weimarer Republik, aus. Auf dem Gautag der Organisation in Arendsee am 27. Juni 1926 verkündete Oberstleutnant von Goßler vor mehr als 1500 Mitgliedern, dass geplant sei, ein "Stahlhelm-Erholungsheim" in Arendsee zu errichten. Im Sommer 1927 begannen die Arbeiten. Am 25. Juni 1928 wurde das Stahlhelmheim mit 27 Gästezimmern eröffnet.

1934 Umbenennung in Waldheim

Seinen bis heute aktuellen Namen erhielt das Waldheim 1934, nachdem der Stahlhelm in die SA eingegliedert wurde. Im Zuge des Krieges nutzte die Marine den Hotelkomplex als Lazarett. Nach der Kapitulation quartierten sich erst Amerikaner, dann Engländer und schließlich die Russen in dem Haus ein.

Kurz nach der Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Jahre 1949 erwarb die PREVAG Bezirksdirektion Salzwedel das Gebäude. Es erfolgte eine gründliche Renovierung. Als erstes Ferienheim im Regierungsbezirk Magdeburg wurde es als Haus "Waldheim" noch 1949 wieder seiner ursprünglichen Bestimmung übergeben und als Erholungsheim der PREVAG genutzt. Anfang der 1950er Jahre übernahm der Feriendienst des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) die Einrichtung. Mit dem immer stärker aufkommenden Reisetourismus in der DDR in den 70er Jahren reichte die Kapazität des Hauses nicht mehr aus. So wurde während des XI. Parteitages der SED der Bau eines weitaus größeren Erholungskomplexes beschlossen. Am 19. Juni 1979 wurde das 16 Millionen Mark teure Objekt eingeweiht.

<6>Die Treuhand übertrug das Hotel am 19. April 1991 der Stadt Arendsee. Das Haus wurde wiedereröffnet und bis 31. März 1993 von der Stadt geführt. Die Kommune versuchte, das Haus mit viel Geld am Leben zu erhalten. Die sanitären Anlagen wurden auf den neuesten Stand gebracht, Bestecke und Geschirr neu angeschafft und ein Erdgasanschluss für Wärme und Warmwassergewinnung verlegt. Es zeigte sich jedoch, dass das Haus jetzt viel zu groß für die Bedürfnisse der Urlauber am Arendsee war. Einen letzten Versuch, das Waldheim zu retten, gab es ab dem 27. April 1993, als die Hamburger Familie Freund den Hotelbetrieb wieder aufnahm und Lehrgänge für Köche, Kellner und Altenpfleger anbot. Das endgültige Aus kam im August 1994.

Weitere Fotos sehen Sie unter www.volksstimme.de/waldheim14.