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Mitarbeiter der Kindertagesstätte "Elbespatzen" und des Hortes haben sich in ihrer Freizeit weitergebildet Jedes Kind eroberte die Welt auf individuelle Weise

Von Thomas Linßner 25.01.2014, 02:20

Alle 18 Erzieherinnen und Erzieher der Barbyer Kindertagesstätte "Elbespatzen" und des Schulhortes absolvierten in ihrer Freizeit den Lehrgang "Bildung: elementar - Bildung von Anfang an". Dafür bekamen sie jetzt die Zertifikate.

Barby l "Bildung: elementar - Bildung von Anfang an - basiert auf dem Recht des Kindes auf Respekt vor seiner Person, auf seinem Recht auf gute Bildung, auf dem Recht des Kindes auf Teilhabe an Entscheidungsprozessen und seinem Recht auf Zugehörigkeit. Das Kind wird als Rechtssubjekt gesehen, das heißt, als eigenständiger Träger von Menschenrechten ..." So formuliert es das Kultusministerium Sachsen-Anhalt.

Was aber bedeutet das im praktischen Betreuungsalltag? Hortleiterin Sabine Ollenhauer hat ein gutes Beispiel parat: Ein Kind zieht seinen Pullover "links rum" an. Die Erzieherin macht es darauf aufmerksam, bringt die Sache aber nicht "in Ordnung", in dem sie dem Kind den Pullover wieder aus und richtig rum anzieht. Der Knirps wird irgendwann selbst die Erfahrung machen, wie die Kleidernorm ist. "Das ist keine Faulheit der Erzieher, wie manche Eltern vielleicht annehmen könnten", ergänzt Kita-Leiterin Iris Jacob.

Denn jedes Kind erobert sich von Geburt an die Welt auf ganz individuelle Weise, unter Einsatz aller Sinne in ständiger Bewegung.

Es erforscht, erkundet, entdeckt, probiert, sucht. Dabei braucht es Unterstützung, begründete und verständliche Regeln, Anregung und aufmerksame Zuwendung der Erwachsenen, die Fragen nicht vorschnell beantworten, die Fehler zulassen und das Kind so annehmen, wie es ist.

Ähnlich ist es bei den mathematischen Grunderfahrungen. Die bestehen nicht aus "Zählen" und "Rechnen", sondern Vergleichen, Sortieren und Ordnen und zwar mit und ohne Zahlen. "Das bedeutet nicht, Inhalte der Schulmathematik in die Kita zu verlagern, sondern auf eine kindgemäße Lernform einzugehen und gemeinsam ein Gefühl für unsere Muster und Strukturen zu entwickeln", erklärt Iris Jacob. Das könne beispielsweise beim Treppensteigen geschehen, wo die Stufen so ganz nebenbei gezählt werden oder wenn eine bestimmte Anzahl Frühstücksgeschirr auf den Tisch kommt.

Neu ist auch die Eingewöhnungszeit für Krippenkinder, die für alle Beteiligten emotional beladen sein kann: Fremde Menschen, fremde Räume, eine fremde Welt, ein fremder Alltag - plötzlich ist alles ganz anders als Zuhause.

Damit die Eingewöhnung gelingt, dürfen Vati oder Mutti etwa sechs Wochen mit in der Kita bleiben. So soll den Kindern ein sanfter Einstieg in die Krippe ermöglicht und damit der Trennungsschmerz aufgefangen werden. "Wir empfehlen der Mutti, nach einer Woche mal für eine halbe Stunde den Raum zu verlassen", erklärt Iris Jacob. Diese Abstände sollen dann größer werden.

Nestwärme-Vorstandsvorsitzender Willi Kempa lobte die "hohe Motivation" der pädagogischen Mitarbeiter, die "Bildung elementar" in einem 100-Stunden-Kurs in ihrer Freizeit absolvierten. Die Stadtverwaltung hatte beim Land einen Antrag auf Förderung der Maßnahme gestellt, wofür sich Kempa bedankte.

Seit 2004 gibt es für alle Kindertageseinrichtungen in Sachsen-Anhalt das Bildungsprogramm "Bildung: elementar - Bildung von Anfang an", das jedem Kind das Recht auf umfassende elementare Bildung garantieren soll.