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In der Verwaltung soll eigener Bereich für Betreuung von Flüchtlingen geschaffen werden Kreis schafft neue Struktur für Hilfe

Von Uta Elste 13.05.2015, 03:26

Unterbringung, Betreuung und Beratung von Flüchtlingen - dafür soll innerhalb der Kreisverwaltung ein eigener Bereich geschaffen werden. Vier Mitarbeiter sollen in diesem Regiebetrieb tätig sein.

Salzwedel l Prognosen gehen von 11000 Flüchtlingen aus, die in diesem Jahr nach Sachsen-Anhalt kommen. Landrat Michael Ziche rechnet damit, das etwa 491 davon in den Altmarkkreis kommen werden. "190 Männer, Frauen und Kinder sind bereits da", zieht Ziche gegenüber der Volksstimme eine Zwischenbilanz. Etwa 300 weitere Menschen werden also noch in die Region kommen. "Unser Problem besteht aktuell darin, dass wir nur für etwa 110 Personen freie Kapazitäten haben", so der Landrat weiter. Im Wohnblock, der in der Gardelegener Bahnhofstraße hergerichtet wurde, seien bislang ein Drittel der Wohnungen belegt. Darüber hinaus stünden noch einige weitere kommunale Wohnungen zur Verfügung, um die Flüchtlinge unterzubringen. Der Kreis würde derzeit mindestens noch 150 Plätze benötigen, besser 200, um auf der sicheren Seite zu sein, schätzte Ziche ein. Über die ehemalige Welling-Schule an der Salzwedeler Schillerstraße gebe es jetzt auch wieder Gespräche, nachdem das Haus zwischenzeitlich von einem neuen Eigentümer erworben wurde. Es solle innerhalb der Stadt Salzwedel "eine große Lösung" geben, kündigte Ziche an.

Um die Flüchtlinge unterzubringen, zu betreuen und zu beraten, soll nunmehr innerhalb des Ordnungsamtes ein eigener Bereich geschaffen werden, kündigte Ziche an.

Willkommenskultur

Bisher waren diese Aufgaben im Sachgebiet Ordnungs-, Ausländer- und Staatsangehörigkeitsangelegenheiten angesiedelt. Nunmehr sollen sich Mitarbeiter eines eigenen Regiebetriebes um alle im Zusammenhang mit den Flüchtlingen stehenden Fragen kümmern. "Das wird mit den entsprechenden Personalaufwuchs verbunden sein", so Ziche. Er rechne damit, das zwei Mitarbeiter sich um Belange im Hausmeisterbereich kümmern müssen, des Weiteren werde ein Betriebsleiter sowie ein Sozialarbeiter benötigt.

Die Finanzierungslücken, die sich im Etat des Landkreises durch die Unterbringung der Flüchtlinge öffneten, seien inzwischen mit dem Land Sachsen-Anhalt über das Finanzausgleichsgesetz geschlossen worden, so Ziche. Inzwischen werde über eine Finanzierung über Pauschalen nachgedacht. Berechnungen in Sachsen gingen von etwa 8000 Euro pro Flüchtling aus, ein Betrag, der in der Praxis höher oder geringer ausfallen könne, schätzt Ziche ein. "Investitionskosten sind darin allerdings nicht enthalten."

In Sachen Willkommenskultur für die Flüchtlinge sieht Ziche den Altmarkkreis gut organisiert. Funktionierende Netzwerke, ehrenamtliche Helfer tragen dazu bei. Bemerkenswert sei die Unterstützung durch die Kirche, die zwei hauptamtliche halbe Stellen geschaffen habe. Positiv sei auch, wie die Familien aus Serbien und dem Kosovo in Mieste empfangen worden seien.

Bemerkenswert sei, dass beispielsweise in den Ländern auf dem Balkan die Diskussion über die demografische Entwicklung und den Fachkräftemangel in Deutschland sehr aufmerksam verfolgt werde. Das erkläre auch, warum Menschen aus diesen Ländern hierher kämen.

Neue Strategie

Künftig will das Land Sachsen-Anhalt Menschen, deren Antrag auf Asyl ohne Aussicht auf Erfolg ist, gar nicht erst auf die Landkreise aufteilen. "Ein erheblicher Anteil dieser Menschen kommt aus sicheren Herkunftsländern", sagt Ziche, der diese Forderung bereits während der Sitzung des Kreistages in Salzwedel erhoben hatte. Diese Strategie werde sich auf den Zustrom der Flüchtlinge sicherlich auswirken, der Umfang sei allerdings noch nicht absehbar. In jedem Fall entfalle dadurch für den Kreis eine Menge Arbeit, die mit der Erst- und der Zweitaufnahme verbunden ist.