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Stadtrat der Einheitsgemeinde befasst sich nicht öffentlich mit der Zukunft des "Sportpark Glinde" Fällt heute Abend die Entscheidung?

Von Thomas Linßner 06.11.2014, 02:10

Wenn heute Abend der Stadtrat ab 18.30 Uhr im Barbyer Feuerwehrgerätehaus tagt, wird voraussichtlich über die Zukunft des Sportparkes Glinde entschieden. Das geschieht allerdings im nicht öffentlichen Teil, weil es sich um eine "Grundstücksangelegenheit" handelt.

Barby/Glinde l Mit Blick auf die jährlichen Betriebskosten von allein rund 45000 Euro und einen Investitionsstau in Höhe von fast einer halben Million Euro will beziehungsweise muss die Stadt Objekte wie den Sportpark los werden.

Konzept abgelehnt

Die Stadträte dürften sich die Entscheidung heute Abend nicht leicht machen. Wie es hieß, interessiere sich nur noch ein Bewerber für die Glinder Anlage. Das sei die "Akademie Lothar Kannenberg", die dort eine Jugendhilfeeinrichtung betreiben möchte, in der 13- bis 17-Jährige resozialisiert werden sollen. Deren Ziel sei es, jedem schwierigen Jugendlichen eine Chance zu geben und ihm eine positive Entwicklung zu ermöglichen.

Zur Vorgeschichte: Die "Akademie" stellte ihr Konzept Anfang dieses Jahres vor. Doch in Glinde konnten sich nicht alle Bürger mit diesen Vorhaben anfreunden. Um dem Glinder Ortschaftsrat seine Entscheidung zu erleichtern, fand eine Einwohnerbefragung statt. Genau 67,7 Prozent der ab 16 Jahre alten Bürger von Glinde waren dagegen, dass der "Sportpark Glinde" von der "Akademie Lothar Kannenberg" genutzt beziehungsweise erworben wird. Diesem Bürgervotum folgte der Ortschaftsrat mit seiner Entscheidung dann ebenfalls.

Doch damals war allen Beteiligen klar, dass das letzte Wort der Einheitsgemeinde-Stadtrat sprechen würde, da Ortschaftsräte nur Empfehlungen geben können.

Rumänischer Interessent

Im Mai betrat ein weiterer Interessent die Bühne. Es war der IG-Metall-Bevollmächtige Detlev Kiel. Er vertrat einen rumänischen Investor, der ein "Familien-, Sport- und Jugenddorf" mit angeschlossenem rumänischen Spezialitätenrestaurant einrichten wollte. Die "Alexander Hidro Projects GmbH" gab an, rumänische Fachkräfte in Glinde unterbringen zu wollen, die "zur beruflichen Orientierung und Qualifizierung" nach Deutschland kämen.

Doch einige Zeit später gab der rumänische Investor sein Interesse auf.

Interessent Nummer drei war vor wenigen Wochen das Landratsamt des Salzlandkreises. Weil Asylbewerber in der ehemaligen Schifferschule Frohse untergebracht werden, sucht die Verwaltung nach einem Ausweichquartier für die Binnenschiffer-Azubis. Wie von der Stadtverwaltung Barby zu hören war, beabsichtigte der Kreis 45 Lehrlinge für die Dauer von fünf Jahren im Glinder Sportpark unterzubringen. Das Objekt sollte gepachtet werden. Allerdings hätte es zu einer B-Plan-Änderung infolge veränderter Nutzung kommen müssen. Doch von Landkreis seien bis gestern keine weiteren Signale im Barbyer Rathaus empfangen worden, so dass offenbar nur noch der Bewerber Kannenberg übrig ist.

Auf Volksstimme-Anfrage bestätigte die Pressestelle des Landratsamtes, "dass der Stadt Barby kurzfristig ein schriftliches Angebot durch den Landkreis unterbreitet wurde". Allerdings erlaube die bisher ausgewiesene Nutzung laut B-Plan nicht die kurzfristige Unterbringung von Lehrlingen.

Der Stadtrat steht nun vor der schwierigen Aufgabe, endlich eine Entscheidung zu fällen. Wobei er in einer Zwickmühle steckt, da der Glinder Ortschaftsrat ja im Vorfeld gegen eine Vergabe an die "Kannenberg Akademie" stimmte. (Bis auf ein einziges Mal folgte der Stadtrat in der Praxis immer der Entscheidung eines Ortschaftsrates.)

Widerspruch

Infolge der Haushaltskonsolidierung und eines Millionenschuldenberges ist die Einheitsgemeinde gezwungen, das Objekt zu verkaufen oder zu verpachten. Anderenfalls legt die Kommunalaufsicht ihr Veto ein.

Würden die Stadträte heute Abend gegen die Vergabe stimmen, müsste Bürgermeister Jens Strube Widerspruch einlegen, um "Schaden von der Stadt abzuwenden". Wie Strube sagte, sei er gesetzlich dazu verpflichtet. In Absprache mit der Kommunalaufsicht des Salzlandkreises würde in solchem Fall nach einer Möglichkeit gesucht, wie der Ratsbeschluss kurzfristig außer Kraft und erneut auf die Tagesordnung gesetzt werden würde.