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Christel Löbert koordiniert den Wiederaufbau des Calbenser Bootshauses Umkippen verringert die Angst

Von Ulrich Meinhard 28.02.2015, 02:29

Christel Löbert ist die Leiterin der Abteilung Kanu beim TSG Calbe. Viele Jahre hat sie den Nachwuchs trainiert. Jetzt engagiert sie sich vor allem für den Wiederaufbau des 2013 während der Juni-Flut abgebrannten Bootshauses.

Calbe l Auf der Suche nach Kandidaten für die Artikel-Reihe "Du bis spitze" fragt die Volksstimme alljährlich auch gern in der Bevölkerung nach, wer von den verdienstvollen Bürgern im Altkreis Schönebeck in Frage kommen könnte. Im Fall von Christel Löbert war es unter anderem der Kanu-Trainer Ralf Arndt, der quasi seine Kollegin von der Saale vorschlug. Warum? "Weil sie intensiv Nachwuchsarbeit betreibt. Weil sie sich richtig reinkniet", lautete die Antwort des Schönebecker Stadtrates.

Die Volksstimme trifft Christel Löbert an einem kalten Wintertag auf dem Gelände der Abteilung Kanu des TSG Calbe am Saaleufer, unweit der Großen Fischerei. Sofort beginnt sie zu berichten, wie der Stand der Dinge beim geplanten Wiederaufbau des während der verheerenden Juni-Flut 2013 abgebrannten Bootshauses ist. Etwa, dass sage und schreibe 120000 Euro bereits auf einem Spendenkonto eingegangen sind, dass weitere 60000 Euro Fördermittel zugesagt sind und dass der "Rest" der veranschlagten Summe über den Versicherungsbetrag beglichen werden wird. Weiter, dass das Projekt bereits den Bauausschuss passiert hat, dass am 1. August Baubeginn ist - wenn alles optimal läuft, dass das Gelände von der Stadt an die Abteilung Kanu verpachtet ist, dass hier nicht nur Kanu-Rennsport trainiert wird...

Dabei möchte der Volksstimme-Redakteur eher etwas vom Menschen Christel Löbert erfahren. Da muss schon ein bisschen nachgefragt werden. "Mir liegt vor allem das Gemeinwohl am Herzen", betont die 48-Jährige. Eine Einstellung, die ihr fraglos zur Ehre gereicht und durchaus viel von ihrem Charakter verrät. Aber wo liegen denn die Anfänge für ihr sportliches, für ihr soziales Engagement? Und lässt sich die eigene Freizeit nicht auch anders rumbringen? Auf der Couch etwa und sich dann im TV eine Serie nach der nächsten reinpfeifen?

Allein ihr mildes Lächeln verrät, dass das ihr Ding nicht ist und nie sein wird. Das Aktivsein liegt ihr im Blut.

Das Licht der Welt erblickte Christel Löbert am 28. September 1966. Ein September-Kind, ja, aber schon eine Waage, vom Sternzeichen her. Mit zehn Jahren begann das damalige Mädchen mit dem Paddeln. Weil: "Meine ältere Schwester hatte damit 14 Tage vorher begonnen. Da habe ich mir einfach gesagt: `Das machst du auch`." Das war anstrengend, aber machte auch Spaß. "Ich bin sehr oft umgekippt. Das ist aber gut. Umso weniger Angst hat man."

Bereits mit 14 entschied Christel Löbert, sich zur Übungsleiterin und Kampfrichterin ausbilden zu lassen. So oder so ist der Kanusport recht zeitaufwändig. Trainingslager und Wettkämpfe gehören dazu. "An zehn Wochenenden im Frühling und im Herbst ist man unterwegs", gibt sie einen Einblick. Neben Schule, später Studium in Halle/Saale und schließlich Berufsalltag ist das eine spürbare Belastung. "Aber wenn man einmal dabei ist, bleibt man dabei", meint die Calbenserin. Sie hat noch ein weiteres Credo parat: "Wer einmal Sport macht, wechselt allenfalls die Sportart. Wer keinen Sport betreibt, bleibt meistens dabei."

Nach dem Studium arbeitete die Mutter von zwei Töchtern bei einer Prüfungsgesellschaft in Magdeburg. Ihr heutiger Arbeitsweg führt sie zu den Staßfurter Stadtwerken. Bei diesem regionalen Versorger arbeitet sie als Bereichsleiterin Rechnungswesen.

Viele Jahre hat sie die Kinder trainiert, immer freitags. Ihr Montagsangebot für Groß und Klein: Gymnastik. Mittlerweile konzentriert sich die Abteilungsleiterin (und Stadträtin) auf das Organisieren. Da ist gerade jetzt viel zu tun. Überhaupt steht bei ihr die Kommunikation mit allen im Verein hoch im Kurs. "Wir wollen immer alles miteinander klären, suchen immer nach Kompromissen, wenn es mehr als eine Meinung gibt." Sie ist überzeugt, dass alle Mitglieder der Abteilung Kanu so ähnlich empfinden, wie sie selbst, nämlich: "Zufrieden darüber sein, dass wir alle dazugehören, hier ein zweites Zuhause haben und Teil eines guten Werkes sind." Und was ist das Besondere am Kanu-Sport? "Es entwickelt die soziale Kompetenz. Man muss es miteinander aushalten, unter Umständen in einem Zelt."