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Opulente Aufführung des Nordharzer Städtebundtheaters im Salzwedeler Kulturhaus entsprach Offenbachs genialem Meisterwerk 300 Gäste wandeln durch Hoffmanns surreale Traumwelt

Von Oliver Becker 14.03.2011, 04:29

Salzwedel. Mit "Hoffmanns Erzählungen" von Jaques Offenbach brachte das Nordharzer Städtebundtheater am Freitagabend eines der ganz großen Opernwerke auf die Bühne des Kulturhauses Salzwedel. Mehr als 300 Besucher schlossen sich dem Erzähler E.T.A. Hoffmann an und folgten ihm in seine surreale Fantasiewelt.

Hinrich Horstkotte hatte bei der Inszenierung und Ausstattung nicht gekleckert, sondern geklotzt. Als sich der Vorhang öffnete, blickte des Zuschauers Auge auf eine aufwändig gestaltete Kulisse, die fast 30 Schauspieler und Statisten mit Leben erfüllten. Und das Orchester bildete in der prunkvollen Inszenierung sozusagen das Sahnehäubchen. Johannes Rieger führte sein Orchester, aus Achtung vor den Sängern, äußerst behutsam. Dadurch klang die Musik immer nur begleitend und nie dominierend. Dieses vortreffliche Zusammenspiel zwischen Orchestergraben und Bühne machte die Aufführung zu einem akustischen Hochgenuss.

Der Ideenreichtum des Regisseurs scheint unerschöpflich. Aus den Wänden griffen Hände nach den Akteuren, Bilder erwachten zum Leben, dem Flügel entstiegen Geister, der Kronleuchter schwankte im Takt der Musik und zu guter Letzt veränderten die Kulissenwände ihre Fluchten und vervollkommneten damit das surreale Bild. Die recht düstere Kulisse wurde mit farbigen Spots effektvoll ins rechte Licht gesetzt. Die Kostümierung der Akteure, mal in kollektivem Schwarz gehalten, dann wiederum in grellen, schreienden Farben belebte das Bühnenbild und wurde damit dem grandiosen Werk Offenbachs gerecht.

Als Hoffmann brillierte Raymond Sepe. Tobias Amadeus Schöner war als Andres, Conchenille, Frantz und Pitichinaccio gleich viermal zu erleben. Ebenso besetzte der Regisseur die vier weiblichen Rollen mit einer Person. So war Bettina Pierags als Puppe Olympia, als Sängerin Antonia, als Stella und als Kurtisane Giulietta zu bewundern. Diese überaus hohe Herausforderung an die gesanglichen Leistungen wurden von den Künstlern mit Bravour gemeistert. Aber nicht nur auf der Bühne wurden Hochleistungen erbracht, auch im Verborgenen, in den Garderoben, sorgten zahlreiche Hände für einen reibungslosen Ablauf.

Hoffmanns Erzählung war das letzte Werk von Jaques Offenbach (1819-1880), deren Aufführung dieser selbst nicht mehr erlebte. Ernest Guiraud erhielt von Offenbachs Familie den Auftrag, aus den Aufzeichnungen des Komponisten eine aufführbare Fassung zu erstellen. Am 10. Februar 1881 erblickte das dreistündige Mammutwerk in der Pariser Oper das Licht der Bühne. Seitdem gehört das Stück zum festen Repertoire der großen Opernhäuser der Welt. Auch am Freitag zeigten sich die Besucher begeistert von der gelungenen Inszenierung.