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Entwurf zur Regionalen Entwicklungsplanung sorgt in Pretzien für Unmut und Ablehnung Ostelbien bleibt vor den Stadttoren

Von Ulrich Meinhard 27.09.2014, 03:11

Die Stadt Schönebeck soll sich abgrenzen von Ostelbien. Das sieht ein Entwurf des sogenannten Regionalen Entwicklungsplanes vor. Ostelbien wäre demnach "nur" ländlicher Raum. In Pretzien sorgt das für Empörung und Widerspruch.

Pretzien l "Warum werden Orte in ein Mittelzentrum eingemeindet, die dann aber nicht zum Mittelzentrum dazugehören sollen?" Gar nicht gut kam am Donnerstagabend im Pretziener Ortschaftsrat eine Vorlage der Stadtverwaltung zur Regionalen Entwicklungsplanung an. Mit der wird das weitere Gedeihen von Städten und Dörfern geplant und zwar in jeglicher Hinsicht. Kurz erklärt: Wo ein Gewerbegebiet oder ein Baugebiet für Häuser nicht ausgewiesen ist, wird es das auch nicht geben. Und obwohl die ostelbischen Orte Pretzien, Plötzky und Ranies seit ihrer Eingemeindung 2007 zum sogenannten Mittelzentrum Schönebeck gehören, rangieren sie in der aktuellen Vorlage des Regionalen Entwicklungsplanes als "ländlicher Raum mit günstigen Produktionsbedingungen für die Landwirtschaft und Potenzialen für den Tourismus", die Orte sind also gewissermaßen außen vor.

Genau das ärgert Pretziens langjährigen Ortsbürgermeister und jetzigen Ortschaftsrat Friedrich Harwig (parteilos). Das zum Anfang dieses Textes wiedergegebene Zitat stammt von ihm.

Während der Sitzung sagte er auch: "In zehn Jahren könnte ja, ganz frech gesagt, von uns verlangt werden, dass wir alle unsere Häuser abreißen und in das Kerngebiet ziehen." Was genau das Kerngebiet ist, dokumentiert eine Vorlage aus dem Stadtplanungsamt. An der östlichen Elbseite ist Schluss, im Kerngebiet drin ist fast das gesamte Schönebecker Stadtgebiet mit den Stadtteilen Frohse, Felgeleben/Sachsenland und Bad Salzelmen, ausgenommen kleine Flächen in Richtung Barby (Gärten), die Kläranlage nördlich vom Industriepark West, das Kusswäldchen. Auch Grünewalde und Elbenau bleiben, bildlich gesprochen, vor den Stadttoren. "Es wird eine Entwicklung eingeleitet, die den Fokus auf das Kerngebiet lenkt. Dem stimme ich auf keinen Fall zu", schimpfte Harwig.

Ortschaftsrat Frithjof Meussling (CDU) wollte wissen: "Worauf müssen wir uns denn vorbereiten? Dass wir in zehn Jahren keine Häuser mehr bauen dürfen und die Grundschule in Plötzky schließt?"

Christine Schimm vom Stadtplanungsamt konnte die Bedenken nicht auflösen. Sie hatte die Vorlage zuvor erläutert und entgegnete den aufgestellten Szenarien mit den Worten: "Meiner Meinung nach ist das nicht das Ziel."

Ortschaftsrat Ralf Schneckenhaus (parteilos) fragte: "Warum müssen wir jetzt dieses Papier, ohne dass wir daran noch etwas ändern können, so auf den Tisch bekommen? Warum nicht früher, um darüber reden zu können?"

Laut Christine Schimm liege das daran, dass die Verwaltung erst jetzt die Vorgaben des Planungsbüros für die Regionale Entwicklungsplanung (mit Sitz in Magdeburg) zu einem Vorentwurf zusammentragen konnte. Ralf Schneckenhaus darauf: "Ich bin dafür, dem Planungsbüro eine Rüge auszusprechen. Jetzt können wir nur noch beschließen oder ablehnen. Das Zeitfenster ist völlig ungenügend für einen solchen Beschluss."

Die Abstimmung im Ortschaftsrat fiel entsprechend aus. Von sechs Räten stimmte niemand für die Vorlage, vier stimmten dagegen, bei zwei Enthaltungen.

Im Gegensatz zu Pretzien ist die Vorlage im Ortschaftsrat Plötzky einen Abend zuvor ohne größere Diskussion durchgegangen. Hier hieß es lediglich, dass die Regionale Entwicklungsplanung eine Sache der Kernstadt Schönebeck sei und man sich deshalb raushalten wolle.