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Verwaltung empfiehlt Schließung / Stadtsprecher wehrt sich gegen Kritik Start für Ausverkauf des Freibades?

Von Ulrich Meinhard 21.02.2015, 02:17

Alle Zeichen stehen auf Schließung des Freibades. Der Stadtrat wird darüber am 19. März entscheiden. Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz versichert aber auch: "Wir diskutieren Lösungsvarianten."

Schönebeck l Die Stadtverwaltung will das Freibad in der Barbarastraße schließen. Das Inventar, wie etwa die Rutsche, soll zum Verkauf angeboten werden. Das geht aus der aktuellen Beschlussvorlage hervor, über die der Stadtrat am 19. März entscheiden soll. Hintergrund sind Sicherheitsprobleme. Deshalb soll das Freibad in diesem Sommer erst gar nicht mehr öffnen. Ins Feld geführt werden Unzulänglichkeiten an den technischen Anlagen der Badewasseraufbereitung (Volksstimme berichtete). In der Vorlage ist zudem angefügt: Die Schließung ist auch auf Grund der Belange des Haushaltes erforderlich.

Gespart wird am Betrieb des Freibades in der Tat seit 2004, etwa, in dem es nur noch während der Sommerferien öffnete und ansonsten eingemottet blieb. Nun soll der gesamte Badebetrieb gestrichen werden.

Noch einmal zur Erläuterung: Am 20. Juli 2014 kam es zu einer Havarie, nämlich einer Fehlfunktion der Wasseraufbereitungsanlage. Das als Desinfektion verwendete Chlorgas ist dabei ausgetreten. Elementares Chlorgas ist ein sehr giftiger Stoff, bereits 0,0001 Prozent davon in der Atemluft reizt die Atemwege. Wie viel Chlorgas austrat, geht aus der Beschlussvorlage nicht hervor. Nach Volksstimme-Informationen soll sich ein Kind Verletzungen zugezogen haben. Vorfälle dieser Art, so die Verwaltung, könnten sich jederzeit wiederholen.

Weiterhin bestehen Undichtheiten in der "Reinwasserleitung" am Spaßbecken, heißt es. Deshalb seien hier 23 von 37 Einströmöffnungen stillgelegt. In der Folge könne eine funktionierende Beckenhydraulik und eine gleichmäßige Verteilung des Desinfektionsmittels nicht gewährleistet werden. Damit nicht genug: Auch das Schwimmerbecken ist, wahrscheinlich an den Ver- und Entsorgungsleitungen, undicht. So sehr, dass täglich ein Wasserverlust von etwa sieben Kubikmeter auftritt.

Allein 12000 Euro würden als Planungskosten zu Buche schlagen, wenn die Ursachen herausgefunden und eine Sanierungsvariante ausgearbeitet werden sollen. Die Ausführung dieser Arbeiten sei "keinesfalls" vor dem diesjährigen Saisonbeginn möglich, wird in der Vorlage festgehalten.

Zwar hat die Stadt bis 2018 für die offenbar absehbare Instandsetzung der alten Chlorgasanlage, für einen neuen Farbanstrich des Spaßbeckens sowie für die Sanierung der Beckendurchströmung im Spaßbecken langfristig Gelder in Höhe von insgesamt rund 175000 Euro eingeplant. Dieses Geld müsste bei einem Weiterbetrieb des Bades aber sofort fließen. Ob das möglich und gewollt ist, muss der Stadtrat entscheiden.

Bei einer Schließung des Freibades würde die Stadt Betriebskosten sparen, allerdings keine Personalkosten, da das Personal für Freibad und Volksschwimmhalle tätig ist.

Auf erfolgte Veröffentlichungen zum Thema hat Stadtsprecher Hans-Peter Wannewitz reagiert. Seine Stellungnahme lautet wie folgt:

"Seit Jahren verfügt die Stadt über einen vom Stadtrat beschlossenen Betrieb gewerblicher Art `Städtische Sportstätten` (BgA), über dessen Gewinn- und Verlustrechnung Steuern an die Stadt Schönebeck zurückfließen. Es gab zunächst eine Einbindung der damaligen STEG (Stadtentwicklungs-Gesellschaft) und später wurde die Stadtwerke Schönebeck GmbH in den BgA eingebunden. Den Bäderbereich komplett an die Stadtwerke zu übertragen, wurde ebenfalls bereits geprüft. Zu dieser Variante ist es seinerzeit nicht gekommen, weil sich der steuerliche Querverbund BgA als positiv erwiesen hat.

Dennoch nimmt sich die Verwaltung des Gesamtproblems an und diskutiert Lösungsvarianten. Der Vorwurf, es gäbe keinen Lösungselan, muss insofern strikt zurückgewiesen werden. Tatsache ist, dass praktikable Vorschläge erarbeitet werden und die Stadträte darüber zu gegebener Zeit in den Fachausschüssen informiert werden.

Zu der zeitlichen Abfolge der eventuellen Schließung ist zu sagen, dass der Stadt die Probleme an der Wasseraufbereitungsanlage durch das damals tätige Unternehmen zunächst nicht angezeigt worden waren. Erst nach einer erneuten Prüfung übermittelte diese Fachfirma die beschriebenen Mängel, worauf unverzüglich mit der entsprechenden Investivplanung begonnen wurde.

Das Thema Freibad schon am 26. Februar mit in die Tagesordnung der Sondersitzung des Stadtrates zu nehmen, ist aus formellen Gründen der einzuhaltenden Ladungsfrist und der nötigen Anhörung der Fachausschüsse nicht möglich." Vielmehr, so Wannewitz abschließend, gebe der Termin 19. März ausreichend Gelegenheit zur breiten Diskussion.