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Plötzky berät über Flächennutzungsplan Villen-Landschaft am Waldsee?

In Plötzky wird groß diskutiert. Der Flächennutzungsplan der Stadt sieht
eine andere Nutzung des Geländes in der Nähe des Waldsees vor, als es
die Ortschaft gern wollte. Ihre Ideen müssen jedoch vom Stadtrat gar
nicht beachtet werden.

21.01.2015, 01:11

Plötzky l "Wir wollen die Menschen aus Magdeburg anlocken." Das sagt der Plötzkyer Ortsbürgermeister Martin Kütz, wenn er auf den neuen Flächennutzungsplan der Stadt Schönebeck zu sprechen kommt. Es geht dabei um das Gebiet am Waldsee, was heute brach liegt, aber bebaut werden soll.

Eine Villen-Landschaft oder ein Wohngebiet passe doch gut dahin, sind sich die Anwohner sicher. "So steigern wir ja auch das Durchschnittseinkommen der Stadt", erklärte Kütz mit Blick auf den vermeintlichen Zuzug finanzstarker Magdeburger.

Die negative Überraschung gab es für die Plötzkyer in der Sitzung des Ortschaftsrates im Dezember des vergangenen Jahres. Michael Gremmes, Amtsleiter des Stadtplanungs- und Stadtentwicklungsamts machte den Räten einen Strich durch die Rechnung. Die Idee, das gesamte rund 3,7 Hektar große Grundstück als Bauland ausschreiben lassen zu wollen, sei "nicht genehmigungsfähig".

Daten sprechen gegen größeres Wohngebiet

Hintergrund ist die demografische Entwicklung in Schönebeck. "Wir berufen uns dabei auf Daten des Statistischen Landesamtes", erklärte der Amtsleiter im Volksstimme-Gespräch, "und diese besagen eine nicht so große Bevölkerungszunahme, sodass sich die Größe des angedachten Baugrundes nicht rentieren würde." Das heißt, dass die Stadt und das Land nicht davon ausgehen, dass die Grundstücke verkauft werden könnten. Somit läge das Gelände erneut brach und wäre nicht wirtschaftlich.

Die Idee der Stadt ist nun, einen Teil des Landes als Baufläche auszuschreiben, den anderen Teil als industriell nutzbare. Im speziellen Fall kamen den Verantwortlichen in der Stadtverwaltung Photovoltaik-Anlagen in den Sinn. "Damit würden auch die energiepolitischen Ziele der Stadt Schönebeck unterstützt werden", hob Gremmes die Vorteile hervor.

Die Plötzkyer hingegen sehen diesen Vorschlag als nicht so rosig an. So blute der Ort aus, war der Tenor der Räte. Und außerdem würde man somit die Kernstadt stärken, die Ortsteile aber schwächen. Die Ortschaft sei außerdem ausgelastet und benötige neues Bauland. "Das Ziel muss doch sein", verdeutlichte Ortschaftsrat Erhard Wetzel, "dass der Ort weiter gestärkt wird." Auch würde man mit den Photovoltaik-Anlagen das schöne Landschaftsbild zerstören. "Warum sollen wir dort so ein Spektakel hinstellen", fragte beispielsweise Wetzels Ortschaftsrats-Kollegin Heidrun Rösler.

Gremmes hielt dagegen. Es seien keine dauerhaften Anlagen geplant, sondern welche, die nur über einen gewissen Zeitraum hinweg dort erbaut werden. Wird die Nachfrage nach Bauland entgegen der statistischen Erwartung höher, könne man laut Gremmes schnell reagieren und die Fläche immer umnutzen. "Die Pläne sind nicht festgezurrt, sondern anpassbar, wenn es die Entwicklung verlangt", betonte der Amtsleiter.

Nichtsdestotrotz müsse man immer an die "städtebauliche Entwicklung" denken. Und diese sei nun einmal an den demografischen Wandel angepasst. "Auch in der Kernstadt", fügte er hinzu.

In seiner Februar-Sitzung wird der Stadtrat über den Flächennutzungsplan entscheiden. Bis dahin können auch noch Änderungsanträge gestellt werden. Auch aus Plötzky. Nachteil jedoch ist, dass die ostelbische Ortschaft keinen Stadtrat stellt. Somit müsste sich ein ortsfremder Rat für Plötzky einsetzen.

Ein anderes Problem, dass sowohl die Pläne der Stadt als auch jene von Plötzky betrifft, ist, dass die Fläche in mehreren privaten Händen ist. Damit ist auch immer ein `Nein` durch die Besitzer möglich. Nach Volksstimme-Information haben die ersten Eigentümer aber schon ihre Bereitschaft erklärt, mit der Kommune zusammenzuarbeiten.

Ortsumgehung lässt noch auf sich warten

Ein weiteres Plötzky betreffendes Thema ist die Umgehungsstraße. Die Bundesstraße (B) 246a geht derzeit noch durch den Ort, soll aber laut Bundesverkehrswegeplan einmal um den Ort herumführen.

Aktuell bewertet der Bund die Vorschläge der Länder. "Die Arbeiten werden einen Zeitraum bis weit in das Jahr 2015 hinein in Anspruch nehmen", erklärte Peter Mennicke vom Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr des Landes Sachsen-Anhalt auf Nachfrage der Volksstimme: "Vor diesem Hintergrund sind derzeit noch keine weitergehenden Einschätzungen für die Ortsumgehung Plötzky - Gommern im Zuge der B 246a möglich."