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Jahreshauptversammlung der Ortswehr Pretzien / Michael Vorwerk lobt 24-Stunden-Bereitschaft "Darauf bin ich schon ein bisschen stolz"

Von Heike Liensdorf 22.01.2013, 02:38

Premiere für Michael Vorwerk: Für ihn war es die erste Jahreshauptversammlung als Leiter der Ortsfeuerwehr Pretzien. Er fand den richtigen Ton und die richtige Mischung. Neben lobenden Worten gab es von ihm auch kritische Anmerkungen.

Pretzien l Seit Ende Mai 2012 hat er nun den Hut auf, ist vom Stellvertreter zum Wehrleiter aufgerückt und hat ein Team, auf das er sich verlassen kann. Das betonte Michael Vorwerk gleich zu Beginn der Jahreshauptversammlung am Freitagabend in Pretzien. Und mit dankenden Worten konnte er fortsetzen: "Wir sind zwar nur eine von acht Wehren der Stadt Schönebeck. Aber wir sind eine, die stets eine 24-Stunden-Einsatzbereitschaft gewährleisten kann. Ich hoffe, dass bleibt so. Denn darauf bin ich schon ein bisschen stolz."

Stolz kann er auch auf die Fakten sein, die er dann aufzählte: Die Ortswehr Pretzien hat 34 Aktive, darunter 4 Frauen. Die schnelle Truppe zählt zwei Verbandsführer, drei Zugführer, einen Gruppenführer und 14 Atemschutzgeräteträger. Sie ist fester Bestandteil des ABC-Zuges Schönebeck, hat sich spezialisiert auf Waldbrandbekämpfung, Wasserrettung und technischer Hilfeleistung auf Straßen. Der Nachwuchs steht bereit: 14 Jugendliche arbeiten daran, einmal Brandbekämpfer zu werden, einige Kinder unter zehn Jahren sind schon "in der Warteschleife". Dazu kommt ein Förderverein, der sehr agil ist, so Vorwerk, und "ohne ihn sei vieles nicht leistbar".

Doch bei all dem Lob gab es auch Kritik. Michael Vorwerk bemängelte, dass seit fast zwei Jahren in Pretzien ein nicht einsatzbereiter Greifzug stehe. Der Vorbesitzer, die Feuerwehr Schönebeck, habe ihn ausgesondert. "Als Schrott wurde er bei uns abgeladen: unvollständig und ohne TÜV", ärgerte sich der Wehrleiter. Seit langem stehe die Frage im Raum, ob der Greifzug repariert oder gegen einen neuen ausgewechselt wird. Zudem fehle immer noch das Notstromaggregat, dass für den Einsatzfall da sein sollte.

"Das Fahrzeug tut noch seinen Dienst. Wir fragen uns aber, wie lange noch. Wir brauchen dringend Ersatz."

Und dann sei da noch das große Sorgenkind, das Tanklöschfahrzeug (TLF) 16 W50, Baujahr 1988. "Das Fahrzeug tut noch seinen Dienst. Wir fragen uns aber, wie lange noch. Wir brauchen dringend Ersatz", appellierte Michael Vorwerk in Richtung Stadt. Über eine Ersatzbeschaffung müsse unbedingt nachgedacht werden. "Wir wollen kein goldenes Ei, nur ein funktionierendes Tanklöschfahrzeug. Wir kennen unsere Einsatzzahlen und unser Einsatzgebiet." Das jetzige Fahrzeug - vor der Eingemeindung von der Wehr Schönebeck für einen Obolus übernommen - sei nach der Bedarfsplanung für 2013 abgeschrieben. Mittlerweile sei jedoch von 2016 die Rede. Doch wer zahlt, wenn etwas repariert werden muss? "Als Diskussionspunkt wird immer die Wechselladerfunktion angeführt. Tragkraftspritze, aber auch Schere und Spreizer sollen auf dem Wagen sein. Wir bieten an, in Eigeninitiative den Rüstwagen umzubauen, um dann immer beides mit dabei haben zu können", so sein Vorschlag. Doch Dezernent Joachim Schulke konnte keine zufriedenstellende Antwort liefern: Die Fahrzeug-Anschaffungen sollen so passieren, wie sie im Stadtrat beschlossen und geplant sind.

Für glücklichere Gesichtsausdrücke bei den Brandbekämpfern sorgten dann die Aussagen vom Stadtwehrleiter. Der Punkt "Fehlendes Notstromaggregat" könne abgehakt werden. "Macht am Dienstag das Tor weit auf, dann wird es angeliefert. Die Einweisung folgt noch", sagte Ronald Mühlsiegel.

Zum Punkt "Greifzug" räumte er ein, dass dieser von der Stadt ausgesondert worden sei. Nun gebe es drei Möglichkeiten, so Mühlsiegel: Es wird in Pretzien kein Greifzug vorgehalten, da es in Salzelmen einen kompletten Rüstzug mit Greifzug gibt. Oder der defekte Greifzug muss repariert werden, doch Mittel sind dafür im Haushalt nicht eingeplant. Oder es wird ein Greifzug von andernorts - einst angeschafft, aber bislang nicht genutzt- nach Pretzien geholt. Ortswehrleiter Michael Vorwerk brauchte da nicht lange zu überlegen: "Ja, wir brauchen einen Greifzug. Schon weil wir hier sehr viel Wald haben. Da ist es oft so, dass ein stattlicher umgestürzter Baum gerückt werden muss."

"Ihr seid zu einem starken Verein zusammengewachsen. ... zu verdanken, dass intensiv gearbeitet wird."

Anerkennende Worte kamen von Friedrich Harwig, Ortsbürgermeister von Pretzien: "Ihr seid zu einem starken Verein zusammengewachsen. Das ist der Tatsache zu verdanken, dass hier intensiv gearbeitet wird, auch im Jugendbereich." Nur so sei der jetzige Stand zu halten. Wie stark die Wehr Pretzien sei, so Harwig, zeige auch der nahtlose Übergang von einem zum anderen Wehrleiter. "Das geht nur, wenn die Kameraden hinter ihrer Führung stehen", betonte der Ortsbürgermeister.

Das dies so sei, das freue ihn sehr, sagte Uwe Ballerstedt, Vorgänger von Ortswehrleiter Vorwerk. Es sei schön, "dass der Übergang so geklappt hat, wie ich es mir erhofft und gewünscht hatte". Ballerstedt hofft, dass die Zusammenarbeit mit den Nachbarwehren auch weiterhin gepflegt und dafür auch mal Kompromisse eingegangen werden.

Einen Hinweis brachte Michael Vorwerk zum Ende des offiziellen Teils noch an: Der Sachsen-Anhalt-Tag wird in diesem Jahr vom 28. bis 30. Juni in Gommern stattfinden. Sozusagen gleich nebenan. Somit werden dann auch die Wehrleute aus Pretzien gefordert sein. Erste Vorgespräche habe es schon gegeben. "Jeder wird sich, denke ich, mit einbringen. Denn für die Gommeraner Wehr alleine ist das nicht zu stemmen", sagte der Ortswehrleiter und fügte an: "Die Gommeraner, Dannigkower, Plötzkyer und Ranieser Wehr sind auch da, wenn wir sie brauchen."