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  7. "Englishman" bringt die Schüler auf Trab

Achtklässler der Barbyer Friesschule lernen bei Warren Green, wie man einen Liedtext locker übersetzt "Englishman" bringt die Schüler auf Trab

Von Thomas Linßner 13.11.2014, 02:12

Eine nicht alltägliche Englischstunde erlebten die Schüler zweier 8. Klassen der Fries-Sekundarschule Barby am Dienstag. Zusammen mit Radio-SAW-Moderator Warren Green übersetzten sie einen Songtext vom Englischen ins Deutsche.

Barby l In dieser Unterrichtsstunde hatte Englisch-Lehrerin Barbara Berger nichts zu sagen. Sie konnte sich zurück lehnen und gucken, wie ein "Gast-Lehrer" ihren Schülern auf die Sprünge half. Der kam bei Novemberkälte in T-Shirt und kurzen Shorts in die Klasse, als wäre der Sommer ausgebrochen.

Doch der gebürtige Londoner war nicht gekommen, um mit den Barbyern Vokabeln zu pauken oder ein bisschen Small Talk in seiner Muttersprache zu halten. Es ging darum, den Nachwuchs im Englischen fitter zu machen. Was sich zu Beginn der Doppelstunde allerdings etwas zähe anließ. Typisch für dieses Alter zierten sich einige der Pubertierenden kräftig. Allerdings nicht lange. Warren Green löste mit lauter Stimme und lockeren Sprüchen den Knoten recht schnell.

Thema der Stunde war der Pop-Song "All About That Bass" von Meghan Trainor. Wer das Video kennt, das derzeit in den TV-Musiksendern rauf und runter läuft, erahnt worum es geht. Die Sängerin, selbst kein Püppchen, umgibt sich darin mit mehr oder weniger korpulenten Damen und Herren ihres Alters. Diese beweisen aber enorm viel Schwung, wie es so manch` "Normalgewichtiger" nicht drauf hat. So heißt es in der ersten Strophe: "Ja, es ist ziemlich klar, dass ich nicht in Kleidergröße 34 passe. Aber ich kann mich trotzdem sexy bewegen, weil ich dieses gewisse Etwas habe, auf das alle Jungs scharf sind. Und alles sitzt auch genau da, wo es hingehört ..."

Die Achtklässler kamen bei der Übersetzung immer mehr in Fahrt, weil der Text schließlich auch eine Moral vertritt. Warren ließ die deutsche Übersetzung an die Tafel schreiben. Mit seiner lockeren Art sorgte der Brite auch für einige Lacher bei den Schülern. Doch allein die wörtliche Übersetzung ergibt gerade bei Liedern manchmal nicht viel Sinn. "Ihr dürft hier nicht Wort für Wort übersetzen. Ihr müsst den Text erzählen", forderte er die 14-Jährigen auf.

Beatle interviewt

Seit Oktober 2013 ist Warren Green einmal in der Woche in Schulen Sachsen-Anhalts und Niedersachsens unterwegs, um im Englischunterricht bekannte Hits aus den Charts mit den Schülern zu übersetzen. Das Ganze ist später dann auch im Radio zu hören. Ein Projekt, das dem 47-jährigen Laut-Sprecher offensichtlich Spaß macht.

Lehrerin Barbara Berger hatte ihre Klasse bei der Radio-Aktion "Klasse übersetzt!" im September angemeldet und prompt eine Zusage bekommen. "Ich war erstaunt, wie schnell das ging", wunderte sie sich. Es sei eine andere aber sehr effektive Art Unterricht zu machen, resümierte sie am Ende der Doppelstunde.

Der Songtext wurde von den Schülern nicht nur übersetzt, sondern auch gleich im Raum 19 ins Mikrofon eingesprochen. Denn die Übersetzung soll am 28. November in der Rubrik "Was heißt das auf Deutsch?" bei SAW gesendet werden.

Warren Green ist seit 1996 bei dem Magdeburger Privatsender. Der Brite, dessen Lebensmotto Live and let live (Leben und leben lassen) lautet, interviewte bis heute bekannte Größen der Pop-Kultur. So gelang es ihm 2004 den Beatle Paul Mc Cartney nach dessen Leipzig-Konzert an das Telefon zu bekommen. Als Muttersprachler war er für diesen Job am besten geeignet. Sir Paul war offen, auskunftsbereit und sehr höflich. Was der Hörer nicht mitbekam, war die komplizierte Absprache mit dessen Management in der Interview-Vorbereitung. Denn einen Mega-Star, eine Person der Weltgeschichte einfach so anrufen ging ja nicht. Auch Green kommt zu dem Schluss, dass "die wirklich großen Stars" wesentlich entspannter reagieren, als solche, "die gerade mal einen Hit haben".

Einer seiner radio-journalistischen Höhepunkte war für den 47-Jährigen ein Interview mit der Popband Take That, mit der Robbie Williams berühmt wurde. "Als die gemerkt haben, dass ich Engländer bin, haben wir mehr über Fußball und alles Mögliche gesprochen, als über die Musik", erinnerte sich Warren Green, der bei Verkehrsmeldungen genüsslich mit englischem Akzent "Bööörlin" sagt, obwohl er es freilich anders kann.