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Bürgermeister Hause wirbt für Demografieprojekt in der Saalestadt, um auf Veränderungen vorbereitet zu sein Antworten bis 2030 in Calbe gesucht

Von Thomas Höfs 07.05.2015, 03:19

Wie entwickelt sich die Stadt Calbe in den kommenden Jahrzehnten? In einem Demografiekonzept soll es dazu Antworten geben. Der Stadtrat soll heute Abend den Startschuss für das Projekt geben.

Calbe l Überall, wo Calbes Bürgermeister Sven Hause aktuell Termine wahrnimmt, wirbt er schon für das Demografiekonzept. Dem Stadtrat hat er für die Sitzung heute Abend eine entsprechende Beschlussvorlage vorgelegt. Dabei sollen die Volksvertreter beschließen, in den kommenden eineinhalb Jahren ein Demografiekonzept für die Kommune anfertigen zu lassen.

Die Vorlage hat einen ernsten Hintergrund: Befassen sollen sich in den kommenden Monaten, vorausgesetzt der Stadtrat beschließt das Projekt, Fachleute mit der möglichen Entwicklung der Kommune an der Saale. Viele Daten und Fakten sollen bei dem Projekt erhoben werden, erläutert Sven Hause.

Wie entwickelt sich die Bevölkerung in den kommenden Jahren, sei eine Fragestellung. Aktuell verfügt die Stadt über eine der ältesten Bevölkerungen im Land. Neben der Überalterung schrumpft die Bevölkerung weiter. Momentan zählt die Stadt noch rund 9200 Einwohner.

Das Land fördert das Konzept. Einen entsprechenden Antrag hat die Verwaltung bereits gestellt. 80 Prozent der zu erwartenden Kosten werden so übernommen. Stimmt der Stadtrat dem Projekt zu, können die Untersuchungen bereits im Oktober beginnen. Erst im Dezember des folgenden Jahres sollen sie abgeschlossen sein.

In zahlreichen Interviews mit den Bürgern, Vereinen, Unternehmen und Entscheidungsträgern soll das ganze Leben in der Kommune abgebildet werden. Es komme auf den gesamten Blick an, unterstreicht der Bürgermeister. In dem Projekt gehe es um alle Bevölkerungsschichten in der Stadt. Sie sollen sich in dem Projekt wiederfinden.

Vor allem aber soll das Demografieprojekt der Lokalpolitik eine Hilfestellung für künftige Entscheidungen geben. Wie müsse sich die Infrastruktur in den kommenden Jahrzehnten verändern, wenn sich die Bevölkerung ändert, schildert Sven Hause. Welche Einrichtungen, wie Kindertagesstätten und Schulen werden in der Zukunft noch benötigt - das soll die Studie beantworten. Wie muss die Stadt künftig umgebaut werden, um einer älter werdenden Bevölkerung gerecht zu werden und das Leben zu erleichtern? Ausdrücklich einbezogen werden sollen dabei die kleinen Ortsteile der Stadt. Die Lebensumstände der dort lebenden Bevölkerung werde ebenso mit untersucht und die Fragen beantwortet, versichert er. In dem Projekt geht es aber auch um andere Zukunftsfragen. Vor allem auch um die, wie die jungen Leute in der Kommune gehalten werden können.

Es sei völlig illusorisch anzunehmen, Bürger in Größenordnungen zu überzeugen, nach Calbe zu ziehen, meint Sven Hause. Die Stadt müsse vielmehr beim Nachwuchs ansetzen und dort überzeugen, die eigene Zukunft in der Saalestadt zu sehen. Diesen Ansatz hält er für weit realistischer, als auf Zuzug zu hoffen.

Wichtig ist die Zusammensetzung der Bevölkerung vor allem für die heimische Wirtschaft. Die Unternehmen werden auch in den kommenden Jahrzehnten weiter Fachkräfte benötigen. Die Kommune müsse hier mit entsprechenden Entwicklungsschritten den Rahmen bieten, damit die Bevölkerung nicht zu sehr schrumpft und auch in der Zukunft noch ausreichend Menschen im arbeitsfähigen Alter verfügbar sind.

In der zweiten Hälfte des kommenden Jahres sollen erste Ergebnisse der Untersuchung vorliegen. Im Stadtrat und in der Verwaltung soll das Papier dann diskutiert werden.

An die Handlungsempfehlungen müsse sich der Stadtrat dann in den kommenden Jahren halten, wenn das Projekt Früchte tragen soll, erklärt der Bürgermeister. In den kommenden Jahren müsse sich der Stadtrat dann in Selbstdisziplin üben und die aufgezeigten Lösungen umsetzen, meint Sven Hause.

Wichtig werden dabei in Zukunft auch Fördermittel sein. Doch Kommunen, die sich nicht mit ihrer Zukunft beschäftigt haben, werden wahrscheinlich kaum noch Förderungen bekommen, schätzt er ein. Das Thema sei im Land inzwischen so wichtig, dass das Land gleich eine ganze Woche der Demografie widmete, erinnert er. Deswegen sei es jetzt an der Zeit, sich den zukünftigen Fragen zu stellen und bereits jetzt nach Antworten und Strategien zu suchen, um auf die künftigen Veränderungen vorbereitet zu sein.