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Southern-Rock-Band Molly Hatchet aus Florida sorgt für ein volles Haus / Kracher wie "Whiskey Man" oder "Beatin` The Odds" zum Aufwärmen Keine lieben Liedchen zum vierten Advent

Von Thomas Linßner 23.12.2014, 02:08

Wer hätte das gedacht: Kurz vor Weihnachten und dann auch noch an einem Sonntag sorgte die Southern-Rock-Band Molly Hatchet für ein volles Parkett im Barbyer Rautenkranz.

Barby l "Der Typ muss doch ein drittes Bein haben", brüllte ein Konzertbesucher seinem Nebenmann ins Ohr. Grund war das Solo von Schlagzeuger Shawn Beamer, der trotz angehobener Hände mit den Füßen ein solches "Gewitter" erzeugte, dass die Kinnladen des werten Rock-Publikums der Erdanziehung gehorchten. Von Beamer ging etwas diabolisches aus: Er ließ sich pausenlos von zwei Ventilatoren anpusten, der besseren Arbeitsbedingungen wegen. Die nach oben fliegenden langen Haare erinnerten ein bisschen an den Protagonisten der Walpurgisnacht. Der Mann aus Florida war nicht der einzige, der das Saalvolk beeindruckte.

So nach dem Motto: Krieg dich mal wieder ein

Besonders Gitarrist Bobby Ingram suchte immer wieder mittels unterschiedlicher Gesten Kontakt zu den Leuten, denen er mit schöner Regelmäßigkeit seine Gitarren-Plektrums an den Kopf warf. Besonders die Fans aus den vorderen Reihen freuten sich über deartige Reliquien. Als ein junger Mann gestenreich eines dieser aufgefangenen Gitarrenplättchen an seine Lippen führte, winkte Bobby Ingram ab. So nach dem Motto: Nun krieg dich mal wieder ein! Während des Konzertes verbrauchte der Leadgitarrist um die 20 Plektrums.

Obwohl die Vorsilbe "Lead", für "Führen" oder "Leiten" in Barby eigentlich unangebracht war. Denn Molly Hatchets zweiter Gitarrist fehlte wegen Krankheit. Dave Hlubek (63), einziges noch vorhandenes Gründungsmitglied der Band, saß schon bei vorhergehenden Auftritten kränkelnd auf dem Stuhl. Was für Rockbands untypisch ist. So fehlte bei vielen Stücken die parallel spielende Gitarre, was aber wohl nur die knallharten Hatchet-Fans vermissten.

Filmen hätte zum Abbruch des Konzertes geführt

Frontmann Phil McCormack der gerne ellenlange Ansagen macht, ließ keinen Zweifel aufkommen, wer die "Rampensau" im Hause Molly Hatchet ist. Vollkommen durchgeschwitzt musste der dickbäuchige Sänger mit dem Cowboyhut das Hemd wechseln. Nur einmal wurde er kurz sentimental, als es um einen besonderen Titel ging. Und zwar als ein Song gespielt wurde, den sein Kollege Bobby Ingram seiner verstorbenen Ehefrau gewidmet hatte. McCormack legte die Hand aufs Herz, richtete den Blick himmelwärts, um kurz darauf aber gleich wieder zur Tagesordnung über zu gehen. (Der allein lebende Bobby Ingram kümmert sich heute um die Eltern eines ermordeten siebenjährigen Mädchens, für die er persönliche Utensilien aus seiner Karriere versteigern ließ.)

Was sonst im Rautenkranz unüblich ist, galt beim Molly-Hatchet-Konzert. Alle drei Meter klebten Piktogramme im Saal, die Filmen und Fotografieren untersagten, anderenfalls wurde mit dem "Abbruch des Konzertes" gedroht.

Eine Reaktion auf die unzähligen verwackelten Handy-Filmchen, die im Internet kursieren.