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Unterstützung nach Brand von vielen Seiten / Verein Nestwärme bittet als Betreiber des Hauses um Spenden Kinderheim soll wieder aufgebaut werden

Von Ulrich Meinhard 18.03.2015, 02:18

Es war "nur" ein Dachstuhlbrand. Dank der schnellen Hilfe der Feuerwehren konnten die Flammen rasch gelöscht werden, die in der Nacht zum 8. März in einem Kinderheim in Zens loderten. Der Träger der Einrichtung, der Verein Nestwärme, bittet nun die Bevölkerung um Hilfe.

Zens l Es war ein Schock in jeder Hinsicht. Als in der Nacht zum 8. März ein als Kinderheim genutztes Mehrfamilienhaus in Zens teilweise ausbrannte (Volksstimme berichtete), verloren die jungen Bewohner einen großen Teil ihres Hab und Gutes und zudem ihr Zuhause. Die sieben betroffenen Kinder und Jugendlichen im Alter von elf bis 17 Jahren mussten wohl oder übel in ein Ausweichquartier nach Schönebeck umziehen.

Die zur Hilfe herbeigeeilten Feuerwehren aus Bördeland und Schönebeck konnten das Feuer im Dachstuhl schnell löschen. Den unvermeidlichen Schaden durch den Einsatz großer Mengen von Löschwasser versuchten die Kameraden durch einen noch in der Nacht zusätzlich georderten Trockensauger zu minimieren. Die Schönebecker Wehr aus der Tischlerstraße stellte den Betroffenen unkompliziert und schnell Feldbetten zur Verfügung.

Überhaupt waren Anteilnahme und Hilfe insgesamt sehr groß. Einwohner des Dorfes, darunter Bürgermeister Frank Ahrend sowie auch Bördeland-Bürgermeister Bernd Nimmich erkundigten sich einen Tag nach dem Brand nach dem Wohlergehen der Kinder und Jugendlichen und boten in ihren Kräften stehende Unterstützung an, zum Beispiel durch den Einsatz von Bauhof-mitarbeitern aus Bördeland. Salzland-Landrat Markus Bauer machte sich persönlich ein Bild vom entstandenen Schaden, der bei mehreren hunderttausend Euro liegen dürfte.

Der Betreiber der Einrichtung, der Verein Nestwärme e.V., sieht sich mit und nach dem Brand einer großen Herausforderung gegenüber gestellt. Vieles muss geklärt werden, nicht nur die Brandursache: kann das Haus wieder so genutzt werden wie vor dem 8. März? Wie positioniert sich das Jugendamt? Wie die Versicherungen? Der Vereinsvorsitzende Willi Kempa ist in diesen Wochen gemeinsam mit seiner Ehefrau Gerlinde etliche Stunden täglich damit beschäftigt, alle Fragen zu klären.

Mut und Zuversicht geben ihm viele positive Signale. So übernimmt eine Barbyer Wäscherei die Aufgabe, die geretteten Textilien der Hausbewohner zu säubern und zu bügeln. Die Hausratversicherung, in diesem Fall die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA), hat einen ersten Teil der Versicherungssumme für den Verlust des Hausrates ausgezahlt, so dass erste Neuanschaffungen möglich sind, um die sich Kempa gemeinsam mit seiner Frau bereits gekümmert hat. Das Jugendamt des Landkreises sprach eine sogenannte Duldung von acht Wochen aus. Kurz gefasst ausgedrückt heißt das, dass Nestwärme die Chance bekommt, das Heim - es handelt sich um eine familienähnliche Wohngruppe - wieder aufzubauen und weiter zu betreiben. Die laut Gesetz nötige Betriebserlaubnis soll dann - nach der Umsetzung von Auflagen - neu erteilt werden.

Die sieben Kinder und Jugendlichen konnten nach Zens zurückkehren.

Ein glücklicher Zufall spielt Willi Kempa in die Hände. Direkt im Nebengebäude sind zwei Wohnungen derzeit leer. Die nutzt Nestwärme schon; die sieben Kinder und Jugendlichen konnten nach Zens zurückkehren. Der Vereinschef hält das für wichtig: "Sie sind in der Dorfgemeinschaft integriert, etwa im Sportverein", sagt er und fügt hinzu: "Es besteht ein gutes Verhältnis zwischen der Dorfgemeinschaft und der Einrichtung." Kempa ist überzeugt, dass sich auch die jungen Bewohner wohlgefühlt haben im Haus in Zens, darum sollen sie in ihrer vertrauten Umgebung bleiben.

Ob die Versicherungen - das Gebäude selbst ist über den Hauseigentümer bei der VGH versichert - den Schaden in voller Höhe übernehmen, ist gegenwärtig noch unklar. Kempa bittet deshalb die geneigte Öffentlichkeit um Spenden. Mittel, die genutzt werden sollen etwa für Hausrat oder Baumaßnahmen, die die Versicherungen nicht begleichen. "Um dieses zu erwartende Defizit ausgleichen zu können und um schnell handlungsfähig zu sein, bitten wir um Spenden", erläutert Kempa sein Ansinnen. Denn Vorbedingung für eine erneute Betriebserlaubnis durch das Jugendamt werden brandschutzsichere Wände sein, die das Ausbreiten eines Feuers mindestens 60 Minuten verzögern.

Hilfe zugesagt hat mittlerweile das Studioensemble Barby. Die Einnahmen eines Auftritts am 27. März in der Einrichtung der Heimatfreunde in Barby sollen dem Heim zugute kommen. Auch die Firmen E-Center Schönebeck, Hammer Heimtextilien Fachmarkt und Möbel Boss Markt Schönebeck wollen helfen. Wer ebenfalls spenden möchte, kann diese Bankverbindung nutzen: Iban DE 65120300001020270086 bei der Deutschen Kreditbank AG (DKB), "Wiederaufbau Kinderheim". "Wir können Spendenquittungen ausstellen", versichert Willi Kempa.