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Diskussion um Erhöhung des Anschlussgrades / AbS investiert über Jahre rund 14,2 Millionen Euro in Maßnahmen Neue Regenkanäle gegen die Vernässung - aber wo?

Von Daniel Wrüske 28.03.2014, 02:20

Um der Vernässung in Schönebeck gezielt begegnen zu können, muss zukünftig Regenwasser auch über eigene Kanäle entsorgt werden. Dafür gibt es schon Vorplanungen und auch gleich Streit über den Sinn.

Schönebeck l Maßnahmen wie Siel oder Abfanggraben sind die eine Seite der Medaille, geht es um die Wasserproblematik in Schönebeck. Die andere Seite betrifft die Elbestädter sicherlich viel unmittelbarer, als Anlagen entlang von Straßen oder an der Elbe. Es geht um Kanäle, mit denen das Regenwasser entsorgt werden kann. Experten, wie Professor Frido Reinstorf von der Grundwasser-Arbeitsgruppe II, empfehlen diese Lösung. Vor allem für die neuralgischen Stadtgebiete im Süden und für bad Salz- elmen. Das Niederschlagswasserbeseitigungskonzept von Stadt und Abwasserentsorgung Schönebeck (AbS) greift diese Gedanken auf.

Kanäle sollen vor allem dort liegen, wo eine Versickerung von Regen den Grundwasserspiegel unnötig erhöhen würde. Eine Oberbürgermeister Bert Knoblauch (CDU) in den Mund gelegte Äußerung aber erhitzt die Gemüter. "Anschlusszwang für alle!", soll der Stadtchef gefordert haben.

Während der Bürgerversammlung in Felgeleben wurde OB Bert Knoblauch dazu befragt. Er erklärte den Hintergrund des ihm zugeschrieben Zitates. "Mir geht es um einen Punkt: Ich erachte einen Anschlusszwang nur für die südlichen Gebiete der Stadt als problematisch." Das Verständnis für Gleichbehandlung aller würde getrübt. Zudem hätten die Felgeleber, Sachsenländer, Salzelmer schon mit dem Werteverlust ihrer durch das Wasser beschädigten Häuser zu kämpfen, so der OB. Denn Fakt ist: Neue Leitungen, die Entsorgung des Regenwassers, Anschlüsse an Grundstücke gibt es nicht zum Nulltarif. Bert Knoblauch machte das den Einwohnern bei der Versammlung deutlich. Auch, dass Kosten nach kommunalem Abgabegesetz des Landes Sachsen-Anhalt umlegbar sind.

Christian Schönfeld von den Vereinigten Bürgerinitiativen in Schönebeck hält von einem "Anschlusszwang" nichts. "Wasser muss frei laufen können", sagt er und gibt zu bedenken, was bei Stromausfällen passiere, wenn sämtliche Pumpen des Systems stillstehen würden. Christian Schönfeld spricht für Kanäle nur dort, wo durch Versiegelung Regenwasser nicht mehr gut verdunsten kann. Oberbürgermeister Bert Knoblauch hält das für widersprüchlich. Er erklärt, dass die Experten 100 Prozent Anschluss fordern um die größtmögliche Entlastung des Grundwasserleiters zu erreichen. Der Stadtchef selbst plädiert für sachorientierte Lösungen. Ohnehin würde die AbS nicht sofort und auf einmal entsprechende Kanäle legen können. "Das ist ein Investitionsprozess über Jahre."