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Der dienstälteste Naturschutzbeauftragte Günter Stachowiak gibt sein Ehrenamt ab Ein Leben für den Schutz der Natur

Von Antje Mewes 28.05.2011, 06:30

Der dienstälteste Naturschutzbeauftragte Sachsen-Anhalts, Günter Stachowiak aus Dolchau, legt sein Amt in jüngere Hände. 46 Jahre lang war der 76-Jährige im Dienst des Naturschutzes tätig. Am Montag wird Michael Arens aus Vienau vom Kreistag als sein Nachfolger berufen.

Dolchau. Der Naturschutz im Altkreis Kalbe ist mit einem Namen verbunden, Günter Stachowiak. Seit 46 Jahren engagiert er sich als Naturschutzbeauftragter und hat in dieser Zeit viel für den Erhalt der Flora und Fauna erreicht.

Viele Mitstreiter kennen ihn als leidenschaftlichen, aber dabei besonnenen Kämpfer für die Belange der Natur. Jetzt gibt der 76-Jährige den Staffelstab an einen seiner Schützlinge weiter. Michael Arens, der von dem Dolchauer als Schüler in der Arbeitsgemeinschaft Junge Biologen die Liebe zur und den Respekt vor Natur gelernt hat, wird am Montag vom Kreistag als sein Nachfolger berufen.

"Alles, was ich weiß, habe ich von ihm gelernt"

"Ich bin sehr froh, dass Michael für mich nachrückt. Seit 30 Jahren ist er mit mir zusammen im Naturschutz tätig", sagte der Dolchauer. Er selbst werde weiter in der Fachgruppe Naturschutz Vienau mitarbeiten, die er in den 1980er Jahren gegründet und deren Vorsitz er aus gesundheitlichen Gründen ebenfalls an Michael Arens abgegeben hat. "Ich kann gar nicht anders", sagte Günter Stachowiak mit einem verschmitzten Lächeln.

"Günter ist einmalig von seinem Wissensstand her", so der künftige Naturschutzbeauftragte Michael Arens. Sein Mentor wisse vom Pilz über Pflanzen, Amphibien, Kriech- und Säugetiere bis hin zur Ornithologie über die heimische Fauna und Flora wie kein Zweiter Bescheid. Arens: "Alles, was ich weiß, habe ich von ihm gelernt und konnte an seiner Seite viele Erfahrungen sammeln. Er ist ein großes Vorbild für mich." Fast sein ganzes Leben lang hat sich der 1934 in Oschersleben geborene Günter Stachowiak für die Natur engagiert. Angefangen hatte alles mit einer von den ersten Löhnen als Spitzendreher mühsam ersparten Praktica. Mit dem Fotoapparat, den er heute noch in Ehren hält, hatte er das fotografiert, für das er sich als Kind und junger Erwachsener am meisten interessiert hat: die Schönheit und die Vielfältigkeit der Natur.

Mit den Aufnahmen brachte er schon früh seinen Mitmenschen schützenswerte Pflanzen und Tiere nahe.

Schließlich schaffte er es, seinen Traumberuf zu erlernen. Nach einer Ausbildung zum Forstfacharbeiter studierte er, wurde Revierförster und später zum Oberförster berufen. Neben der Arbeit engagierte er sich für den Naturschutz. Auf seine Initiative hin und unter seiner Mitarbeit sind beispielweise der Bormholtteich bei Altmersleben, das Jemmeritzer Moor, Teile des Kalbeschen Werders, die Zichtauer Berge, der Klötzer Forst sowie weitere Flächen- und Einzelnaturdenkmale unter Schutz gestellt worden.

Wichtig war ihm schon immer, jungen Menschen den Wert Natur nahe zu bringen, wie er erzählte. Er unterstützte Biologie-Arbeitsgemeinschaften und die jährlichen Naturschutz-Spezialistenlager in Vienau. 1967 richtete er den Naturlehrpfad und 1992 den Naturlehrweg in Vienau ein.

Zahlreiche Publikationen und Auszeichnungen

Sein Steckenpferd ist die Ornithologie. 1976 regte er an, die Weißstorchpopulation im Altkreis Kalbe systematisch zu erfassen. Seitdem werden von Mitgliedern der Fachgruppe in den Storchenhorsten die Eier gezählt und die Jungstörche beringt, die Daten erfasst und ausgewertet. Auch der Bestand der Fledermäuse in der Region wird mit einem sogenannten Monotoring auf seine Initiative hin verfolgt.

Zahlreiche Publikationen hat der Dolchauer herausgebracht. Für seine Erfolge im Naturschutz erhielt er viele Auszeichnungen, 2005 gar das Bundesverdienstkreuz. Doch daraufhin angesprochen, winkt er bescheiden ab. Sich in den Vordergrund zu rücken, ist nicht seine Art. Hartnäckig und ausdauernd hat er, bis ihn seine angeschlagene Gesundheit "zum Ruhigertreten zwang", für bedrohte Arten gekämpft, immer wieder das Gespräch gesucht, wenn es darum ging, trotz intensiver Landwirtschaft Biotope und letzte Refugien für Tiere und Pflanzen zu erhalten.

"Wertvoller Lebensraum ist verloren gegangen"

Dabei hat er auch Rückschläge verkraften müssen. Beispielsweise die Melioration der Augrabenniederung und die Begradigung des Gewässers. "Dabei ist viel wertvoller Lebensraum verloren gegangen", sagte er. Und traurig stimmt ihn auch, "dass wir so wenig Nachwuchs im Naturschutz haben".

Mit Sorge blickt er auf den zunehmenden Maisanbau und das Verschwinden der Stilllegungsflächen und anderer Brachen. "Das ist ein Rückschlag für viele Arten, die dort Rückzugsgebiete gefunden hatten", so der Dolchauer.

Trotzdem blickt er, was den Naturschutz anbelangt, einigermaßen optimistisch in die Zukunft. Mit seinen Mitstreitern in der Fachgruppe und mit seiner Frau Anneliese will er während Veranstaltungen weiter Aufklärungsarbeit leisten und den Mitgliedern mit seiner Erfahrung zur Seite stehen.