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Evangelische Kirchengemeinde Calbe gibt Glockenneuguss für ein Dreiergeläut im Südturm der Kirche in Auftrag "Friedensglocke" der Stadt ist in Arbeit

Von Andreas Pinkert 26.09.2014, 03:09

In einer Karlsruher Glockengießerei entsteht derzeit ein Bronze-Neuguss für eine "Stadt-Friedensglocke", die für den Südturm der Stephani-Kirche bestimmt ist. Kostenpunkt: Rund 18 000 Euro.

Calbe l Nach Beschluss des evangelischen Gemeindekirchenrates soll im Südturm der St- Stephani-Kirche ein Dreiergeläut entstehen (Volksstimme berichtete). Dazu wird derzeit neben zwei existierenden mittelalterlichen Glocken ein Neuguss angefertigt.

"Wir haben uns auf eine Gestaltungsvariante geeinigt", erklärt Susanne Giest vom Gemeindekirchenrat und spricht von einer Friedensglocke. Nicht ohne Grund, schließlich wird auf der Bronze der lateinische Vers "Nulla salus bello, pacem te poscimus omnen" prangen. Übersetzt: "Kein Heil ist im Krieg, Frieden fordern wir alle von dir." Die Worte stammen aus einem römischen Epos des Dichters Vergil, der von der Flucht aus Troja berichtet.

"Angesichts der aktuellen Krisen auf der Welt eine gute Entscheidung", stimmt der designierte Bürgermeister Sven Hause zu, der sich kürzlich den Gestaltungsentwurf erklären ließ. In seiner Amtszeit, die am 6. Oktober beginnt, will er die bauliche Entwicklung der St. Stephani-Kirche weiter begleiten. Die Glocke wird zudem das Calbenser Stadtwappen zieren, die Jahreszahl ihrer Entstehung und ein Muster, dass sich auf der Kanzel von St. Stephani wiederfindet. Auch das Logo der Karlsruher Glockengießerei, die unter anderem auch Glocken für die Dresdner Frauenkirche herstellte, wird traditionsgemäß seinen Platz finden. Doch bis die Glocke hoch über den Dächern von Calbe erklingen wird, ist es noch ein langer Herstellungsprozess. Nicht nur Dichter Friedrich Schiller wusste ein mehrstrophiges Lied davon zu singen. Die mehr als eine halbe Tonne schwere Glocke mit einem Durchmesser von rund 90 Zentimetern entsteht nach Auskunft der Glockengießerei im traditionellen Lehmformverfahren. Sie wird hergestellt durch das Gießen der sogenannten "Glockenspeise". Dieses Gussmaterial ist eine Zinnbronze mit bis zu 80 Prozent Kupfer und bis zu 24 Prozent Zinn. Das Prinzip des Lehmformverfahrens kann man sich bildlich als das Ineinanderschieben dreier unterschiedlich großer Töpfe vorstellen. Dabei werden drei Lehmformen angefertigt: Ein Glockenkern, eine Mittelschicht und ein Glockenmantel. Die letzendliche Form wird schließlich mit mehr als 1000 Grad Celsius heißer Bronzeschmelze gegossen und braucht mehrere Wochen um abzukühlen.

"Noch in diesem Jahr wird die Glocke geliefert und in das Glockengestühl im Südturm eingehangen ", kündigt Susanne Giest an.