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Volkssolidarität in Großmühlingen Kuchen backen für 78 Mitglieder gehört zum guten Ton

Die Volkssolidarität ist nur etwas für alte Leute? Falsch gedacht. Das beste Beispiel ist die Ortsgruppe in Großmühlingen

Von Kathleen Radunsky-Neumann 13.05.2014, 03:16

Großmühlingen l Hier ist ein Vorstand aktiv, dessen Altersspanne von 46 bis 67 Jahre reicht. Hat hier die gezielte Akquise ihre Finger im Spiel?

"Das hat sich eher zufällig ergeben", sagt Heike Gillich, die mit ihren 67 Jahren die Älteste im Vorstand ist. Seit 2006 ist sie mit ihren Kolleginnen im Amt. Gerade hat die dritte Amtsperiode dieser Chefriege begonnen. "Unser alter Vorstand hat damals geschlossen aufgehört", blickt sie zurück. Schnell haben sich die "jungen Hüpfer" zusammengefunden, um die Führung der Ortsgruppe zu übernehmen.

Heike Gillich war damals bei ihrem Amtsantritt 59 Jahre alt. Seit 2004 ist sie Mitglied in der Volkssolidarität.

Besucher wollen lieber erzählen als ein Spiel zu spielen

"Ich hatte damals eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in der Begegnungsstätte der Arbeitwohlfahrt", erzählt sie. Diese Arbeit habe ihr gefallen, sie hatte sozusagen Blut geleckt. "Ich mache es einfach gern", antwortet die Vorsitzende auf die Frage nach ihrem Engagement.

Ähnlich antwortet Heidi Schwenke, die heute 55 Jahre alt ist und sich schon seit fast 20 Jahren in der Ortsgruppe engagiert. "Ich bin ein fröhlicher Mensch und habe gern Kontakt zu anderen", sagt sie. Und: "Mir bereitet das Organisieren der Veranstaltungen der Gruppe Spaß."

Heidi Schwenke ist innerhalb des Vorstandes für den kulturellen Teil verantwortlich. Während die stellvertretende Vorsitzende Sigrid Buzmann die Ideen für das Programm liefert, zeichnet Heide Schwenke für die Umsetzung verantwortlich. Und so wird bei den monatlichen Treffen den Besuchern immer etwas geboten. Ob eine Hutmodenschau oder eine lustige Gerichtsverhandlung, eine Faschingsfeier oder der Auftritt eines befreundeten Chores - im Weißen Haus in Großmühlingen ist immer etwas los, wenn sich die Volkssolidarität-Ortsgruppe trifft.

"Bei uns gehört es auch dazu, egal in welchem Monat wir uns treffen, dass Sigrid Buzmann zum Beispiel ein Gedicht vorträgt oder Humorvolles vorliest", berichtet Heidi Schwenke. "Abwechslung haben unsere Leute hier immer", freut sie sich über die Vielfalt im Programm.

Heidi Schwenke verfolgt aber noch eine Idee, die bisher an der Umsetzung gescheitert ist. "Ich möchte gern einen Spielnachmittag organisieren", sagt sie. Ein- oder zweimal habe sie das bereits probiert - doch es gibt ein Problem. "Die Mitglieder wollen lieber miteinander erzählen", sagt sie. Deshalb haben sich bisher nur eine Handvoll Mitglieder zum Zocken von Rommé oder Skat an einem Tisch zusammengefunden. "Vielleicht wird das auch mal mehr", verleiht sie ihrer Hoffnung Ausdruck.

Neue Mitglieder für die Gruppe zu gewinnen, ist schwer

Dabei lassen sich die Damen des Vorstandes immer etwas einfallen. Zum guten Ton gehört es hier beispielsweise, dass fünf der Vorstandsfrauen abwechselnd den Kuchen für jedes Treffen selbst backen. Eine aufwendige Aufgabe: Denn da müssen schon zwei bis drei Backbleche mit Backwerk gefüllt werden, um allen Besuchern die gewohnten zwei Stücken Kuchen zu präsentieren. "Und zum Abendbrot gibt es für jeden Besucher Schnittchen", erzählt Heike Gillich - natürlich selbst geschmiert.

Auch der Saal wird immer wieder mit Liebe zum Detail geschmückt. Und kleine Überraschungen dürfen ebenso nicht fehlen. So erhält jede Frau zum Muttertag ein Fläschchen Sekt, die Herren - von denen es zwei Handvoll in der Gruppe gibt - soll der Männertag hervorgehoben werden.

Derzeit gehören der Großmühlingener Ortsgruppe 78 Mitglieder an. "Das älteste ist 95 Jahre alt", sagt Heike Gillich. Für die Vorsitzende ist bei der Arbeit im Vorstand wichtig: "Wir verstehen uns gut." Kompromisse müsse jeder einmal eingehen. Doch in diesem Team funktioniere das. "Bei uns sind die Aufgaben gut verteilt, so dass auf keiner Schulter zu viel Verantwortung lastet", schätzt Heike Gillich ein.

"Ich denke, an unserem Engagement merkt man nicht, dass wir ein junger Vorstand sind", sagt Heike Gillich, das all ihr Tun eher selbstverständlich ist. Für sie spielt das Alter ihrer Kolleginnen keine Rolle. Nur ein Problem hat die Großmühlingener Ortsgruppe genauso wie andere Ortsgruppen und Vereine: "Neue Mitglieder zu gewinnen ist schwer", sagt die Vorsitzende. Das haben also Alt und Jung gemeinsam.

In Großmühlingen lassen sich die Volkssolidaritäts-Leute davon jedenfalls nicht abschrecken. Nach vorne sehen, ist hier die Devise. Schließlich kommen auch der nächste Pflaumenkuchenmarkt und Weihnachtsmarkt wieder - und hier ist die Teilnahme der Ehrenamtlichen fest eingeplant.