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Stadträte diskutieren mögliche Einsparungen - es gibt nur zwei Möglichkeiten Stadt sagt beim Sport: Kürzen oder schließen

Von Kathleen Radunsky-Neumann 07.02.2014, 02:20

Kürzen oder schließen? Diese Frage stellt die Stadtverwaltung in den Raum beim Thema Sport. Denn in diesem freiwilligen Bereich könnte gekürzt werden. Doch so richtig Einsparpotenzial sieht an dieser Stelle auch kein Stadtrat.

Schönebeck l Rund 30 Sportvereine bereichern die Stadt Schönebeck. In ihrem Engagement werden die Ehrenamtlichen von der Stadt unterstützt - doch diese Schützenhilfe ist begrenzt, sehr begrenzt. Denn diese Förderung fällt in den Bereich der freiwilligen Aufgaben, und dieser steht meist auf der Kippe wenn es um Einsparungen im städtischen Haushalt geht. In der Sitzung des Finanz- und Rechnungsprüfungsausschusses, der kürzlich in Vorbereitung auf die Stadtratsitzung am 13. Februar tagte, wurde dieses Thema wieder einmal besprochen. Als Grundlage diente den Stadträten hierbei eine Auflistung der Verwaltung, wie viel Geld im Einzelnen im vergangenen Jahr für den freiwilligen Bereich Sport geplant war.

Dazu gehört zum Beispiel die Sportförderung. Diese können Sportvereine bei der Stadt beantragen, die sich beispielsweise im Kinder- und Jugendbereich engagieren. "Für diese Sozialarbeit bezahlt die Stadt statistisch gesehen 20 Euro pro Kind an den jeweiligen Verein im Jahr", sagt Joachim Schulke, zuständiger Dezernent in der Verwaltung. Als "Anerkennung" sieht Schulke die 100 Euro, die einmalig im Jahr an Übungsleiter im Kinder- und Jugendbereich gezahlt werden. Insgesamt seien 2013 rund 130000 Euro für die Sportförderung veranschlagt gewesen. In diese Summe gehören auch die Betriebskosten für Sporthallen, die vom Verein betrieben werden.

Also klingen die 130000 Euro nur viel, sind aber nicht viel? Für Joachim Schulke jedenfalls ist das ein wichtiger Aspekt. Seit Jahren schon wird in diesem freiwilligen Bereich an den Finanzen gekürzt. Das macht sich bemerkbar. "Wir sind an einem Niveau angekommen, so dass der Sport machbar ist, aber wiederum keine große Werterhaltung an den Sportstätten möglich ist", sagt der Dezernent.

Trotz des demografischen Wandels gibt es Sportbedarf

Und genau das könnte ein Punkt sein, der der Stadt künftig eventuell auf die Füße fällt. Denn wenn Schulke in die Zukunft blickt, so sieht er trotz des demografischen Wandels einen gewissen Sportbedarf in der Elbestadt.

Wesentlich in den Posten Sport als freiwillige Aufgabe spielen nicht nur die Vereine an sich hinein. Auch die Volksschwimmhalle und das Freibad spielen eine wichtige Rolle. Im Haushaltsansatz für das Jahr 2012 waren die Volksschwimmhalle mit 563300 Euro und das Freibad mit 638200 Euro veranschlagt.

Für ihn ist es wichtig, "das, was hier haben, zu halten , damit sich in unserer Stadt etwas entwickeln kann". In welcher Form das weiterhin möglich sein wird, das steht eher in den Sternen. Doch die Richtung ist eigentlich klar, dafür muss man nur in die jüngste Vergangenheit blicken. Grob geschätzt "seit 20 Jahren" wird der Rotstift regelmäßig angesetzt, sagt Schulke. "Und wenn die Kommunen künftig nicht besser finanziell ausgestattet werden, müssen wir wohl weiterhin sparen", sagt er.

Rückendeckung erhält der Dezernent nun aus dem Finanz- und Rechnungsprüfungsausschuss. Hier betonte Kämmerin Ina-Babette Barann, "dass die Verwaltung keine Möglichkeiten sieht, zu kürzen". Der einzig mögliche Weg, so Barann, sei entweder Sportstätten zu schließen oder sich eben dazu zu bekennen.

In dieser Hinsicht waren sich die Stadträte einig. "Ich werde einen Teufel tun, und im Sport versuchen zu kürzen", sagt Friedrich Harwig (Die Linke). Für ihn sei es zu wichtig, die Kinder und Jugendlichen durch den Sport von der Straße zu bekommen. Und auch Manfred Pöschke (Rettet die Altstadt) sieht keinen Sinn darin, "einen Bereich besonders anzuzapfen".

Harwig brachte jedoch noch einen Vorschlag in die Runde ein. "Man müsste mit den Vereinen reden, dass sie selbst kostengünstig arbeiten", sagt der Ortsbürgermeister von Pretzien. Auf keinen Fall dürfe seiner Meinung nach den Sportlern der Enthusiasmus genommen werden.

Arnold Krüger (UWG/Grüne) lobt bei dieser Debatte auch die Eltern und Vereinsmitglieder. "Was die in Eigenleistung aufbringen, das sieht man gar nicht", sagt der Stadtrat. Und: "Hier etwas abzuschneiden, wäre schlimm."

Der Eigenanteil der Mitglieder im Verein reicht nicht aus

In das gleiche Horn kann Frank Wedekind (SPD), der ebenso Vorsitzender des Schönebecker Sportclubs (SSC) ist, blasen. Bezugnehmend auf die Eigenleistung erwähnt er den Pferdesport im SSC, der nicht unbedingt zu den günstigen Sportarten zählt. "In dieser Abteilung zahlen Erwachsene 40 Euro pro Monat und Kinder 20 Euro", gibt er einen Einblick. "Das ist viel und reicht trotzdem nicht aus", schätzt er ein. Für Wedekind steht fest: "Egal wo wir kürzen, dann können wir in Schönebeck zumachen", sagt er im Finanzausschuss.