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Steigende Bestände Der Wolf ist von selbst zurückgekehrt

Der Wolf gehört wieder zur heimischen Tierwelt. Bei vielen Tieren, die nachgewiesen werden, handelt es sich allerdings um Einzelwölfe. Rudel sind nach wie vor nur in Gartow und auf dem Truppenübungsplatz in der Colbitz-Letzlinger Heide etabliert.

Von Antje Mewes 18.06.2015, 03:09

Salzwedel l Canis Lupus, wie er lateinisch heißt, bewegt die Gemüter. Zahlreiche Hinweise auf Wolfssichtungen gehen bei den verschiedenen Stellen, die diese für das Monitoringprogramm in Sachsen-Anhalt entgegennehmen, ein. Auch wenn es sich nicht bei allen tatsächlich um Wölfe handelt, sind sie doch ein Beleg dafür, dass die Altmark ein potenzieller Lebenraum für die Tiere ist.

Der Wolfsbeauftragte der Landesregierung, Martin Trost, rechnet damit, dass der Bestand in der Altmark und im Fläming weiter ansteigen wird. Im Altmarkkreis Salzwedel gibt es ein nachgewiesenes Rudel auf dem Truppenübungsplatz Colbitz-Letzlinger-Heide. In den Zichtauer Bergen hat sich vermutlich ein territoriales Paar etabliert. Es sei nun abzuwarten, ob es Nachwuchs gibt. Bei im Raum Kalbe gesehenen Wölfen sei noch nicht klar, ob sie sich dort dauerhaft ansiedeln oder weiterziehen.

Bedeutend für den Altmarkkreis ist auch ein Rudel bei Gartow, weil die Tiere aus diesem Raum einwandern und sich eventuell Reviere erschließen. Das Gleiche gilt für das Rudel in Altengrabow (siehe auch Lebenweise der Wölfe). Dort waren 2014 sechs Welpen zur Welt gekommen. Fotofallenbilder hatten insgesamt 17 Tiere belegt.

Sichtungen ohne Fotonachweis gelten als "unbestätigter Hinweis". Denn es gibt viele Verwechslungen mit Hunden oder Füchsen. Selbst Fachleute seien davor nicht gefeit. "Mich eingeschlossen", sagt der Wolfsbeauftragte. Deshalb gilt nur ein Bild, auf dem ein Wolf eindeutig zu erkennen ist und das möglichst zügig mit Angabe des Ortes und des Datums eingereicht wird, als Nachweis. Hinzu kommen Fotofallenbilder aus Gebieten, in denen sich Wölfe vermutlich angesiedelt haben oder als etabliert gelten. Sie werden von Fachleuten wie Wildbiologen ausgewertet und sind ein eindeutiger Bestandsnachweis.

"Leider gibt es die unerfreuliche Tendenz zu Falschmeldungen", erklärt der Wolfsbeauftragte. Ein Großteil von Videos und Bildern, die im Netz kursieren, seien von Experten eindeutig als Fälschungen entlarvt worden. So seien Bilder aus Sachsen-Anhalt gespiegelt worden und als Wolfssichtung im Erzgebirge "verkauft worden". Ähnlich sei es mit ins Internet gestellten Aufnahmen von Wölfen nahe Kindertagesstätten gewesen. In einem Fall ist ein Hund zum Wolf deklariert worden, im anderen war es ein gefälschtes Foto.

Wieviele Wölfe aktuell im Altmarkkreis leben, sei nicht zu ermitteln, weil die meisten nicht dauerhaft in der Region bleiben. Unterschieden wird bei der territorialen Ansiedlung in residenter Einzelwolf, Paar und Rudel. Beim Herausfinden von Verwandschaftsverhältnissen oder der Nahrungsgrundlage kommt auch moderne Gentechnik zum Einsatz. Auf deren Grundlage kann der Wolfsbeauftragte Aussagen, dass die Wölfe gar nicht aus dem Osten eingewandert sind, sondern Tiere aus Gehegen ausgewildert wurden, mit Bestimmtheit zurückweisen. Trost: "Sie sind von selbst nach Deutschland zurückgekommen".

Zwei Tiere aus der Lausitz, die mit recht hohem Aufwand mit Sendern ausgestattet worden sind, konnten auf ihrer Wanderung nicht lange von den Wildbiologen verfolgt werden. Beide sind nach relativ kurzer Zeit spurlos verschwunden und mit ihnen, die Sender.

Wichtig für das Monitoring sei, belastbares Material mit eindeutigen Quellen zu bekommen. Der Wolfsbeauftragte bittet darum, wenn es möglich ist, bei Wolfssichtungen ein Foto zu machen, sich aber auch die Größe des Tieres, die Haltung der Rute, die Kopf- und Ohrenform und die Gesichtszeichnung zu merken. Hinweise nehmen die Untere Jagdbehörde, der Naturschutzbund (Nabu), der Wolfsbeauftragte der Landesregierung oder die Kreis-Naturschutzbeauftragten entgegen.