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Prozessauftakt zum Überfall des Dänischen Bettenlagers im Oktober 2013 / Täter sind geständig Raubzug war lange im Voraus geplant

Von Hella Hoofdmann und Daniel Wrüske 05.04.2014, 01:17

Im Oktober 2013 überfielen zwei bewaffnete Männer das Dänische Bettenlager in der Stadionstraße. Einer der Angeklagten war Azubi im Warenhaus.

Schönebeck l "Als ich die Waffe an meinem Kopf gespürt habe, hatte ich Todesangst. Ich dachte, ich sehe mein Kind nie wieder." Ergreifend schildert Verkäuferin Michaela K. (alle Namen von der Redaktion geändert), was sie erlebte. Ihre Stimme ist gebrochen, immer wieder weint sie. Als Zeugin soll sie wichtige Angaben zum Tathergang machen. Das fällt ihr auch Monate nach dem Überfall schwer. Für kurze Zeit muss Richterin Sigrun Lehmann die Verhandlung sogar unterbrechen. An ihren Arbeitsplatz ist Michaela K. noch nicht wieder zurückgekehrt. Sie befindet sich seit dem Überfall in psychologischer Behandlung. Genau wie ihre Kollegin Tanja O., die ebenfalls zum Opfer wurde.

Der bewaffnete Raubüberfall wird zwei jungen Männern vorgeworfen. Thomas R. (heute 20) und Ronny Z. (heute 21) sollen am 18. Oktober 2013 das Dänische Bettenlager in der Stadionstraße in Schönebeck überfallen haben. Über den Lagereingang verschafften sie sich Zutritt ins Geschäft. Mit vorgehaltener Waffe erbeuteten sie einen vierstelligen Betrag. Nach Aussagen der Angeklagten erbeuteten sie 2000 Euro, die sie unter sich aufteilten. Während bei Thomas R. eindeutig sein massiver Drogenkonsum als Motivation für den Raub gelten kann, blieb Ronny Z. eine Erklärung schuldig. Geklärt ist aber, dass beide vorsätzlich gehandelt haben müssen, denn die jungen Männer planten die Tat lange im Voraus und besorgten sich Waffen.

Dass alles ganz schnell gehen konnte, hängt auch damit zusammen, dass Ronny Z. sich in dem Geschäft auskannte. Von 2012 bis 2013 war er dort als Auszubildender tätig, brach wegen Problemen die Lehre ab. Im Gerichtssaal traf er zum ersten Mal wieder auf seine ehemalige Kollegin Michaela K. Wollte er nach eigenen Angaben bei der Tat zunächst nicht dabei gewesen sein, legte er vor der Zeugenbefragung über seinen Verteidiger ein Geständnis ab. Bei den Zeugenaussagen schien er zudem langsam zu begreifen, welche Konsequenzen der Überfall für ihn haben wird und was er mit den Frauen angerichtet hat. Über seinen Anwalt bot er den beiden Verkäuferinnen Michaela K. und Tanja O. eine Entschuldigung an. Beide weigerten sich jedoch, sich das anzuhören. Im Flur bricht Ronny Z. weinend zusammen und gerät in ein heftiges Wortgefecht mit seiner Mutter - Selbstmitleid oder späte Reue? Jedenfalls nimmt die Jugendgerichtshilfe das zum Anlass, um noch einmal mit ihm zu sprechen und dem Gericht später einen Zustandsbericht zu geben.

Ganz anders sieht es bei Thomas R. aus. Von Reue ist bei ihm während des ganzen Prozesstages nichts zu spüren. Vielmehr hinterfragte er den Ablauf des Prozesses, regte an, auf die Zeugenbefragung zu verzichten. Man würde ja sehen, dass es den Zeugen nicht leicht fallen würde, über den Vorfall zu sprechen. Man habe doch alles gestanden. "Sie müssen aber sehen, was sie mit ihrer Tat angerichtet haben", wies Lehmann den Angeklagten zurecht. Zudem sollen Staatsanwaltschaft und Schöffen die Augenzeugenberichte hören.

Neben dem Überfall auf das Dänische Bettenlager wurde beim Prozess zudem der Überfall auf die Toto Lotto-Stelle in der Steinstraße in Schönebeck verhandelt. Zusammen mit einem anderen Mittäter, Marcel L., soll Thomas R. wieder einen Geldbetrag erbeutet haben. Wieder um seine Drogensucht zu finanzieren, dieses Mal aber jedoch spontan und ohne Vorsatz. Und auch bei dieser Tat wurde die Verkäuferin, Petra K., massiv mit einer Waffe bedroht.

Die beiden Männer entwendeten rund 600 Euro aus der Kasse. Bevor Thomas R. und Marcel L. das Geschäft verließen, drückten sie Petra K. ein paar Münzen in die Hand. "Dann sagten sie zu mir, ich soll mir mit dem Geld einen schönen Abend machen", berichtet das Opfer. Das stumpfe Verhalten der Männer sei Teil ihrer Persönlichkeit. Das bestätigen Gutachten aus ihrer Haftanstalt. Beide sind seit dem 12. Dezember in Untersuchungshaft und sind dort längst keine Unbekannten mehr. Bände spricht auch: Thomas R., nutzte offenbar seinen Hafturlaub zu Weihnachten, um direkt wieder eine Straftat zu begehen. Ihm wird, zusammen mit einem Mittäter, der Einbruch beim sozialen Treff "Suppe Seele" am 26. Dezember vorgeworfen.

Der Prozess wird nächste Woche fortgesetzt. Dann soll möglicherweise auch ein Gutachten über den Drogenkonsum von Thomas R. vorliegen. Das Urteil in beiden Strafsachen wird Ende April erwartet.