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Biogartenversand Jeebel bietet Deutschlands größte Kartoffel-Vielfalt 106 Sorten von A wie Adretta bis Y wie Yetholm Gypsy

Von Torsten Adam 25.03.2011, 04:30

Von der schwäbischen Alb in die Altmark: Landwirtschaftsmeister Gerhard Wacha hat mit seinem Geschäftspartner Nico Heere im beschaulichen Salzwedeler Ortsteil Jeebel ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut. Der Biogartenversand vertreibt neben Obst- und Gemüse-Pflanzgut, Dünger und Kleingärtnerutensilien auch 106 Kartoffelsorten - eine Vielfalt, die nach eigenen Angaben in Deutschland ihresgleichen sucht.

Jeebel. Die Ruhe in dem malerischen Altmark-Ort am Grünen Band trügt. Hinter den Scheunentoren an der Dorfstraße herrscht derzeit Hochbetrieb. Die Pflanzsaison hat begonnen. Auf dem Bioland-Hof Jeebel sind nun neben 9 festangestellten Mitarbeitern bis zu 20 Saisonhelfer damit beschäftigt, den immer größer werdenden Kundenbedarf zu befriedigen.

1995 hatte Gerhard Wacha den Hof günstig erworben. Er zog vom Wendland, wo er zwischenzeitlich wohnte, in die Altmark um. In seiner Heimat auf der schwäbischen Alb einen Hof kaufen zu können, sei aussichtslos, sagt der Landwirtschaftsmeister. Inzwischen baue er auf 265 Hektarn Land Getreide, Lupinen und Erbsen an. Hauptstandbein des Betriebes sei aber neben einer Baumschule ein Biogartenversand. Gerhard Wacha und sein Geschäftspartner Nico Heere haben damit eine Marktnische entdeckt, insbesondere im Pflanzkartoffel-Bereich. 106 Sorten umfasst aktuell ihr Angebot - eine solch breite Palette für Kleingärtner gebe es nirgendwo in Deutschland, geschweige denn im Supermarkt. Die Nachfrage steige stetig, der Umsatz wachse von Jahr zu Jahr um 20 Prozent.

Zwischen A wie Adretta und Y wie Yetholm Gypsy gibt es zahlreiche Sorten, die aus dem 19. Jahrhundert stammen. Die Jeebeler, Mitglied im Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt, schauten sich in Europa nach ökologischen Lieferanten um und haben mittlerweile ein dichtes Netzwerk geknüpft. Die verschiedenen Knollen werden lose angeliefert, dann auf Qualität überprüft und entsprechend sortiert, ehe die Erdäpfel in handliche Netze kommen. Per Post gelangt das Pflanzgut dann zum Kunden.

Die ältesten Sorten sind die aus den USA stammende Peachbloom und Rosa Tannenzapfen. Beide sind bereits 1850 zugelassen worden. Gerhard Wacha schwört auf die festkochenden "Tannenzapfen". Laut dem Experten schmecken sie so gut wie keine andere Sorte. Ihnen kaum nach stünden der Rote Erstling oder die französische Trüffelkartoffel Vitelotte, die aufgrund ihrer violetten Färbung besonders ins Auge gefällt. Für die Pfanne eigne sich am besten die Mayan Gold, die sich ohne Vorkochen hervorragend braten lässt. Die Neuzüchtung der in Südamerika beheimateten Art solanum phureja besticht durch ihre sehr kurze Kochzeit von nur zehn Minuten!

Natürlich fehlt im Sortiment auch nicht Linda. "Das ist unsere meistverkaufteste Sorte, sie schmeckt einfach klasse", sagt Gerhard Wacha. Jahrelang hatte Linda wegen der Verlängerung der deutschen Sortenprüfung die Gerichte beschäftigt. Seit 2009 ist sie auf Betreiben des niedersächsischen Biobauern Karsten Ellenberg, mit dem die Jeebeler auch kooperieren, wieder zugelassen.

Ob blau, rot oder gelb, ob rund, oval oder lang, ob mehlig- oder festkochend: Kartoffelfeinschmeckern bleibt in Jeebel kein Wunsch offen. Davon überzeugte sich vor vier Jahren auch Sterne-Koch René Bobzin vor Ort, der für seinen Kartoffelsalat Rosa Tannenzapfen in die Schüssel schnippelte.

Wer in dieser Saison Kartoffeln im Garten anbauen möchte, sollte bis Mitte April warten, weil es noch zu kalt ist, rät Gerhard Wacha. Im Gegensatz zum Rheinland betrage hierzulande die Bodentemperatur noch nicht neun Grad. Stattdessen sollten Kleingärtner die Knollen daheim vorkeimen lassen, zum Beispiel auf der Fensterbank. Das UV-Licht der Sonne töte mögliche Krankheitserreger ab. Beim Pflanzen in lockere Erde sollte möglichst Kompost ins Loch eingebracht werden. Regelmäßiges Gießen sei erst nach dem ersten Sprießen des Krautes nötig, zum Keimen reiche die Bodenfeuchtigkeit aus. Um der bei hoher Luftfeuchtigkeit auftretenden Krautfäule vorzubeugen, seien außer dem Vorkeimen frühe bis mittelfrühe Sorten empfehlenswert. Aber auch die späte Sarpo Mira sei gegen diese Krankheit extrem widerstandsfähig. Und wer dann noch rechtzeitig die Gelege der Kartoffelkäfer beseitige, könne auf eine gute Ernte hoffen, sagt der Biobauer.

Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann einen Katalog anfordern oder bestellen unter:

www.biogartenversand.de