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Wohnungsbaugesellschaft bietet moderne Wohnformen für Senioren und sucht Ehrenamtliche Älter werden und selbständig sein

Von Jan-Thomas Goetze 12.08.2014, 03:19

Altwerden und selbständig leben, das muss und soll in Schönebeck kein Widerspruch sein. Volkssolidarität und Wohnungsbaugesellschaft bieten mit Partnern moderne Wohnformen für Senioren an. Bald die "Human-WG" für Schwerstkranke. Dafür suchen die Initiatoren freiwillige Helfer.

Schönebeck l "Ich würde mich freuen, wenn wir alle öfter mal einfach einen kleinen Ausflug machen können", das ist der bescheidene Wunsch von Irma Bunzler (89), die in einer Wohngemeinschaft der Städtischen Wohnungsbau GmbH (SWB) an der Garbsener Straße in Schönebeck lebt. "Es gibt hier Mitbewohner, die nur ganz selten mal einen Spaziergang machen können, teilweise nur ein oder zweimal im Jahr", so ihre ernüchternde Bilanz. Um das aufzufangen, gibt es viel Initiative. Rührend kümmern sich Mitarbeiter der Volkssolidarität wie Liane Jakob um die alten Menschen, die im Gegenteil zu Irma Bunzler zum großen Teil an Demenz erkrankt sind. Sie liest auch, wenn die Zeit es zulässt, aus der Tageszeitung vor. "Aber für regelmäßige Spaziergänge reiche deren Zeit einfach nicht aus", sagt Sigrid Meyer, Geschäftsführerin der SWB, die sich über ihre eigentlichen Aufgaben hinausgehend, auch um das Wohlergehen der Mieter sorgt. "Ich wünsche mir, dass wir ehrenamtliche Kräfte finden, die mit den alten Menschen Spaziergänge machen, auch mal ein Spiel in Ruhe spielen oder für Gespräche und Fotos anschauen Zeit finden," sagt sie. Der Bedarf sei unbedingt da.

Einige Bewohner hätten zwar Familien, die sich um sie kümmern, andere aber nicht. "Ich bin mir sicher, dass es Schönebecker gibt, die zum Beispiel einmal in der Woche für zwei Stunden Zeit finden, um sich um diese Mitbürger zu kümmern. Wir haben auch eine schöne Außenanlage, die mangels Aufsicht kaum genutzt werden kann."

Das Experiment der Wohngemeinschaften für alte, behinderte und an Demenz erkrankte Menschen habe sich bewährt. Meyer: "Der demographische Wandel wird in Zukunft in immer stärkerem Maße das Leben und Wohnen der Menschen beeinflussen." Erste Erfahrungen mit alternativen Wohnformen habe die SWB schon im Jahr 2006 gesammelt. Seitdem seien viele weitere Wohnprojekte und altersgerechte Konzepte für Senioren hinzugekommen. Eine erste Wohngemeinschaft für an Demenz erkrankte Senioren ist 2006 gegründet worden. Meyer: "Heute bieten wir bereits vier Wohngemeinschaften dieser Art den baulichen Rahmen an." Die Betreuung organisieren die Mieter eigenverantwortlich, zum Beispiel wie in der Garbsener Straße über die Volkssolidarität. Zusammen mit der Bürgerstiftung Salzland habe die SWB im Jahr 2011 das Konzept "Anker - Haltfinden im Chaos" ins Leben gerufen. Damit sei es gelungen, alle relevanten Akteure vor Ort an einen Tisch zu bringen. Sigrid Meyer, die auch Kuratoriumsmitglied der Bürgerstiftung ist, erklärt die Initiative: "Zentrales Anliegen dieses Konzeptes ist die Einrichtung eines Kompetenzzentrums Demenz in Schönebeck." Neben dem betreuten Wohnen für Ehepaare mit einem an Demenz erkrankten Partner, sollen demnach unter einem gemeinsamen Dach eine Tagespflege, eine Wohngruppe und das Beratungszentrum Platz finden, erläutert sie.

Und noch ein großes Vorhaben steht auf dem Plan von Bürgerstiftung und Städtischer Wohnungsbaugesellschaft. Im Jahr 2015 soll ebenfalls in der Garbsener Straße eine Wohngemeinschaft für Schwerstkranke geschaffen werden. "Wir vermeiden den Ausdruck Hospiz, vielmehr wollen wir für Schwerstkranke einen Wohnraum bieten, wo die Angehörigen rund um die Uhr, wie übrigens auch in den anderen Wohngemeinschaften, Zutritt haben. Dort können Angehörige auch durchaus einmal übernachten. Eine Betreuung ist durch die eingebundenen Sozialdienst ständig gegeben. So eine spezielle 1-Zimmer-Wohnung innerhalb einer Wohngemeinschaft erhält die Selbstbestimmung der Kranken aufrecht, gleichzeitig können dadurch aber die Angehörigen zu Hause entlastet werden," erklärt Sigrid Meyer. Es wäre nach ihrer Kenntnis in dieser Form wohl die erste Einrichtung in Deutschland, meint sie. Mitglieder des Projektes "Human-WG" seien neben ihr selbst so namhafte Personen wie Dr. Burkhard John (Kassenärztliche Vereinigung) , Professor Peter Rudolph (Hochschule Magdeburg), Belinda Biging (Volkssolidarität) sowie mehrere Ärzte, Unternehmer und Privatpersonen. Speziell für die "Human-WG" werden ebenfalls ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht. Für diesen Bereich, so Sigrid Meyer, wäre es hilfreich, wenn diese Helfer zum Beispiel ursprünglich aus dem Bereich der Pflege kommen und mit dem Thema Tod schon einmal in Berührung gekommen wären. Wer sich vorstellen kann, in der Altenbetreuung beziehungsweise in der Betreuung der Bewohner der zukünftigen Human-WG ehrenamtlich mitzuarbeiten, kann sich vollkommen unverbindlich zu einem Beratungsgespräch melden.

Kontakt: Gabriela Schulz (Bürgerstiftung), Koordinatorin Demenzservicezentrum: Telefon (03928) 78 62 12