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"Philharmonisches Phrühstück" mit Gerard Oskamp präsentiert Menschen aus der Stadt Schönebeck Gewürzpflanze zieht sich durch den ganzen Morgen

Von Daniel Wrüske 23.01.2014, 02:18

Gerard Oskamp hat den Taktstock wieder einen Morgen lang zur Seite gelegt und sein Zuhör-Talent unter Beweis gestellt. Beim "Philharmonischen Phrühstück" entlockte er seinen Gästen - Sängerin Yoora Lee-Hoff, designierter Oberbürgermeister Bert Knoblauch und Volksstimme-Regionalchef Jan-Thomas Goetze so manch erstaunlichen Lebenseinblick.

Schönebeck l "Knoblauch - der Name tut mir gut", sagt Gerard Oskamp und reibt Daumen und Zeigefinger beider Hände. Der Dirigent verrät den "Philharmonischen Phrühstückern", dass er gern am Herd steht. Und gibt die Frage, ob seine Gäste eben solche ambitionierten Hobbyköche seien, in die Runde. Schönebecks designierter Oberbürgermeister Bert Knoblauch winkt ab, sagt, dass er sich lieber kulinarisch überraschen lasse. Trotz des würzig-klangvollen Nachnamens. Yoora Lee-Hoff berichtet, dass sie "kore-eutsch" oder "deu-reanisch" kocht - und bei ihr als in Korea geborene und in Dresden lebende Sängerin Knoblauch sicherlich nicht fehlen darf. Jan-Thomas Goetze von der Volksstimme hat die Lacher auf seiner Seite, als er gesteht gern italienisch und "am liebsten mit viel Knoblauch zu kochen". Als Zeitungsmacher unter anderem in Schönebeck wird er in den nächsten Jahren sicherlich auch beruflich mit dieser Würznote so manches journalistische Tagesgericht anreichern können.

Eine illustre Gästeschar ließ sich jetzt gern von Gerard Oskamp befragen. Dirigent und Philharmonikern geht es beim "Phrühstück" darum, Menschen aus der Elbestadt und ihre Gäste vorzustellen. Leute aus Politik, dem gesellschaftlichen Leben, aus Kultur und Sozialbereich. Der Maestro versteht es durch seine natürliche und freundschaftliche Art, auch mal mit frechen Fragen, Spannendes ans Tageslicht zu bringen. Zum Beispiel dass Bert Knoblauch schon bei der letzten OB-Wahl gefragt worden ist, nicht eine Kandidatur anstreben zu wollen. "Damals war ich 35 und fühlte mich zu jung", sagt er. Heute traut er sich den Job zu "als Repräsentant der Gemeinde, als Vertreter der Interessen der Stadt in Gremien und bei Veranstaltungen", wie der 41-Jährige sagt.

Ein Hauch der Geschichte

Bert Knoblauch verinnerlicht sein neues Amt gerade. Der Stress der Wahl ist abgelegt. Dabei erfahren die Gäste, dass der Stichwahlabend echte Aufregung, mit vielen Zigaretten, aber auch mit dem Beistand vieler Freunde war. "Allerdings war ich auch irgendwie gelassen: Denn ich wusste, dass es jetzt zu einer Entscheidung kommt. Auch darüber, ob ich etwas in Schönebeck bewegen kann, oder ob ich mich dann gezielt und verstärkt in der Kanzlei einsetze."

Richtig gelassen war auch Yoora Lee Hoff, als sie plötzlich vor einem Gesangsprofessor an der Leipziger Musikhochschule ihre Stimme präsentieren sollte. Bis dato studierte sie Violine, sang aus Spaß an der Freude. Freunde bekamen das mit und machten Experten auf die Koreanerin aufmerksam. "Was soll\'s, dachte ich. Ich war Geigerin, wenn man da nicht singen kann, ist das nicht schlimm."

Yoora Lee-Hoff überzeugte. Auch die Phrühstücker mit ihrem charmant-einnehmenden Wesen. Hellhörig wurde man, als man von der jungen Frau erfuhr, dass die Koreanerin die traditionelle eigene Musik hinter die europäischer Klassik stellen. Und das ganz ernsthaft betreiben. Die Sängerin ist bestes Beispiel dafür: "Ich wollte nach Deutschland. Bei uns lernt man die Technik. Hier atme ich den Geist der Menschen, ich merke, wie sie fühlen, und ich bin an den Stätten, wo die Komponisten gelebt haben." Welch wunderbare Intentionen, nach Deutschland zu kommen! Vielleicht wird das in der aktuellen öffentlichen Diskussion zu schnell übersehen?!

Für Bildungsreisen jeglicher Art war in den letzten Jahren und Jahrhunderten auch Italien immer erste Adresse. Jan-Thomas Goetze wählte "den Stiefel" für zwei Jahre für sein Studium aus. In der Nähe von Florenz wollte er Arzt werden, Praktika führten ihn zu RTL und damit in die schillernde Medienwelt. Zwar kann der Zeitungsmann gerade noch so viel Italienisch, um das Abschleppen seinen Autos zu verhindern. Er arbeitet inzwischen seit 22 Jahren bei der Volksstimme und leitet jetzt den Regionalverlag Elbe-Fläming mit den Redaktionen Burg, Genthin, Staßfurt, Schönebeck und Zerbst. "Wenn es mal keine Nachrichten gibt, was machen Sie dann", fragt Gerard Oskamp. "Dann wird die Zeitung manchmal sogar am spannendsten, weil die Redakteure die Fühler in ihren Netzwerken ausstrecken, Zeit haben, Geschichten ganz auf den Grund zu gehen."

Für rund 11 000 Schönebecker kommt fast täglich die Volksstimme ins Haus. Jan-Thomas Goetze erklärte den professionellen Apparat dahinter - von der Redaktion bis zum Zusteller.

Apropos professionell: Musik machen Redakteur und OB nicht (mehr) selbst: Aber sie gestehen, sich als Hörer für ein breites Spektrum zu interessieren. Für das trat musikalisch beim Phrühstück auch Yoraa Lee-Hoff ein. Begleitet von Jerzy Bojanowski am Klavier sang sie Arien von Händel, Mozart, Puccini und Kurt Weil.