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Unternehmer des Gewerbegebietes am Stremsgraben haben Breitbandausbau selbst bezahlt Vorgehen ist bundesweit einmalig

Von Julia Schneider 13.05.2015, 03:19

Weil die Stadt kein Geld zur Verfügung stellen konnte und es keine Förderung gab, haben 16 Unternehmer die Finanzierung des Breitbandausbaus am Stremsgraben selbst in die Hand genommen. Nach einigen Schwierigkeiten profitieren sie nun endlich vom Hochgeschwindigkeitsnetz der Telekom.

Schönebeck l Die schnellere Abwicklung von Aufträgen, problemloseres Bestellen von Waren, ein besserer Draht zu Zulieferern und Kunden - viel hängt für die Unternehmen in Schönebeck von einer schnellen Internetverbindung ab. Letztlich sei es eine höhere Wettbewerbsfähigkeit, die sie durch eine Hochgeschwindigkeitsverbindung erlangen, sagt Steffen Schultze stellvertretend für 16 Unternehmer am Schönebecker Stremsgraben.

Viele Firmen in dem Gewerbegebiet konnten jetzt mit einer Internetverbindung ausgestattet werden, die eine Downloadgeschwindigkeit (das Herunterladen von Daten aus dem Internet) bis zu 50 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) und einen Upload (Hochladen von Daten) mit bis zu 10 Mbit/s zulässt. "Was lange währt, wird gut", lautete dazu der Tenor aus den Reihen der Unternehmer, denn sie kämpfen bereits seit 2012 für den Breitbandausbau am Stremsgraben.

"Es hat sich wirklich alles ganz schön verzögert", gab bei einem abschließenden Treffen am gestrigen Dienstag auch Joachim Fricke zu, der bei der Telekom die Planung, Projektierung und Baubegleitung leitet. So hatte die Telekom zunächst damit begonnen, bis zum Schaltschrank Glasfaserkabel einzuziehen. Es wurde eine neue Stromversorgung eingerichtet und neue Technik eingebaut. Schon bei diesen Arbeiten haperte es mehrfach in der Ausführung. "Es gab technische Probleme, an einigen Stellen Lieferschwierigkeiten, Probleme bei der Buchbarkeit und mit bestimmten Tarifen", fasste Fricke grob zusammen. Insgesamt sind seit dem ersten Gespräch, das die Unternehmen damals mit der Telekom führten, bis zur Fertigstellung des Auftrages mehr als zwei Jahre vergangen.

Zunächst hatten die Unternehmer am Stremsgraben aber eine ganz andere Hürde zu überwinden. So hatten sie bereits 2010 einen Vorstoß gewagt und bei der Stadt signalisiert, dass eine schnellere Internetanbindung für ihr Gewerbegebiet unbedingt notwendig ist. "Der Haushalt gab für diese Aufgabe aber absolut keinen Spielraum her", erinnert sich Wirtschaftsförderer Detlev Lorbeer. Zudem sei "die Förderkulisse damals schlecht" gewesen.

Die Unternehmer bekamen also die Ansage, dass für ihr Anliegen leider kein Geld zur Verfügung stünde. Als sie 2012 den nächsten Vorstoß wagten, hatte sich nicht viel an der Situation geändert. Deshalb fassten die Gewerbetreibenden einen Entschluss: Die 20000 Euro, die die Telekom für den Ausbau errechnet hatte, sammelten sie kurzerhand selbst. Nicht jeder Unternehmer gab die gleiche Summe wie der andere - die verschiedenen Bedarfe der Firmen wurden berücksichtigt.

"So wie wir es in Schönebeck durchgezogen haben, das ist bundesweit einmalig", beurteilte Joachim Fricke die Eigeninitiative der Schönebecker Unternehmer. Zwar war die Stadt als Koordinator für den Breitbandausbau eingesprungen - die Kosten trugen die Gewerbetreibenden jedoch ganz alleine.

Noch hakt es an der ein oder anderen Stelle - nicht jeder der 16 Unternehmer kann schon alle Serviceleistungen nutzen, die mit dem Ausbau einhergehen. Offiziell ist dieser nun aber abgeschlossen. Und auch die Zukunftsaussichten für die Hochgeschwindigkeitsdatenleitung sehen gut aus. So sollen die Unternehmer ab kommendem Frühjahr mit 100 Mbit/s im Download und bis zu 40 Mbit/s im Upload arbeiten können. In zwei Jahren sollen Downloadgeschwindigkeiten bis zu 200 Mbit/s erreicht werden. Vergleiche man das mit früheren Downloadgeschwindigkeiten von etwa zwei bis drei Mbit/s, sei dies ein Meilenstein in der Entwicklung, sagen die Unternehmer.

"Der Internetausbau ist zwar nicht die ureigene Sache der Unternehmen, aber in Anbetracht der Haushaltssituation und weil uns die Stadt sehr am Herzen liegt, haben wir das selbst in die Hand genommen", resümierte Steffen Schultze im Namen der Unternehmer. Wirtschaftsförderer Detlev Lorbeer lobte dieses Engagement der Gewerbetreibenden.