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Nach erneuter Kontrolle an Seifenfabrik-Ruine verhängt der Salzlandkreis jetzt einen Baustopp Ein Abriss wie Kraut und Rüben: Alles steht still

Gespenstische Ruhe herrscht an der Ecke
Tuchmacherstraße/Wilhelm-Loewe-Straße in Calbe, wo es aussieht wie nach
einem Bombeneinschlag. Der ungarische Abrisstrupp musste erneut seine
Arbeiten an der einstigen Seifenfabrik einstellen. Der Salzlandkreis
sieht eine akute Gefährdung.

Von Andreas Pinkert 15.02.2014, 02:20

Calbe l Mit Wilfried Lichtenfeld möchte dieser Tage wohl kaum jemand tauschen. Seit Jahren stand das schön sanierte Wohn- und Geschäftshaus des Juweliers und Uhrmachermeisters neben der einstigen Seifenfabrik an der Wilhelm-Loewe-Straße in Calbe. Jahrelang bescherte die Ruine ihm und seinen Kunden einen traurigen Anblick von stetigem Verfall. Jahrelang passierte nichts.

Bleibt Statik des Nachbarhauses erhalten?

Doch was Wilfried Lichtenfeld jetzt erleben muss, raubt ihm mittlerweile schon den Schlaf. Wegen eines Verwaltungsgerichtsverfahrens möchte er sich nicht öffentlich zu diesem Thema äußern.

Sicher ist in jedem Fall, dass er sich große Sorgen um sein Haus macht, das sich einen Giebel mit der Ruine teilt. Fraglich ist, ob die Statik seines Hauses den plötzlichen Veränderungen Stand halten wird.

Das Bauordnungsamt des Salzlandkreises bemängelte bereits in der vergangenen Woche die Durchführung der Abrissarbeiten und forderte Nachbesserungen. Anschließend wurde auch beim Gewerbeaufsichtsamt in Magdeburg Alarm geschlagen, da der beauftragte Abrisstrupp des ungarischen Eigentümers unter lebensgefährlichen Bedingungen arbeitete (Volksstimme berichtete).

Am Donnerstag mussten Mitarbeiter des Bauordnungsamtes feststellen, dass nicht nachgebessert wurde. Ergebnis: ein sofortiger Baustopp. Calbes Ordnungsamtsleiter Rainer Schulze informierte darüber am Abend im Hauptausschuss. "Von der Baustelle geht eine akute Gefährdung aus. Es fehlt einfach an erforderlicher Technik zum Abriss", sagte Schulze.

Lediglich Gebäudeteil an Straßen wird abgerissen

Gestern Vormittag folgte ein weiterer Termin mit Vertretern eines Schönebecker Bauunternehmens, das nun die Sicherung des besagten Giebels übernehmen soll. Zu den Gesprächen mit den ungarischen Arbeitern sagt Schulze: "Ein großes Problem ist die Verständigung. Eine Hälfte der Arbeiter spricht kein Deutsch, die andere nur etwas."

Doch wie soll es nun an der ehemaligen "Cito"-Seifenfa-brik weitergehen? Wie Ingrid Schildhauer, Pressesprecherin des Salzlandkreises, auf Anfrage mitteilte, bestehe noch "erheblicher Klärungsbedarf". Anfang kommender Woche sollen weitere Informationen folgen.

Rainer Schulze unterstrich während des Hauptausschusses, dass lediglich der gelbe Backsteinbau an den Straßen abgerissen werde. Alles weitere vom großen bebauten Grundstück bleibe so, wie es ist, sagte Schulze.

Für den Bereich der "Sieben Ecken" würde das eine klaffende Lücke bedeuten, die den Blick freigibt auf dahinterliegendes Ruinengelände. Ebenfalls kein schöner Anblick im Innenstadtbereich.