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Deutsches Rotes Kreuz bietet im Jahr etwa 43 000 Gelegenheiten zum Aderlass / Freiwillige in Biere kennen sich Spendetermin: Alles andere als blutleer

Von Massimo Rogacki 26.03.2015, 01:29

Zum Blutspendetermin in Biere begibt sich ein Volksstimme-Volontär in die Obhut der Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) - und trifft dabei viele kommunikative Menschen.

Biere l Eine kleine Schlange hat sich bereits gebildet. Wer als Spender zum Blutspendetermin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) nach Biere kommt, der hat anscheinend einen Hang zur Pünktlichkeit und keinerlei Angst vor Nadeln. Auch ich reihe mich in die Schlange der Wartenden vor dem Gemeindesaal ein. Weil ich als Journalist vom Termin berichte und auch, weil ich heute selbst unter die Spender gehen möchte.

43 000 Blutspendetermine werden vom DRK im Jahr organisiert und durchgeführt, allein 200 000 Ehrenamtliche tragen dazu bei, dass die Termine geplant werden, dass die Räumlichkeiten hergerichtet werden und dass die belegten Brötchen nach der erfolgten Spende munden. Sollte ich den Gesundheits-Check überstehen und alle Anforderungen erfüllen, kann mein Blut vielleicht bald Leben retten. Denn pro Tag werden in Deutschland allein 15 000 Blutspenden zur Behandlung von Patienten in deutschen Kliniken benötigt.

Bevor es so weit ist, muss ich zunächst an Andrea Müller vorbei. "Erstspender? Den Ausweis bitte, und dann füllen Sie mir bitte den Fragebogen aus!" Die freundliche ehrenamtliche Helferin empfängt mich und händigt mir, nachdem sie meine Personalien aufgenommen hat, ein Klemmbrett mit einem Fragebogen aus. Damit darf ich mich nun beschäftigen. Erste Frage: Fühlen Sie sich gesund? Eigentlich schon, denke ich mir. Noch wird mir beim Gedanken an den bevorstehenden Aderlass nicht mulmig. Auch die anderen Fragen sind leicht zu beantworten. Ich nehme keine Medikamente, habe keine akuten Erkrankungen und hatte in den zurückliegenden Wochen keine Zahn-OP.

Zahnschmerzen beim Gedanken an die bevorstehende Spende haben Marina und Karl-Heinz Wallborn noch nie gehabt. Schon weit über 20 Spenden haben sie hinter sich. Auch das Paar füllt in aller Seelenruhe den Fragebogen aus. "Denken Sie immer daran, vor der Spende genug zu trinken", rät mir Marina Wallborn und nimmt noch einen großen Schluck aus ihrem Plastikbecher.

Ich lasse noch schnell einen Tropfen in meine Kehle rinnen, denn in einem nächsten Raum wartet schon Birgit Surke darauf, mir Blut aus dem Ohrläppchen abzuzapfen. "Ich werde jetzt ihren Hämoglobinwert testen und ihre Körpertemperatur messen", bereitet mich die Laborassistentin vor. Hier fällt auf, das ich auf dem Anmeldeformular meinen Vor- und Nachnamen verwechselt habe. "Sorry, Erstspender-Aufregung", entschuldige ich mich. Dann geht`s schon weiter zur nächsten Station: Arztgespräch. Mir gegenüber sitzt Markus Dold. Obwohl der Honorararzt noch nicht klinisch tätig ist und aktuell an seiner Doktorarbeit schreibt, begebe ich mich ohne zu zögern in seine Obhut. Der Arzt misst meinen Blutdruck. "132 zu 78 - das ist super". Dann gehen wir gemeinsam meinen Fragebogen durch. Dold weist mich darauf hin, dass eine Spende selten mit Übelkeit oder Schwindel einhergeht, versichert aber im gleichen Atemzug, dass ich als Erstspender heute in besonderem Maße "an die Hand genommen" werde. "Ein Bluterguss an der Einstichstelle kann auch mal vorkommen", so der Arzt.

Doch der Hinweis kann mich jetzt nicht mehr abschrecken. Herzlich werde ich vom Arzt verabschiedet. Auf dem Weg in den Spenderaum im ersten Stock ruft mir Andrea Müller "Viel Spaß" zu. Ich lächele und nehme mir zumindest vor, diesen zu haben. Sollte es meinerseits noch Zweifel daran geben, dass eine Blutspende schlimm sein könnte, werden diese nun von Ramona Mitter zerstreut. Die Teamleiterin bittet mich, auf dem weich gepolsterten roten Sessel Platz zu nehmen und erläutert zunächst die Apparaturen um mich herum. Unterdessen schnappt sich DRK-Mitarbeiter Ulf Wege meine Kamera und rückt mich ins rechte Licht. Klappt schon ganz gut, ich frage ihn, ob er die Berufswahl nicht noch einmal überdenken möchte. Möchte er nicht. Sekunden später ist es dann schon so weit: "Jetzt piekst es gleich ein bisschen", höre ich Ramona Mitter sagen.

Bei diesem Satz fühle ich mich wie ein Sechsjähriger kurz vor der Impfung. Alles ist halb so schlimm. Das Eindringen der Nadel ist kaum zu spüren, nach 15 Minuten - und um 500 Milliliter Blut ärmer - sitze ich bereits in einem Nebenraum. Dort beginnt der für mich interessanteste Teil der Spende. Ich habe langsam richtig Appetit. Am Büffet gibt es Brötchen, Aufschnitt, Buletten, Obst und Getränke. Neben mir bedient sich gerade Silvia Schmidt. Sie freue sich immer auf den kleinen Imbiss "danach". Auch die Wallborns sind wieder da. Obwohl hier alle gerade gespendet haben, ist die Stimmung alles andere als blutleer. "Man kennt sich", bekräftigt Marina Wallborn.

Wie zur Unterstreichung dieser These kommt in diesem Moment Ordnungsamtsleiter Bernd Möhring vorbei und grüßt in die Runde. "53 Spenden habe ich bereits auf dem Buckel", so Möhring. Auch er schätzt, wie viele andere Bierer, das Gemeinschaftsgefühl und den kostenlosen Gesundheitscheck "nebenbei". Auch ich freue mich, bald so richtig dazuzugehören. In vier Wochen bekomme ich hoffentlich meinen ersten Spenderausweis.