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Die Bürgermeisterkandidaten Alexander Berlin und Sven Hause stellen sich den Fragen Wahlforum: Zwei Bewerber für Calbe

Von Kathleen Radunsky-Neumann 10.05.2014, 03:09

Was kann Calbe von seinem künftigen Bürgermeister erwarten? Das Wahlforum der Volksstimme gemeinsam mit der Stadtverwaltung in der Heger-Sporthalle bot die Möglichkeit, Alexander Berlin (CDU) und Sven Hause (parteilos) Fragen zu stellen. Außerdem konnten sich die Gäste ein Bild von den beiden Kandidaten machen, die am 25. Mai um die Stimmen der Bürger bitten.

Calbe l Fairness herrscht am Donnerstagabend in der Heger-Sporthalle unter den beiden Kandidaten, die sich um das Amt des Calbenser Bürgermeisters bewerben. Sie stellen sich im Wahlforum der Volksstimme zusammen mit der Stadtverwaltung den Fragen der Zeitungsmacher Jan-Thomas Goetze und Andreas Pinkert sowie den Fragen aus dem Publikum.

Wie sieht Ihre Vision von Calbe in zehn Jahren aus?

"Wir müssen die Abwanderung stoppen und meine Vision ist, dass wir sogar einen Zuzug schaffen", sagt Alexander Berlin. Er ist verheiratet, hat zwei Kinder, arbeitet als Jurist und geht für die CDU durch den Wahlkampf. Doch für diese Vision müsse viel getan werden und Berlin führt als Beispiele die Innenstadtsanierung, die Schaffung von Arbeitsplätzen und das Stärken des Gefühls der Heimatverbundenheit an.

Für Sven Hause (ledig, ein Kind, Bereichsleiter beim Jobcenter, parteilos) ist die Vision eher das Setzen von Zielen. Demnach will er Priorität auf die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt setzen. Dazu gehören seiner Aussage nach die Neuakquise von Unternehmen sowie ein Ausbildungsangebot für die Calbenser Jugend. "Außerdem", so Hause, "will ich in meinem ersten Amtsjahr ein seniorenpolitisches Konzept erarbeiten."

Können Sie den kontinuierlichen Bevölkerungsrückgang stoppen?

"Wir müssen daran arbeiten, dass wir unsere Leute hier halten", sagt Sven Hause und führt Zahlen für das Jahr 2013 an, als es in Calbe 180 Sterbefälle, 40 Geburten und den Wegzug von rund 50 Personen gab. "Calbe muss für die Menschen interessant sein, dafür müssen wir beispielsweise das Vereinswesen vorantreiben", betont er.

Alexander Berlin wählt einen anderen Ansatz. "Für willige Bauherrn fehlt Bauland im Stadtgebiet", sagt er. Zwar gebe es zahlreiche Menschen, die täglich nach Calbe pendeln, "doch sie finden hier nicht ihre Heimat". Deshalb fordert er auch eine gezielte Lückenbebauung.

Wie wollen Sie den Wirtschaftsstandort Calbe stärken?

Über eine starke Wirtschaft verfügt die Rolandstadt, ist Alexander Berlin sicher. Jedoch werde das nicht nach außen kommuniziert. "Für mich ist daher die Kommunikation sehr wichtig", sagt er. Und er will gezielt Firmen für Calbe werben, dabei helfe der Netzwerkgedanke, führt er an.

Sven Hause sagt, dass heute die Unternehmen der Rolandstadt für eine Gewerbesteuer in Höhe von 3,3 Millionen Euro sorgen würden. "Das ist eine gewaltige Kraft", schätzt Hause ein. Daran müsse festgehalten werden. Jedoch: "Heute haben die Betriebe einen Fachkräftemangel, später wird das sogar ein Arbeitskräftemangel sein." Deshalb sieht er die Suche von passenden Arbeitskräften für die Calbenser Unternehmen als eine Aufgabe der städtischen Wirtschaftsförderung.

Der Zustand der Straßen ist immer wieder ein Thema. Wie stehen Sie dazu?

"Wir haben etliche Straßen, die sanierungsbedürftig sind", sagt Sven Hause. Doch in den kommenden Jahren seien zahlreiche Sanierungen geplant, führt Hause aus und nennt Beispiele. In der Verwaltung liege eine Prioritätenliste für die Stadt sowie Schwarz und Trabitz vor. Für ihn haben die Straßen in Richtung Zentrum Priorität, da diese den ersten Eindruck der Stadt vermitteln.

Auch für Alexander Berlin ist es an dieser Stelle wichtig, Prioritäten zu setzen.

Thema öffentlicher Nahverkehr: Wird es den Bahnhaltepunkt Hänsgenhoch geben?

"Eine gute Infrastruktur für alle ist ein wichtiger Standortfaktor", beginnt Alexander Berlin sein Statement. Für den Bahnhaltepunkt Mitte seien die Gelder da, so Berlin. Jedoch hapere das Projekt an der Planungsphase, führt er aus. "Es ist noch ein weiter Weg, den wir aber beschreiten sollten", sagt er.

Laut Sven Hause schwebt das Thema Bahnhaltepunkt schon seit 2000 in der Luft und führt dazu einen Zeitungsartikel vom 29. März 2000 an. "Es ist ein schwerfälliges Anliegen", schätzt er ein. "Calbe wird mit einer guten Infrastruktur interessant als Wohnstandort", sagt Hause, der überzeugt ist, dass die Calbenser weiterhin den Bahnhaltepunkt fordern sollen.

Punkto Hochwasser. Vom Land fließen nun rund sieben Millionen Euro für Trabitz, Schwarz und Gottesgnaden. Sind Sie damit zufrieden?

"Wenn alles vernünftig aufgebaut ist, dann bin ich zufrieden", nennt Sven Hause seinen Standpunkt. Der Prozess sei noch nicht abgeschlossen. Denn: "Nach wie vor stellen wir Spätfolgen fest." Und, so Sven Hause: "In meinem Herz schlägt ein Sportlerherz, deswegen hoffe ich, dass den Kanuten ihre Sportanlage wieder zur Verfügung steht."

Für Alexander Berlin gibt es drei Punkte beim Thema Hochwasser. Für die Dämme gebe es eine Zusage vom Land, dass sie bis 2016 instandgesetzt werden. Auch der Kreis komme seiner Verpflichtung nach, als er die Sanierung des Pappeldammes zugesagt habe, berichtet Berlin. Und auf städtischer Ebene "wurde durch das Land zugesichert, dass die Kommunen Geld bekommen", sagt er. Wassertor und Mühlenhof seien neuralgische Hochwasserpunkte im Stadtgebiet.



"Die EU ist ein großes Thema für mich", antwortet Sven Hause auf diese Publikumsfrage. Seiner Meinung nach gebe es Fördertöpfe, die man aufspüren müsse. "EU- und Bundesmittel müssen nach Calbe geholt werden", nennt er seine Devise.

"Leider sind wir darauf angewiesen, nach Fördermöglichkeiten zu suchen", sagt Alexander Berlin zu diesem Thema. Er verschweigt nicht, dass jegliche Förderung der Ko-finanzierung der Kommune bedarf. "Das ist in Calbe aber nicht möglich", sagt er.

"Das Hauptproblem liegt nicht in Calbe", beginnt Alexander Berlin. Denn mit der Höhe der Gewerbesteuereinnahmen pro Kopf liege Calbe an Platz drei im Salzlandkreis. "Aber das Geld fließt weg", sagt er und fügt an: "Da beißt sich die Katze in den Schwanz." Seiner Meinung nach müssen die Kommunen vom Land besser ausgestattet werden. "Wir können sparen wie wir wollen, aber bei uns sehe ich kaum noch Sparfaktoren", sagt er.

Ähnlich sieht das Mitbewerber Sven Hause. Ihm nach gibt die Rolandstadt eine Million Euro mehr aus als sie einnimmt. Einerseits brauche es einen starken Druck auf die Landesregierung, um die Unterfinanzierung der Städte zu stoppen. Andererseits müssten die Einnahmen in Calbe erhöht werden. Hierbei führt er die interkommunale Zusammenarbeit als ein Beispiel an. Dadurch könnten ähnlich wie beim Abwasserzweckverband Synergien geschaffen werden.

"Politik wird über die Parteien und Spitzenverbände gemacht", sagt Sven Hause und nennt den Städte- und Gemeindebund als ein Beispiel. Dass die politische Zusammenarbeit funktioniere, damit habe Hause im Kreistag gute Erfahrungen gemacht.

"Die politische Arbeit ist das A und O", sagt Alexander Berlin. Deshalb sei er auch in die CDU eingetreten, fügt er an, der den Ausführungen von Hause an dieser Stelle zustimmt.

Die Polizeistation ist schlecht besetzt, stimmt Alexander Berlin zu. "Vielleicht bringt uns die Polizeistrukturreform Besserung?" Beim Thema Hundekot appelliert Berlin an die Hundebesitzer und Calbenser allgemein. Jeder habe die Pflicht, andere anzusprechen, die Hinterlassenschaft wegzuräumen. "Die Stadt kann hier nicht verstärkt kontrollieren", sagt Berlin.

Ähnlich sieht das Sven Hause. "Es ist nicht gerechtfertigt, Aufgaben im Rathaus liegen zu lassen, um dem Hundekot auf den Straßen nachzugehen", sagt er. Er sieht ebenso die Calbenser in der Pflicht, an dieser Stelle die Verursacher auf das Problem anzusprechen. Und zum Punkt Polizei sagt Hause, dass die Präsenz der Beamten landesweit heruntergefahren werde. "Ich bin froh, dass die Polizei überhaupt hier vor Ort ist, in vielen Orten ist gar keine da", sagt er.

"Der Bauhof ist ein wichtiges Instrument der Stadt, um ad hoc eingreifen zu können", bricht Alexander Berlin eine Lanze für die städtische Einrichtung. Ein Beispiel, das vielen Calbensern noch vor Augen sein dürfte, ist das Hochwasser 2013. "Ohne den Bauhof wäre Calbe bei diesem Hochwasser abgesoffen", lobt er die Arbeit der Mitarbeiter.

"Mit mir wird der Bauhof weiter bestehen", stellt Sven Hause klar. Der Bauhof müsse jedoch "nachweisbare Arbeit schaffen", nennt er eine Bedingung.

Die Fördermittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro seien beantragt, sagt Sven Hause. Er geht davon aus, dass nicht mehr 2014, sondern frühestens 2015 mit den Arbeiten begonnen wird. "Ich hoffe, dass wir vorher kein Bündel zwischen die Beine geworfen bekommen, denn das Schwimmbad ist eine freiwillige Aufgabe", sagt Hause, für den diese Einrichtung ein wichtiger weicher Standortfaktor für Calbe ist.

Alexander Berlin führt an dieser Stelle an, dass das Hochwasser ein Segen für das Schwimmbad gewesen sei. Denn laut der Kommunalaufsicht sollte es bereits vorher geschlossen werden. "Dank des Hochwassers ist ein Millionenschaden entstanden, mit den Fördermitteln ist das Bad jetzt gerettet", sagt Berlin. Aber die Gefahr sei nicht gebannt. "Wir müssen hoffen, dass das Schwimmbad uns erhalten bleibt."