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Deutsche Bahn Zugausfälle nerven Kunden im Salzland

Auf der Zugstrecke Bernburg-Calbe sind im Juni zahlreiche Züge ausgefallen. Bahnkunden machen im Internet darüber ihrem Unmut Luft.

Von Olaf Koch 27.07.2015, 18:52

Schönebeck/Calbe l Bahnkunden mit viel Hornhaut an den Füßen nehmen es längst gelassen. Doch was im Monat Juni auf der Zugstrecke zwischen Bernburg-Calbe-Schönebeck und umgekehrt passierte, kommt auch bei dem treuesten Kunden ganz schlecht an: Stundenlang fielen auf der Strecke, die vor eineinhalb Jahren mit viel Tamtam wieder eingeweiht wurde, Züge aus.

Die Liste, die der Volksstimme vorliegt, dokumentiert die Nicht-Leistung: am 6. Juni und 7. Juni jeweils von 5.54 bis 13.06 Uhr alle Züge, am 8. Juni zwischen 14.28 und 21.23 Uhr alle Züge, am 12. Juni zwischen 14.28 und 21.23 Uhr alle Züge, am 13. Juni zwischen 13.54 und 22.17 Uhr alle Züge, am 25. Juni nur eine Fahrt, am 26. Juni kein Zug zwischen 19.21 und 21.23 Uhr und am 28. Juni zwischen 5.53 und 13.07 Uhr alle Züge. Unschöner Höhepunkt am 27. Juni: An diesem Sonnabend fielen alle Züge auf der Strecke aus. "Von der Sache her kann das ja immer mal passieren. Aber bei einer Bahnstrecke, die wegen ihrer niedrigen Fahrgastzahlen unter Beobachtung steht, wiegt jede Unregelmäßigkeit doppelt", schreibt ein genervter Bahnkunde an die Volksstimme.

Mangelhafte Leistung

Wolfgang Ball ist die Sache sichtlich peinlich. Er ist Pressesprecher der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa), die die Strecke vor gut eineinhalb Jahren ausgeschrieben hat. Den Zuschlag erhielt damals die Elbe-Saale-Bahn, die nun im Auftrag fährt. Sie ist seit dem Jahr 2006 als Dienstleister des Schienenpersonennahverkehrs und Produktmarke der DB Regio AG im nördlichen Sachsen-Anhalt und im geringen Umfang in Niedersachsen und Brandenburg unterwegs.

So versucht Wolfgang Ball im Namen der Nasa die Wogen zu glätten. "Ich muss die Ausfälle, so wie Sie sie geschildert haben, leider bestätigen", sagt der Pressesprecher auf eine Anfrage der Volksstimme. Bei genauerer Betrachtung der Ausfallzeiten wird ein Muster deutlich: Es scheinen jeweils Schichten der Lokführer zu sein. "Das ist richtig. Wir haben das geprüft: Es gab im Monat Juni einen erheblichen krankheitsbedingten Personalmangel. Deshalb mussten die Züge ausfallen."

Fährt kein Zug, wird auch kein Passagier befördert. Damit wird der Juni der "schwarze Monat" und könnte die Fahrgastzahlen wieder stark nach unten reißen. "Nein, das wird nicht passieren", erklärt Wolfgang Ball, "Zugausfälle werden bei der Betrachtung der Fahrgastzahlen ausgeklammert und fließen somit nicht in die Analyse ein."

Züge werden nicht bezahlt

Ball hat auch keine Befürchtung, dass wegen der Ausfälle im Juni nun die Gefahr droht, dass die Strecke nicht mehr bedient wird. "Das ist nicht unsere Absicht. Wir haben uns für diese Strecke ausgesprochen und werden das auch weiter tun." Seinen Informationen nach habe die Deutschen Bahn die Zusage gegeben, dass eine deutliche Besserung eintreten soll. Die gehäuften Zugausfälle in dieser Form sollen nicht mehr vorkommen.

Die Deutsche Bahn steht dabei unter einem finanziellen Druck. Jeder Zug, der nicht fährt, wird vom Auftraggeber Nasa auch nicht bezahlt. Selbst führt die Nasa Kontrollen und Stichproben durch. Beginnt die Deutsche Bahn bei der Abrechnung "zu schummeln", werde es richtig teuer für das Unternehmen.

Werktags fahren auf der Strecke 15 Züge in beide Richtungen, am Wochenende 17. Manche von ihnen starten und enden in Magdeburg. "Diese Verlängerung in die Landeshauptstadt, die Ausrichtung des Berufsschulverkehrs morgens nach Schönebeck sowie die Einbeziehung des neuen Haltepunktes Calbe/Stadt haben sich insgesamt positiv auf die Passagierzahlen ausgewirkt", macht der Pressesprecher der Nasa deutlich. Dennoch aber bewege sich die Zahl im Vergleich zu anderen Strecken auf einem niedrigen Niveau. Zahlen kann Wolfgang Ball nicht sagen. "Dafür ist der Untersuchungszeitraum noch nicht repräsentativ."

Strecke hat auch noch im Jahr 2016 Bestand

Dennoch halten das Land Sachsen-Anhalt als Geldgeber und die Nasa als Auftraggeber an der Strecke nach Bernburg fest - auch im Jahr 2016. "Die Bestellung für das kommende Jahr wurde bereits ausgelöst", betont Wolfgang Ball. Was danach wird, wäre in einer Prognose unlauter. Die Entscheidung ist unter anderem davon abhängig, wie die Finanzmittel aussehen werden, die zur Verfügung stehen, und wie sich die Nachfrage entwickelt. Vorerst steht das Signal also noch auf "Freie Fahrt".