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"Plunder oder Rarität?": Sehr gut besuchte Aktion im Salzlandmuseum Von Krempel und kleinen Schätzen

Von Olaf Koch 26.03.2013, 02:10

Plunder oder Rarität? Diese Frage stellten sich am Sonntag gut 100 Besucher. Sie waren zu Gast im Salzlandmuseum, um kostenlos alte Gegenstände einschätzen zu lassen.

Bad Salzelmen l So standen und lagen auf den Tischen von Experten eines Braunschweiger Antiquariates und von Reinhard Banse Vasen, Kannen, Krüge, Kelche, Gläser, Porzellanfiguren, Münzen, Uhren und bündelweise alte Geldscheine - mal Krempel, mal kleine Schätze.

Gleich in großen Umschlägen kam ein Ehepaar aus dem Süden des Salzlandkreises zum ehrenamtlichen Gutachter Reinhard Banse. In den Tüten versteckte sich haufenweise Inflationsgeld, das kaum etwas wert ist. "Ich kenne Leute, die haben sich früher im Garten die Toilette damit tapeziert", sagt Banse lächelnd und durchsucht die Scheine nach einem außergewöhnlichen Exemplar. Meist sind es aber nur die "hohen Scheine" ab 10 Milliarden oder Billionen Mark, die ein wenig Wert haben. "Wenn diese Scheine in einem tadellosen Zustand sind, kann man dafür pro Stück schon mal fünf Euro bekommen", schätzt Banse.

Voraussetzung ist aber wie gesagt der tadellose Zustand. Die Scheine müssten aussehen, als würden sie gerade aus der Druckpresse kommen. "Wenn sie lange auf dem Dachboden lagerten, sind meist die Kanten angegriffen und geknickt oder staubig. Da hilft nur, mit einem feuchten Rasierpinsel Schein für Schein zu säubern und sie über lange Zeit zwischen Löschpapier und unter hohem Druck zu trocknen", rät der Experte. Dann würde bei Flohmärkten je nach Wert des Scheines schon mal 50 Cent bis 1 Euro herausspringen.

Anschließend landeten nacheinander auf dem Tisch von Reinhard Banse gleich zwei Damenuhren, die fast identisch waren. Ein Zufall. Beide sind rund 100 Jahre alt, haben einen kleinen Durchmesser und ein vergoldetes Gehäuse. Früher wurden sie an Ketten um den Hals getragen. Doch diese beiden Uhren wiesen etwas besonderes auf: Offenbar hatte ein Uhrmachermeister entsprechende Halterungen gefertigt, so dass die Damen sie auch um den Arm tragen konnten. "Darin ist ein sensibles Federwerk, das man ruhig jeden Tag aufziehen sollten", betont Reinhard Banse. Er schätzt: Die Uhren haben einen Wert von etwa 80 bis 100 Euro.

Mit einer "nur" 20 Jahre alten Münze kommt ein älterer Herr aus Schönebeck an den Stand von Reinhard Banse. Das 10-Kronen-Stück der alten Tschechoslowakei trägt die Prägung 1993, doch: Das Land existierte nur bis 1992. Jetzt möchte der Mann wissen, wie es dazu kam, dass trotz der Spaltung des Staates in Tschechien und Slowakei eine Münze mit einer späteren Jahreszahl und "CSFR" hergestellt wurde. "Das kann ich Ihnen wirklich nicht sagen", so Banse. Er rät dem Besucher, zur nächsten Ordensschau am 13. April zu kommen. Dann werde er ihm einem Münzsammler vorstellen, der diese Frage sicherlich genau beantworten kann.

Ein altes Erbstück hatte am Sonntagmorgen Peter Spaleniak aus Eggersdorf mitgebracht, ein vergoldete Taschenuhr. "Ich wollte sie nur mal anschauen lassen, mehr nicht", berichtet der Mann, der die Uhr später einmal seinem Sohn weitervererben möchte.

Es scheint nichts zu geben, was Reinhard Banse noch nicht gesehen hat. Ein Ehepaar aus dem Dessauer Raum war extra nach Schönebeck gereist, um ein altes französisches Siegelbuch aus dem Jahr 1899 vorzulegen. Es zeigt Siegelabdrücke verschiedener Königshäuser. "Nur hochgestellte Persönlichkeiten haben damals Briefe geschrieben. Wahrscheinlich hat ein Sekretär oder ein Amtsmann, der für die Post zuständig war, diese Siegel ausgeschnitten und gesammelt", vermutet Reinhard Banse.

Auch diesem Paar empfiehlt er, das Buch einem anderen Experten vorzulegen. Im Mai findet im "Braunen Hirsch" in Grünewalde der halbjährliche Großtausch statt.

Im Grunde rät Reinhard Banse, jene Dinge, die in Familienbesitz sind, aber keinen Bezug mehr zu Lebenden haben, zu verkaufen. Warum? "Wir Sammler werden immer weniger. Die jungen Leute interessieren sich für etwas anderes. Irgendwann gibt es keinen mehr, der so etwas möchte." Egal ob Plunder oder Rarität.

Die nächsten Aktionen dieser Art sind am 26. Mai im Museum Wolmirstedt und am 29. September im Salzlandmuseum Bad Salzelmen.