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Die Große Sorge in Pretzien soll wieder zu einem 1-A-Öko-Gewässer werden, Probleme inklusive Angler verärgert über Fischsterben

Von Ulrich Meinhard 11.09.2014, 03:13

Angler beklagen ein Fischsterben in der Großen Sorge. Grund ist offensichtlich die gegenwärtige Entschlammung des Pretziener Gewässers.

Pretzien l Die Große Sorge in Pretzien macht ihrem Namen derzeit Ehre. Sie treibt einigen Anglern Sorgenfalten ins Gesicht. Denn es kam hier in den vergangenen Tagen infolge einer großangelegten Entschlammung zu einem Fischsterben. Das hätte verhindert, zumindest eingedämmt werden können, ist sich Dirk Wolter sicher. Er ist der Vorsitzende des Kreisanglerverbandes. "Aber das Umweltamt hat uns zu verstehen gegeben, dass ein Abfischen unsererseits nicht nötig ist. Die Fische würden sich selbst in hintere Bereiche des Gewässers in Sicherheit bringen", sagt Wolter.

Am Sonnabend habe er Anrufe von Anglern bekommen, die tote Fische entdeckt hätten. "Jemand sagte mir, dass tote Karpfen sogar die Elbe heruntertrieben", führt Wolter weiter aus. Befragt nach dem Fischbestand in der Großen Sorge (das Gewässer wird auch Alte Sorge genannt), zählt Wolter auf: "Karpfen, Aale, Hechte, Zander. Alles Edelfische. Die nun sterben. Ich möchte hier deutlich sagen, dass uns die Hände gebunden sind. An uns liegt es nicht", hebt er das Engagement und den guten Willen des Kreisanglerverbandes hervor. Das Gewässer ist übrigens keine DAV-Strecke, gehört also nicht zu den ausgewiesenen Gewässern des Deutschen Angler Verbandes (DAV). Das Fischereirecht liegt bei Thomas Hase, er ist Einwohner von Pretzien.

Zur Sachlage insgesamt muss noch Folgendes gesagt werden: Nach sehr langer Planungszeit haben Mitte Juli die Arbeiten begonnen, um die Große Sorge - das Gewässer liegt unweit des Steinhafens - von Unmengen an Schlamm zu befreien. Diese vom Unterhaltungsverband Ehle/Ihle mit Sitz in Nedlitz (Jerichower Land) in Auftrag gegebene und von der EU über den Fonds für die Entwicklung des ländlichen Raums zu 100 Prozent geförderte Maßnahme hat zum Ziel, das Gewässer wieder in Schuss zu bringen. Mit dem Auskoffern des Schlammes sollen die Fische mehr Platz und mehr Luft bekommen. Die Arbeiten dienen also einem verbesserten Artenschutz. Der Fachdienst für Natur und Umwelt des Salzlandkreises (kurz: Umweltamt) hatte dem Unterhaltungsverband Ehle/Ihle eine Plangenehmigung erteilt. Darin ist geregelt, dass vor dem Absenken des Wasserstandes und während der Arbeiten, sofern geboten, Fische und Amphibien zu bergen und umzusetzen sind. Auf diesen Passus beruft sich der Chef des Kreisanglerverbandes und nimmt ihn sehr ernst. Zu einem Großteil ist das Umsetzen auch realisiert worden.

Vor Ort sieht die Lage nun so aus, dass eine kräftige Pumpe das Wasser aus der Großen Sorge abpumpt, damit ein Bagger den Schlamm herausholen kann. Natürlich sinkt dadurch der Wasserspiegel. Das Gewässer speist sich aus Grundwasser und Bachläufen, die aus Richtung Dornburg kommen. Am Sonnabend nun hat ein Unbekannter die Pumpe manipuliert. Von ihm fand sich morgens ein Zettel mit der sinngemäßen Aufschrift: "Den Fischen zuliebe". Der Effekt war, dass sich die Große Sorge wieder verstärkt mit Wasser füllte. "Ein Rückschlag für die Arbeiten", stellt Pretziens Ortschaftsrat Gundhelm Franke fest. Er gibt zu bedenken: "Alle Fische zu retten, dass wird leider nicht gehen. Ich weiß, dass Herr Hase sehr oft hier unten war und Fische nach Kräften abgefischt und umgesetzt hat. Alle, mit denen ich gesprochen habe, versichern, dass die Arbeiten hier sehr gut laufen."

Ähnlich sieht das auch Thomas Hase. "Jeden Fisch können wir nicht retten. Vor allem kleine Fische schwimmen an der Oberfläche. Das ist normal. Mit dem Ausschalten der Pumpe ist mehr Schaden verursacht worden als Nutzen."

Pretziens noch amtierender Ortsbürgermeister Friedrich Harwig pflichtet bei: "Es gibt viele Auflagen. Und die werden nach meinem Kenntnisstand auch eingehalten. Es ist doch zu begrüßen, dass hier ein ökologisches System wieder hergestellt wird."

Die Volksstimme bat gestern auch das Umweltamt des Salzlandkreises um eine Stellungnahme. Salzland-Sprecher Timmi Mansfeld bestätigt den Unmut von Anglern: "Von einem Gewässerwart wurden Beschwerden von Anglern über die Art der Abfischung mitgeteilt." Er führt weiter aus: "Eine Überprüfung hat keine Verstöße gegen die Plangenehmigung ergeben."