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Am Sonntag wird in Glinde Lichtmess gefeiert / Eintrittsplaketten zeigen in diesem Jahr einen Weißstorch Frühlingsbote ist Symbol des Winterfestes

Von Thomas Linßner 30.01.2015, 02:22

Am 1. Februar wird in Glinde Lichtmess gefeiert. 105 männliche Einwohner bauen zusammen mit ein paar Auswärtigen bis dahin 20 Schaustellungen für den Umzug. Als "Eintrittskarte" werden am Sonntag Aufkleber verkauft, die passend zum Glinder Fest mit einem archaischen Handwerkszeug gefertigt wurden.

Glinde l Seit Jahresbeginn ist die winterliche Ruhe in den Glinder Höfen vorbei. Es hämmert, sägt und poltert heftiger als sonst. Der Grund: Die Lichtmess naht.

Nicht ganz so urig geht es bei Astrid und Andreas Mewes zu, die sich am Ortsrand ein modernes Gewerbe-/Wohnhaus gebaut haben. Ihre Druckerei fertigt die Festplaketten und Werbe-Banner. Erstere werden am Dorfeingang verkauft, wo in und vor einem Schilderhäuschen Herren in Frack und Zylinder den Eintritt kassieren.

Die 2015er grünen, roten und blauen Klebeplaketten zeigen als Motiv einen Storch. Schließlich symbolisiert die Lichtmess das allmähliche Frühlingserwachen. (Die Kapelle spielt nach dem Umzug seit Jahrzehnten das Lied "Der Mai ist gekommen".)

Die Gestaltung übernahm Astrid Mewes am Computer, wo auch das Lichtmess-Plakat entstand. Etwas Besonderes - was so recht zum archaischen Männerfest am Elbebogen passt - haben die Plaketten dennoch. Derweil Entwurf und Druck auf modernste Weise geschahen, erinnerte das Ausstanzen an die Zeit, als sich die Welt anschickte, vom Kapitalismus zum Sozialismus überzugehen. Dafür wurde eine Stanzmaschine aus dem Jahre 1953 verwendet. Sie funktioniert auch dann noch tadellos, wenn Computer-Viren an Festplatten nagen oder gar der Strom ausfällt. Denn die Maschine wird mit der Hand bedient.

Und mit viel Muskelkraft. Um sie zu bedienen, muss Astrid Mewes am besten auf einen Hocker steigen. Denn um die physikalischen Gesetze optimal auszunutzen, braucht es einen langen Hebel. "Mit dieser Maschine hat schon mein Großvater Gerhard Jansa in Gnadau gearbeitet", verrät die Firmenchefin. 2002 siedelte sie mit ihrem Mann Andreas von Gnadau nach Glinde um. Die Druckerei Jansa hat eine weit zurückreichende Tradition. Als 1808 die Herrnhuter Brüder von Barby nach Gnadau zogen, dauerte es bis zum April 1830, als man die erste Druckerei gegründete. Bis 1945 wurden in der Druckerei Jansa vorwiegend Losungen und Texte für den kirchlichen Gebrauch gedruckt. Zu DDR-Zeiten kamen wegen Gerhard Jansas umfangreicher Möglichkeiten und guter Qualität viele Firmenprospekte, Werbe- und Geschäftspapiere hinzu.

Astrid Mewes ist auch im Glinder Museums- und Heimatverein aktiv. "Am Sonntag laden wir zum Frauen-Frühstück in das Haus der Sonne ein", sagt sie. Dort gibt es Pellkartoffeln mit Quark, Grünkohl und andere ländliche Leckereien zum Brunch. Wenn der Umzug nach 15 Uhr vorbei ist, stehen Kaffee und Kuchen sowie Führungen durch das Museum auf dem Programm.

Freilich sollte man sich nicht zu sehr an den Begriff "Frauen-Frühstück" klammern, denn Herren der Schöpfung sind ebenso willkommen. Die Damen des Museumsvereins wollen nur ein Pendant zum "Männer-Frühstück" schaffen, das zeitgleich ab 10 Uhr im Goldenen Anker stattfindet. Dort dominieren wirklich die Kerle, die die tags zuvor eingesammelten Bratwürste auffuttern, so manches geistige Getränk kippen und die "Alten Kameraden" singen.

Aber das wäre schon wieder eine andere Geschichte ...