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Schönebecker Christian Dobisch verliert Fluggerät in der Luft / Er schließt einen technischen Defekt aus Angriff mit Störsender auf Fotodrohne?

Von Olaf Koch 26.08.2014, 03:13

Einen dreisten Diebstahl erlebte am Sonnabend der Schönebecker Christian Dobisch. Als er in Magdeburg mit einer Drohne Aufnahmen von der Hochzeitgesellschaft machte, entfernte sich das Fluggerät zielgerichtet. Einen technischen Defekt schließt er aus.

Schönebeck/Magdeburg l Auch einen Tag nach dem Vorfall ist Christian Dobisch noch ratlos. Als der 20-jährige Schönebecker am vergangenen Sonnabend mit seiner Drohne - eine Sonderanfertigung, die ansonsten nur bei Unfällen und Katastrophen zum Einsatz kommt - Fotos von der ausgelassenen Hochzeitsgesellschaft an der St.-Petri-Kirche in Magdeburg macht, merkt der erfahrene Techniker, das etwas nicht stimmt. Immer wieder wird der Funkkontakt zu seiner Drohne gestört. "Ich hatte das Gefühl, als ob sie von einer anderen Fernbedienung gehalten wurde", berichtet Christian Dobisch, der vor fast einem Jahr deutschlandweit für Aufsehen sorgte, als er einen Ballon in 45 Kilometer Höhe steigen ließ und ein Video aufnahm.

Mehrmals wird der an sich sichere Funkkontakt zwischen der Fernbedienung und der Drohne gestört. Dann plötzlich stockt ihm der Atem: Das unbemannte Fluggerät dreht ab und bewegt sich auf einer sicheren Flugbahn in Richtung Werder und Stadtpark. "Das Signal der Drohne kam noch bei uns an. Über den Monitor konnten wir genau sehen, wo sie gelandet ist", erinnert sich der Schönebecker. Sofort steigt er ins Auto und fährt mit Freunden zu der Landestelle; doch die Drohne ist spurlos verschwunden.

Der 20-Jährige ist ratlos. "Es muss sich um ein Angriff gegen das System gehandelt haben. Einen technischen Defekt kann ich zu 99 Prozent ausschließen", analysiert er. Zwei wichtige Fakten geben Anlass, dass mit einem Störsender der Flug der Drohne manipuliert wurde. Zunächst sind Fernbedienung und Drohne technisch miteinander "verheiratet". Dies, so der Schönebecker, ist sicherer als jede WLAN-Verbindung zu Hause. Und: Jede gute Drohne hat eine sogenannte Coming-Home-Funktion. Das bedeutet, dass das Gerät bei einem Funkabriss, beispielsweise wenn sich die Drohe zu weit vom Startpunkt entfernt, automatisch zu diesem zurückfliegt. "Warum das in diesem Fall nicht passiert ist, ist mir schleierhaft", so Dobisch.

Er geht von zwei möglichen Szenarien aus: Unbekannte stören das Signal, sehen die Landung und stehlen die Drohne. Zweite Variante: Der Funkkontakt wird zufällig gestört, die Drohne landet automatisch und ein Dritter findet diese und stiehlt sie.

Christian Dobisch erstattet Anzeige. Bei der Polizei ist man wegen des Vorfalls überrascht. "Die Ermittlungen laufen. Der Fall ist so bisher einmalig", sagte Marc Becher, Sprecher der Polizeidirektion Nord auf Anfrage der Volksstimme. Auch im Salzlandkreis gibt es von der Polizei Schulterzucken. "Nein, von anderen Drohnendiebstählen oder einer Tendenz haben wir keine Kenntnis", so Joachim Beckert vom zuständigen Polizeirevier Salzlandkreis in Bernburg.

Dass Drohnen aber plötzlich verschwinden, ist zumindest im Altkreis Schönebeck kein Einzelfall. Erst vor vier Wochen musste der Pömmelter Kai Knappe den Verlust einer Drohne im Wert von gut 2400 Euro verschmerzen. "Ich vermute in meinem Fall aber einen technischen Defekt", so Kai Knappe gestern zur Volksstimme, wenngleich er zuvor nicht deutbare Fehlfunktionen aufgenommen hat: Nicht nur, dass sich die Drohne eigenartig in der Luft bewegte, auch alle möglichen Fehlfunktionen wurde angezeigt. Wie im Entschwinden der Dobisch-Drohne berichtet auch Kai Knappe, dass sich sein Fluggerät entfernte, ohne dass die Coming-Home-Funktion eintrat. "Bis heute habe ich sie nicht gefunden, obwohl wir mit einer zweiten Drohne die hohen Wiesen absuchten und mit einem Kajak die Flüsse abfuhren. Nichts, keine Spur", so Knappe.

In der Nacht zu Montag bekommt Christian Dobisch eine E-Mail. Angeblich sei die Drohne gegen ein Haus geflogen, die Teile des Flugerätes lägen vor der Tür. "Ich habe darauhin die Polizei informiert", so Christian Dobisch gestern Abend. Die Beamten rücken aus und finden tatsächlich die Teile, die der Schönebecker später auf dem Kommissariat identifiziert. Verschwunden sind aber die hochwertige Kamera und GPS-Module. Auch alle wichtigen Kabel sind durchtrennt, so dass keine weiteren Daten mehr ausgelesen werden können. Zwei ältere Damen, die in dem Haus wohnen, berichten Christian Dobisch, dass die Drohne sauber und ordentlich gelandet ist. Spuren von dem angeblichen Zusammenstoß am Haus kann er nicht ent- decken.