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Abhängigkeiten von Alkohol, Drogen und Spiel werden weiterhin Tabuthema sein / 2012 wurden 237 Suchtkranke in Schönebeck behandelt Die Sucht im Fokus: Beratungsstelle lädt ein zum Tag der offenen Tür

Von Kathleen Radunsky-Neumann 27.06.2013, 03:17

Schönebeck l Suchtkrankheiten sind ein Tabuthema und das werden sie auch zukünftig bleiben. Davon ist Bernd Müsing, Leiter der ambulanten Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke der Arbeiterwohlfahrt in Schönebeck, überzeugt. Trotzdem bieten Müsing und sein Team jährlich einen Tag der offenen Tür an, um das Thema Suchtkrankheiten in den Fokus zu rücken.

"Und wir wollen den Betroffenen ein Ort der Begegnung geben", sagt Bernd Müsing. Nicht vergessen werden dürfen aber die Angehörigen. Auch sie spielen eine wichtige Rolle in der Arbeit von Müsing und seinem Team. "Deshalb ist die Angehörigenarbeit bei diesem Tag der offenen Tür das Hauptthema", erklärt er. So konnten Angehörige in Einzelgesprächen Hilfe und Informationen finden, gleichzeitig ging es darum, Erfahrungen auszutauschen.

"Im vergangenen Jahr haben wir 237 Suchtkranke aus dem gesamten Salzlandkreis betreut", sagt Müsing. Darunter seien alle möglichen Suchtkrankheiten, erklärt der Leiter. Denn die Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke arbeite mit einem integrativen Beratungskonzept. Soll heißen: Jeder wird hier in der Otto-Kohle-Straße mit seinem Problem aufgenommen.

Den größten Anteil machen in der Statistik aber die Alkoholkrankheiten aus, 2012 wurden 189 Frauen und Männer mit einer solchen Sucht behandelt und betreut.

Jugendliche Drogensüchtige stammen aus ländlichem Raum

Unter den 237 Suchtkranken waren auch zehn pathologische Glücksspieler und 30 jugendliche Drogenabhängige.

"Hier hat es uns verwundert, dass viele der Jugendlichen aus dem ländlichen Raum kommen", sagt der Leiter der Beratungsstelle und meint damit die dörflichen Gegenden im Salzlandkreis. Das widerspreche wohl dem Irrglauben, dass Jugendliche in der Großstadt eher an Drogen herankommen. Diese Jugendlichen seien nicht auf eine Droge spezialisiert. Müsing spricht von Mischkonsumenten. Eine zunehmend bedeutende Rolle spiele hierbei Crystal Meth. Diese chemische Droge wird gern auch als Modedroge oder Zombie-Droge bezeichnet.

Zu dem Konzept der Awo-Suchtstelle gehört auch die Weiterbetreuung der Suchtkranken in einer Selbsthilfegruppe. Unter dem Dach der Awo haben sich inzwischen fünf Gruppen gegründet. Hinzu kommen zwei Motivationsgruppen, eine in Barby und eine in Schönebeck. Diese Menschen - 12 bis 15 Mitglieder werden pro Gruppe aufgenommen - erhalten noch therapeutische Betreuung, während die Menschen in der Selbsthilfegruppe sozusagen auf sich selbst gestellt sind.

Grundsätzlich, so Bernd Müsing, falle es den betroffenen Menschen schwer, überhaupt erst den Schritt zur Beratungsstelle zu gehen.

Sucht wird in Gesellschaft mit Versagen assoziiert

"Sucht wird in der Gesellschaft mit Versagen assoziiert", erklärt Müsing, warum sich wohl nur rund zehn Prozent der Suchtkranken an eine Beratungsstelle wenden. Dabei sei eine Suchtkrankheit nichts, das nur eine bestimmte Menschengruppe betreffe. "Zu uns kommen Menschen aus allen Schichten", erzählt der Beratungsstellenleiter von seinem Klientel.

Die Beratungs- und Behandlungsstelle für Suchtkranke des Kreisverbandes der Arbeiterwohlfahrt besteht seit 21 Jahren in Schönebeck. Sie ist zu finden in der Otto-Kohle-Straße 23 in Schönebeck. Ebenso erreichbar sind die Mitarbeiter per Telefon (03928)702010.