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Landtagsabgeordneter der CDU kritisierte die Kanzlerin für Salzwedel-Äußerungen Nico Schulz: "Wie dumm kann man sein?"

Von Christina Bendigs 12.04.2011, 06:33

Salzwedel/Mieste. Der wiedergewählte Landtagsabgeordnete Nico Schulz (CDU) aus Krumke sieht einen Grund für das schlechte Abschneiden seines Parteifreundes und bisherigen Umweltstaatssekretärs Jürgen Stadelmann in den Äußerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur Hansestadt Salzwedel (die Volksstimme berichtete exklusiv). "Wie dumm kann man sein?", fragte Schulz in der neunten Auflage der Miester Gespräche, die sich der Auswertung der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt vor wenigen Wochen widmeten. Nico Schulz war vom organisierenden CDU-Ortsverband Mieste als Gesprächspartner eingeladen worden.

Merkel habe "dumme Redenschreiber" gehabt, monierte Schulz. Unüberlegt sei es gewesen, Salzwedel vor der bevorstehenden Landtagswahl als Negativ-Beispiel anzuführen. "Warum hat sie das nicht gemerkt?", fragte Schulz mehr zu sich selbst. Es sei klar gewesen, dass sich die Medien "darauf stürzen" würden, sagte er.

In der schwäbischen Provinz Gammertingen hatte die Kanzlerin im Zusammenhang mit dem umstrittenen Bahnprojekt "Stuttgart 21" laut Stuttgarter Nachrichten gesagt: Die mittelalterliche Wirtschaftsmetropole Salzwedel liege heute im Schatten der Weltgeschichte. Salzwedel habe zwar einen Bahnhof, den Anschluss aber verpasst. Die Arbeitslosenzahlen lägen im zweistelligen Bereich. Da sei es nicht überraschend, dass Grüne, Linke und Sozialdemokraten den Stadtrat beherrschten.

CDU-Regionalgeschäftsführer Bernd Wießel pflichtete Nico Schulz nicht bei. "Es war nicht dienlich, aber auch nicht entscheidend", wertete er die Folgen von Merkels Äußerungen. Jürgen Stadelmann habe es auch aufgrund seines Gegenkandidaten Hans-Jörg Krause, ein "Demagoge", schwer gehabt. Und die Kanzlerin habe in einem persönlichen Telefongespräch mit ihm auch anerkannt, "dass das Käse war".

Inzwischen habe Angela Merkel angekündigt, im Sommer selbst nach Salzwedel zu kommen, um die Hansestadt kennenzulernen. "Das steht schon fest", sagte Bernd Wießel. So habe der Fauxpas doch auch einen positiven Effekt gehabt, sagte er. Denn ohne die Äußerungen hätte Merkel wohl keinen Salzwedel-Besuch anberaumt. Und damit bei ihrem Auftritt dann auch alles klappt und sich die Kanzlerin bei den Salzwedelern nicht noch weiter unbeliebt macht, "können wir ihr die Rede ja vorher schreiben", bot Wießel schmunzelnd an.