Ministerbesuch Eine Frage unbeantwortet

Zu einem Arbeitsbesuch wurde am gestrigen Freitag Sachsen-Anhalts Ministerpräsident im Schönebecker Dr.-Hermann-Gymnasium begrüßt.

Von Olaf Koch 28.08.2015, 18:21

Schönebeck l Pausengespräch im Schönebecker Gymnasium. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff beißt in "Carls Café" genüsslich in ein frisches Leberwurstbrötchen und fragt den Schüler der 10. Klasse, Jonas Sandau, wie denn die Sommerferien waren. Jonas versteht die Frage, gibt aber eine unerwartete Antwort: "Dringend nötig!"

Heiterkeit. Ja, auch in der Schule sollte gelacht werden - dringend. Einen Beitrag dafür leisteten zuvor Gastgeber Schulleiter Dr. Ulrich Plaga und der Ministerpräsident. Beide versuchten die Unterrichtsfächer für die Schüler - Geschichte und Chemie - in ihrer grundsätzlichen Bedeutung zu klären. Auf der einen Seite Ministerpräsident Haseloff, der Chemie mag, wie er erzählte. Auf der anderen Seite Ulrich Plaga, der Schulleiter ist. Und wie immer im Leben ist der Mittelweg wohl der richtige, auf den sich beide am Ende irgendwie einigten.

Haseloffs Ritterschlag

Wie eindrucksvoll die beiden alten Schulgebäude in den vergangenen Jahren für acht Millionen Euro saniert wurden, musste der Gast aus Magdeburg zugeben. "Ah, das ist ein kompletter Neubau", stellte Haseloff beim Anblick des Hauses zunächst fest. Diese Feststellung ist eine Art Ritterschlag für die Architekten, die es nämlich "meisterhaft" - so formuliert es der Schulleiter - verstanden haben, alt und neu in diesem Komplex zu vereinen. "Wir sind sehr gut bei Sanierung, Bau und der Ausstattung vom Landkreis beraten worden", fügte Plaga hinzu.

Genau 754 Schüler besuchen derzeit das Gymnasium, das nicht nur Wissen im Unterricht vermittelt, sondern auch soziale Kompetenz. Und die auf verschiedenen Gebieten. "Wir haben zwei Chöre, die in Schönebeck und Umgebung durchaus bekannt sind", berichtet Ulrich Plaga. Derzeit zählen 160 junge und ältere Sängerinnen und Sänger zum Ensem-ble. Soziales Lernen findet aber auch auf einem anderen Gebiet statt. So pflegt das Gymnasium Partnerschaften zu Schulen in Russland, Schweden und Frankreich.

Haseloff staunt, auch darüber, wie im Hermann-Gymnasium Demokratie gelehrt wird, was nicht bedeutet, dass alle Ideen machen können und einer entscheidet. "Unsere Steuerungsgruppe trägt auch manchmal Vorschläge heran, mit denen ich nicht zufrieden bin, sie aber akzeptieren muss", zeigt sich Plaga als lupenreiner Demokrat.

So fährt das Gymnasium unter anderem den Weg, sich von Klassenfahrten zu verabschieden und Studienfahrten anzubieten, klassenstufenübergreifend. In zehn Tagen zum Beispiel startet das Gymnasium ein Vorhaben, was in der Schulgeschichte wohl einmalig ist: 900 Schüler, Lehrer und Eltern fahren in 18 Bussen für einen Tag nach Dresden, besuchen die Semperoper und nehmen dort geschlossen an einer Veranstaltung teil. Ein Projekt, das seit eineinhalb Jahren vorbereitet wird.

Wie wichtig auch in einem Gymnasium Schulsozialarbeit ist, darauf verweist der Vorsitzende des Elternrates, Karl-Heinz Burbank. Er habe festgestellt, dass die Gymnasien bei der Förderung hinten runterfallen und fragt den Ministerpräsidenten, warum nur Sekundarschulen und Berufsschulen berücksichtigt würden? "Diese spezielle Betreuung in so einer großen Schule wäre nicht schlecht", sagt er.

Schulsozialarbeit als Anregung

Die Anregung nehme der Ministerpräsident gerne mit und verwies zudem auf die beiden Landtagsabgeordneten Petra Grimm-Benne und Gunnar Schellenberger, die gestern mit von der Partie waren. Den Haushalt, so das schwache Argument Haseloffs, verabschiede nun mal der Landtag und nicht er.

In Magdeburg aber haben mindestens zwei Gymnasien Schulsozialarbeiter, landesweit werde der Einsatz recht unterschiedlich gehandhabt. Warum es in Magdeburg geht und in Schönebeck nicht? Die Antwort zu dieser Frage blieb Ministerpräsident Reiner Haseloff gestern leider schuldig.