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Tornitz und Werkleitz leiden am meisten unter dem Drängwasser Feldweg wird zur offiziellen Zufahrtsstraße

Von Thomas Linßner 19.01.2011, 05:26

Schwerpunkt im Kampf gegen das Drängwasser sind weiterhin Tornitz und Werkleitz. Das Doppeldorf ist zum Teil nur noch über Feldwege erreichbar. Das Drängwasser steigt weiter, die Helfer sind um Schadensbegrenzung bemüht.

Tornitz/Barby. Seit Montagabend lässt die Feuerwehr Werkleitz ihre Pumpe im Dauerbetrieb laufen. Besonders prekär ist die Lage an der Rosenburger Straße. Hier sind mehrere Grundstücke bedroht. Die Feuerwehr leitet das Wasser über den Deich in die Saale. "Dass hier Wasser steht, hatten wir schon. Aber so doll noch nie", sagt Markus Winkler. Er gehört zum Schichtdienst der Wehr. Sein Arbeitgeber in Unseburg hat ihn frei gestellt. Auch bei den Kameraden Thomas Finster und Markus Winkler ist das so. Was beileibe keine gängige Praxis ist. Mario Krull vom Landratsamt bringt den Werkleitzern ein paar Kanister Benzin. Mit dem Pkw des Ordnungsamtes Barby gelangt er nur über den Feldweg dorthin. Es ist Gott sei Dank ein befestigter KAP-Weg aus DDR-Tagen, der normalerweise der Landwirtschaft vorbehalten und für den Durchgangsverkehr in normalen Zeiten tabu ist.

Doch was ist derzeit schon normal?!

Jetzt regelt sogar eine Ampel den Verkehr an einer Engstelle, erhebt die Holperpiste damit zur offiziellen "Straße".

Gleich am Deichfuß, wo der Feldweg nach Tornitz abzweigt, kippen Lkw tonnenweise auf einer Länge von 150 Meter Schotter ab. Hier liegt der Weg besonders tief, wird überflutet. Uwe Schrader aus Gnadau planiert mit seiner Raube einen 50 Zentimeter hohen Übergang.

Einige Tornitz-Werkleitzer haben die Ursachenforschung nach dem zu langsamen Ablauf des Wasser selbst in die Hand genommen. Dazu zählt Axel Schäfer. Er fährt mit seinem Geländewagen den Felddamm in Richtung Barby ab. Es braucht keine große fachliche Kompetenz, um festzustellen: Viele Durchflüsse machen ihrem Namen nur bedingt Ehre. Oft staut sich Wasser, das in Richtung Barbyer Colphus und dann weiter nach Glinde fließen soll. Der Landgraben ist ein Urstrom der Saale, den der Mensch in den Jahrhunderten immer mehr einengte.

Bodo König von der Werkleitzer Wehr steht laut schimpfend am Barbyer Holländer. Dort ist der Niveauunterschied besonders krass. Die alte Windmühle und ihr Umfeld sind vom Wasser eingeschlossen. Das gabs noch nie, seitdem Chronik geschrieben wird. Zufällig halten Feuerwehr-Leitkräfte des Landratsamtes an, um mit den Werkleitzern zu sprechen. Als sie den Reporter bemerken, entfernen sie sich ein paar Meter außer Hörweite.

Es gibt offenbar noch so manches Geheimnis in der Führungsebene.