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Brandanschlag auf Autonomes Zentrum

13.05.2011, 04:30

Von Holger Thiel

Salzwedel. Auf das Autonome Zentrum "Kim-Hubert" in Salzwedel ist in der Nacht zu gestern ein Brandanschlag verübt worden - zwei Tage vor einem geplanten Neonazi-Aufmarsch in der Hansestadt. Bislang unbekannte Täter hatten gegen 1 Uhr drei Glasflaschen, die mit einer brennbaren Flüssigkeit gefüllt waren, sogenannte Molotow-Cocktails, in Richtung des Zentrums geschleudert. Eine Flasche landete genau zwischen zwei Fenster, zwei schlugen auf dem Gehweg auf. Laut der Salzwedeler Mobilen Beratung für Opfer rechter Gewalt Salzwedel sich zu diesem Zeitpunkt mehrere Personen in dem Autonomen Zentrum auf. Sie hätten das Feuer gelöscht. Übrig blieb eine großer Rußfleck an der Fassade. Die alarmierte Polizei traf indes wenige Minuten keine Personen mehr an. Sie ermittelt jetzt in alle Richtungen, erklärte der Salzwedeler Polizeisprecher Frank Semisch gestern. Der Staatsschutz ist eingeschaltet.

Bereits im Februar 2010 stand das Zentrum in der Altstadt im Mittelpunkt polizeilicher Ermittlungen. Damals sollen Rechtsextremisten eine Informationsveranstaltung im Vorfeld einer Neonazi-Demonstration in Dresden gestürmt und zwei Besucher geschlagen haben. Die Gerichtsverhandlung endete vor wenigen Wochen ohne eine Verurteilung.

Fest steht, dass dieser Anschlag die ohnehin angespannte Stimmung in Salzwedel erhitzt. Sowohl im Lager der Antifa als auch bei den Neonazis, die in der rechtsextremen freien Kameradschaft "Freie Nationalisten Altmark West" organisiert sind. In der Polizeidirektion Nord wird der Brandanschlag im Vorfeld des Neonazi-Aufmarsches ernst genommen. "Fakt ist, dass wir die aktuelle Entwicklung zum Anlass nehmen, sie in der polizeilichen Taktik zur Bewältigung der Einsatzlage am Sonnabend einzubeziehen", erklärte PD-Sprecher Stefan Brodtrück. In Salzwedel wird sich morgen der Stadtrat zu einer öffentlichen Sondersitzung einfinden, die Kirche lädt zu Friedensgebeten etliche, etliche Protestaktionen sind angemeldet. Die Polizei rechnet mit bis zu 300 Neonazis, die auch aus benachbarten Bundesländern anreisen werden.