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Sechs Spiel- und Schulkameraden der 1950er Jahre trafen sich in Salzwedel wieder Lausbuben von einst sind heute Großväter

Von Torsten Adam 12.04.2011, 04:29

Als Kinder machten sie in den 1950er Jahren Salzwedel unsicher, ließen kaum einen Lausbubenstreich aus. Noch vor dem Mauerbau 1961 zogen drei der sechs Schulfreunde mit ihren Familien in die Bundesrepublik. Erst die Wende hat die Männer wieder zusammengeführt. Inzwischen 66 und 67 Jahre alt, trafen sie sich am Wochenende in ihrer alten Heimat, um über gemeinsame Streiche, die ersten zarten Liebeserlebnisse oder die Umstände der damaligen "Republikflucht" zu plaudern. Für sie steht fest: Die gesellige Runde soll es fortan jedes Jahr geben.

Salzwedel. So unterschiedlich wie ihre Lebenswege waren, so vereint die sechs Männer doch nicht nur ihre Freundschaft. Gemein ist ihnen auch, dass jeder für sich in seinem Beruf Akzente setzte. Siegmar Gollan (67), der Bankdirektor im Ruhestand, ist noch als Handelsrichter tätig und lebt im hessischen Darmstadt. Ganz in der Nähe, in Mannheim, hat Michael Panzer (66) heute sein Zuhause. Viele Jahre war der Maschinenbauer beruflich in Asien tätig. Wie die beiden hatte auch Karl-Eberhard Peters (67) mit seiner Familie in den 1950er Jahren der DDR den Rücken gekehrt. Der selbständige Augenoptiker, dessen Großvater einst an der Burgstraße ein Optikergeschäft betrieb, lebt heute im holstei- nischen Neustadt. Hans-Her- mann Lehnecke (67) verschlug es nach Berlin. Der Diplom-Ingenieur wirkte am Deutschen Institut für Normierung an der Erarbeitung deutscher Vorschriften mit. Michael Plinder (67), der in Mixdorf nahe der Bundeshauptstadt lebt, arbeitete in brandenburgischen Landesministerien. Als einziger der sechs hat Dr. Peter Rieper (67) seinen Wohnsitz mittlerweile wieder nach Salzwedel verlegt. Der Arzt, der lange Zeit in Magdeburg tätig war, zog vor drei Jahren in die alte Heimat zurück, war am Wochenende sozusagen Gastgeber des Treffens.

Ein erstes großes Hallo gab es für die meisten bereits am Tag der Wiedervereinigung. Nach einem Aufruf in der Volksstimme traf sich die damalige Klasse der Comeniusschule am 3. Oktober 1990. Lehnecke, Rieper und Gollan, die zusammen das Jahngymnasium besucht hatten, sahen sich bei den folgenden Treffen des Abiturjahrgangs 1962 jedes Jahr. Im Vorjahr verabredeten sich die sechs Spielkameraden von einst dann zum ersten Mal in der Jeetzestadt. "Wir haben ein schönes Wiedersehen gefeiert und bei einem Stadtbummel festgestellt, was sich so alles in Salzwedel verändert hat", berichtet Hans-Hermann Lehnecke. Und sie beschlossen, sich nun jedes Jahr in der Hansestadt zu begegnen.

Auch beim zweiten Treffen an diesem Wochenende hatten sich die Männer, inzwischen allesamt Großväter, nach herzlichen Umarmungen zur Begrüßung viel zu erzählen: vom gemeinsamen Spielen im Burggarten, dem Bolzen auf dem Mönchskirchsplatz, den Ausflügen nach Niep-hagen und zum Schwarzen Berg.

Vom Apfelklau bis zu Klingelstreichen

Besonders gern erinnern sie sich an ihre Kinderstreiche. Noch immer schmunzeln muss Michael Panzer über eine Volksstimme-Schlagzeile von damals: "Schüsse peitschen durch die Burgstraße". Dabei habe er lediglich mit Zündplätzchen umhergeballert. Siegmar Gollan löste an der Mönchskirche mal einen Feuerwehreinsatz aus: "Ich bin auf einen Baum gekrabbelt und dann habe ich mich wie eine Katze nicht mehr heruntergetraut." Auf dem Fuchsberg hätten sie mit Schwarzpulver experimentiert, ob es denn schön knallt. "Als mein Vater das rauskriegte, hat er mir eine geknallt", erzählt Gollan schmunzelnd. Nüsse und Äpfel in den Gärten der Eltern und Großeltern waren vor den umtriebigen Jungs nicht sicher. Und im Bonbonladen an der Neutorstraße wurde der Verkäufer erfolgreich abgelenkt, um aus der Box Süßigkeiten zu stiebitzen. Es versteht sich von selbst, dass regelmäßige Klingelpartien zum Standardrepertoire der Clique gehörten.

Einen Ausflug an den Arendsee, "auf verschlungenen Pfaden dort entlang, wo es damals nicht möglich war", hatte Peter Rieper am Sonnabend organisiert, ehe die Männer auf der Salzwedeler Bowlingbahn ihren Besten kürten. Am Sonntag traten sie die Heimreise ein - nicht ohne sich zu versprechen, im nächsten Jahr an gleicher Stelle wieder ein geselliges Wochenende miteinander zu verbringen.