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Stadt will Einzugsbereiche ändern Grundschullandschaft vor großem Umbruch

23.02.2011, 07:17

Von Peter Hintze

Salzwedel. Die Abc-Schützen aus Liesten und Depekolk sollen ab dem 1. August 2012 nicht mehr in der Fleetmarker Grundschule, sondern in der Pretzierer das Lesen, Schreiben und Rechnen erlernen. Den Ortschaften Kemnitz und Ziethnitz - die Grundschüler der Ex-Gemeinde Steinitz besuchen die Kuhfelder Einrichtung - wird ab dem selben Datum der Schulbezirk der Jenny-Marx-Grundschule zugeordnet. Diese Empfehlung an den Hauptausschuss (heute ab 17 Uhr im Bürgercenter, Raum Brietz) und den Stadtrat haben gestern Abend die Mitglieder des städtischen Ausschusses für Schulen, Soziales und Jugend abgegeben.

Ganze 15 Minuten dauerte die Beratung, an der auch der Kreiselternratsvorsitzende Klaus-Dieter Middelhoff als Zuhörer teilnahm. Er warnte davor, andere Schulstandorte zuungunsten eigener zu gefährden. Die Standorte seien durch die Gemeindegebietsreform ins Wanken geraten, sagte er. Eine Entscheidung über die Umgruppierung müsse man aber weiträumiger sehen. Seine Warnung verhallte wie Schall und Rauch.

Kein Gastschulgeld an die Nachbarn

Mit ihrem Votum zu Liesten folgten die Mitglieder des entsprechenden Fachausschusses dem am Montagabend vom dortigen Ortschaftsrat gefassten Beschluss. Die Beschlussvorlage zu Kemnitz und Ziethnitz hatte Hauptamtsleiter Matthias Holz nach eigener Aussage "am Dienstagmorgen erarbeitet". Er habe im Vorfeld Eltern beider Ortschaften angeschrieben. Von den acht verschickten Briefen seien drei beantwortet worden, berichtete der Hauptamtsleiter. Das Ergebnis der Abfrage: eine Antwort sei pro Kuhfelde ausgefallen, in zwei Briefen hätten sich Eltern pro Jenny-Marx-Grundschule ausgesprochen.

Hintergrund: Liesten, Kemnitz und Ziethnitz sind laut Beschlussvorlage derzeit die nicht städtischen Grundschulen Fleetmark (Einheitsgemeinde Arendsee) und Kuhfelde (Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf) zugeordnet. Im Zuge der Haushaltskonsolidierung 2010 haben die Salzwedeler Stadträte jedoch den Grundsatzbeschluss gefasst, alle Ortsteile der Hansestadt den eigenen Grundschulen zuzuordnen.

Salzwedeler Schüler für Salzwedeler Schulen - genau diese Entscheidung könnte jetzt kleinen Dorfschulen wie der Fleetmarker und der Kuhfelder zum Verhängnis werden.

Liestens Ortsbürgermeister Rainer Boesenhagen hatte die ursprünglich für Mitte März vorgesehene Tagung einige Wochen vorverlegt. Denn in Sachen Schuleinzugsbereiche werden die betroffenen Ortschaftsräte gehört. Unter den Gästen in Liesten waren Stadtrat Giso Schnöckel (Bürgerbund) und Hauptamtsleiter Matthias Holz. "Fleetmark ist nach Arendsee eingemeindet worden", erklärte Rainer Boesenhagen. "Und die Hansestadt möchte ihre Kinder in ihren Schulen beschulen", ergänzte der Hauptamtsleiter. Ziel sei es, kein Gastschulgeld mehr an andere Gebietseinheiten zu zahlen, also auch nicht an die Einheitsgemeinde Arendsee beziehungsweise die Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf.

Es geht um 5 und 24 Schüler

Für Liesten und Depekolk gebe es nur zwei Optionen, führte Matthias Holz während der Ortschaftsratssitzung am Montag aus. Entweder nach Pretzier oder zur Perver Grundschule nach Salzwedel. In den nächsten fünf Jahren seien vier Kinder aus Liesten und Depekolk betroffen, sagte er. In einer ganz anderen Größenordnung bewegt man sich indes bei den Abc-Schützen aus Kemnitz und Ziethnitz. Hierbei handele es sich um 24 Schüler im Vergleichszeitraum, verdeutlichte der Hauptamtsleiter gestern Abend. "Alle fünf Grundschulen haben Bestand", trat der Amtschef in Liesten etwaigen Gerüchten entgegen, dass die Pretzierer Schule auf dem Prüfstand stehe. "Die Kinderzahlen geben keinen Anlass, daran zu zweifeln." Mittelfristig sei keine einzige Schule im Gebiet der Hansestadt Salzwedel ernsthaft in Gefahr. Darüber hinaus habe Pretzier relativ gesunde Schülerzahlen. Lediglich Henningen könne irgendwann einmal zu einer Kleinstschule mit 40 Kindern werden. Hier gebe es die Besonderheit der "wahnsinnig weiten Fahrstrecken", sagte Matthias Holz.

Wie die Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf und die Einheitsgemeinde Arendsee mit dem von den Hansestädtern angeschobenen Schülerabzug umgehen, bleibt abzuwarten. Die Henninger Grundschule wird unter anderem von Wallstawer Kindern besucht. Im Salzwedeler Schulausschuss wurde gemutmaßt, dass Wallstawer Kinder ab 2012 ja die Kuhfelder Schule auffüllen könnten.

Mehr dazu in der morgigen Ausgabe.