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Unsicherheit wächst bei Kleingärtnern der Sparte "Calbe-West" und Anwohnern der Großen Mühlenbreite Laubenpieper leiden unter Feuerteufel

Von Andreas Pinkert 29.01.2015, 02:11

Das erneute Aufflammen von Kellern und Gartenlauben in der Großen Mühlenbreite lässt Anwohner, Kleingärtner und Kameraden der freiwilligen Feuerwehr nicht zur Ruhe kommen. Nach Volksstimme-Informationen gerät ein junger Mann aus dem Wohngebiet immer mehr ins Visier.

Calbe l Es herrscht Aufregung bei den Laubenpiepern der idyllischen Kleingartenanlage "Calbe-West". Kürzlich feierte die Anlage ihr 90-jähriges Bestehen. Auf dem Großteil der 57 Parzellen mit ihren durchschnittlich 350 Quadratmetern Fläche zwischen Großer Mühlenbreite und Bahnhofsstraße stehen viele stattliche Bungalows.

"Früher ist nie etwas bei uns gewesen. Und dann folgt gleich sowas."

Der Verein pachtet das städtische Grundstück. Fünf Gärten von Gründungsmitgliedern sind noch in Familien- beziehungsweise Verwandtenbesitz. Doch in jüngster Vergangenheit wird die Kleingärtner-Idylle stark getrübt. Für Udo Ernst ist es wohl die schlimmste Zeit in drei Jahrzehnten als Vereinsvorsitzender. "Früher ist nie etwas bei uns gewesen. Und dann gleich sowas", sagt seine Ehefrau besorgt. Mit Sorgenfalten blickt auch der 74-jährige Rentner auf die blanken Fundamente der ersten Laube an der Großen Mühlenbreite. Mitte Dezember 2013 fiel sie in der Nacht den Flammen zum Opfer. Die Pächterin musste die Entsorgung der Überreste zahlen und gab die Parzelle auf.

Daraufhin folgten in "Calbe-West" Ende August und kurz vor Weihnachten 2014 weitere Brandstiftungen an Lauben, die sich bis in dieses Jahr hineinzogen (Volksstimme berichtete). Der finanzielle Schaden geht in die Tausende, Personen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden. Seitdem zählt das Gebiet zu den Haupteinsatzorten der freiwilligen Feuerwehr Calbe, zumal auch Keller in Wohnhäusern der Großen Mühlenbreite zu den Zielen eines oder mehrerer Brandstifter zählten.

Kurios: Bei den jüngsten Alarmierungen der Feuerwehr hatte es sich in "Calbe-West" in zwei Fällen kurz hintereinander um einen brennenden Eimer mit Holzscheiten gehandelt, der auf dem Freigelände einer Parzelle unbewacht in Flammen stand. Die Feuerwehr rückte unnützerweise mit großer Besatzung und Fahrzeugtechnik an. Ortswehrleiter Uwe Wirth spricht wohl allen einsatzgeplagten Kameraden aus dem Herzen, wenn er langsam den Eindruck bekomme, dass der Feuerteufel mit den Blauröcken spielen wolle.

Denn das Brisante an den kleinen Holzeimerfeuern: Nach Volksstimme-Informationen handelt es sich dabei um die Parzelle eines jungen Mannes (Name ist der Redaktion bekannt), der nicht nur im Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft, sondern auch von zahlreichen Anwohnern der Großen Mühlenbreite steht. Im sozialen Netzwerk facebook verfestigen sich dazu zusehends die Meinungen.

"Wir ermitteln, wer in beiden Fällen den Notruf abgesetzt hat, die Nummer ist uns bekannt", sagt Marco Kopitz, Sprecher des Polizeireviers des Salzlandkreises. Handelt es sich um Notrufmissbrauch, werde dies strafrechtlich verfolgt und werde mit Freiheits- oder Geldstrafe geahndet. Um den Feuerteufel zu schnappen, fehle weiterhin ein entscheidender gerichtsverwertbarer Beweis.

"Die Kleingärtner aber auch Anwohner der Großen Mühlenbreite und Häveckerstraße haben die Gartenanlagen im Visier und melden sofort jeden nächtlichen Feuerschein", sagt Reinhard Hädecke, Vorstandsmitglied der Gartensparte "Calbe-West". Die mit Zäunen und hohen Hecken geschützte Anlage werde weiterhin akribisch von den Mitgliedern abgeschlossen. "Mehr können wir nicht tun, um eine Gefahr abzuwehren, zumindest, wenn sie von außen kommt", sagt Hädecke.