1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Schönebeck
  6. >
  7. Schnelle Hilfe zum Schutz der Malereien

EIL

Diebe stehlen Metalle an St. Thomas Pretzien / Feuchtigkeit zieht in Wände / Bitte um Spenden Schnelle Hilfe zum Schutz der Malereien

Von Daniel Wrüske 29.07.2014, 03:20

Diebe haben jetzt die Pretziener Thomaskirche bei einem Raubzug als Ziel gehabt. Sie stahlen Dachrinnen, Blitzableiter und Teile des Kupferdachs am Anbau. Das muss schnell ersetzt werden, damit die wertvollen mittelalterlichen Wandmalereien im Kircheninneren geschützt sind.

Pretzien l Die romanische Thomaskirche ist eigentlich ein Ort des Friedens. Andacht und Musik prägen das kirchliche Leben in dem Gotteshaus. Das, im 12. Jahrhundert gebaut, wirkt in seiner Umgebung wie eine Insel der Ruhe. Doch damit war es Anfang Juni vorbei. Diebe haben sich an dem Kirchlein zu schaffen gemacht. "Anfang Juni haben Kupfermetall-Diebe drei Blitzableiter, die wichtigste Dachrinne der Nordseite der Kirche und ein großes Stück des Kupferdaches vom Anbau gestohlen", berichtet Pfarrer Michael Seils vom Kirchenspiel Gommern, zu dem Pretzien gehört. Die bisher unbekannten Täter, so der Pfarrer, hätten auch verschiedene Teile gelockert und verbogen. "Der Schaden ist sicher größer als den Wert, den die Räuber aus ihrem Diebesgut ziehen können", vermutet Pfarrer Seils.

Die Gemeinde muss jetzt schnell handeln, denn der wichtigste Schatz von St. Thomas, die mittelalterlichen Wandmalereien sind gefährdet, wenn weiter Feuchtigkeit von den Mauern ins Innere drängt. "Obwohl alles notdürftig schon geflickt wurde, regnet es in der Küche des Anbaus durch", sagt Pfarrer Seils. Das Wasser suche sich seinen Weg auch innen an der Wand entlang, erreiche so das Mauerwerk des romanischen Bruchsteinbaus aus dem Jahr 1140. Im hinteren Bereich, nahe der Orgel, wo der Anbau mit der Kirche zusammenkommt, sind erste Wasserschäden erkennbar. Hier befindet sich auch eine überlebensgroße Darstellung des Heiligen Christophorus, ein starker Mann, der das Christkind durch die lebensbedrohlichen Fluten trägt. Die künstlerische Darstellung dieser Legende ist vielfach in den Eingangsbereichen von Kirchen zu finden. Die Gläubigen versprachen sich einst davon die Bewahrung vor dem Tod und den Schutz durch einen der sogenannten 14 Nothelfer. In Pretzien ist das Bild eindrucksvoll groß. Es handelt sich um ein auf den trockenen Putz gemaltes Fresko. Insgesamt 92 Quadratmeter dieser Malereien konnte Restauratorin Anna-Maria Meussling 1973 bis 1977 in der Apsis, also dem Altarraum, und zum Teil an den Kirchenschiffwänden freilegen und restaurieren. Viele Besucher und Kunstexperten werden noch heute durch die außergewöhnlichen Bilder nach St. Thomas gelockt. Jetzt sind die Bildnisse des Christophorus und der Seelenwaage durch die Nässe in den Wänden gefährdet.

In einem ersten Schritt hat die Gemeinde zunächst dafür gesorgt, dass die Blitzableiter wieder ergänzt sind und das System der Metallstäbe in sich stimmt. Jetzt muss das bisher nur notdürftig reparierte Kupferdach erneuert werden. Es wurde im Herbst 1989 von Fachleuten sorgsam gelegt und hätte noch viele Jahre gehalten. Pfarrer Michael Seils sagt, dass die Diebe durch ihr rabiates Vorgehen hier viel Schäden angerichtet hätten. "Die Kupferstreifen lagen mehrfach ineinander gefalzt. Da brauchte man Kraft. Durch das Zerren wurde auch die Dämmung beschädigt." Die Prüfung durch einen Fachmann habe ergeben, dass die Behebung aller Schäden rund 5000 Euro kosten würde. Das Geld kann die kleine, nur gut 200 Mitglieder zählende Gemeinde nicht allein aufbringen. Als ob der Einbruch für sich genommen nicht gereicht hätte, von der Versicherung ist keine Hilfe zu erwarten. "Zur Begründung wird angegeben, dass Dachleiter, Fallrohre und Blitzableiter nicht dazu gehören. Das ist in der kirchlichen Sammelversicherung einfach nicht drin", sagt Pfarrer Seils. Alles extra zu versichern, würde auch die Finanzkraft der Gemeinde übersteigen. Die Pretziener Christen starten deshalb einen Aufruf und bitten um Spenden. "Bitte lassen Sie uns nicht im Regen stehen" ist die Aktion überschrieben.

Beim Musiksommer haben die ersten Konzertgäste bereits spontan für das Anliegen gespendet. Pfarrer Seils sagt, dass man auch den Kirchenkreis bei allem ins Boot holen wolle. Und der Geistliche hofft, dass sich weitere Geber finden, denen "St. Thomas am Herzen liegt".

Spendenkonto: Konto des Evangelischen Kirchenkreisverbandes Magdeburg, KD-Bank, IBAN: DE143506 0190 1550 0320 11 / BIC: GENODED1DKD, / Verwendnungszweck: "Dach-St.Thomas-Pretzein". Für eine Spendenbescheinigung bitte komplette Adresse angeben.